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Operation Romanow

Operation Romanow

Titel: Operation Romanow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glenn Meade
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nicht so eine alberne Romantikerin.«
    »Wie meinst du das?«
    »Du glaubst doch wohl selbst nicht, dass uns dein Klavierlehrer bis nach Sibirien gefolgt ist und die Absicht hat, uns zu retten! Weißt du, wie lächerlich sich das anhört? Ich bin froh, dass du es Papa nicht erzählt hast. Er würde glauben, du wärest verrückt geworden. Es muss jemand anderes mit demselben Namen sein.«
    Anastasia dachte darüber nach. Dann legte sie die Nadel aus der Hand und stand auf. »Vielleicht hast du recht. Es ist albern.«
    »Wohin gehst du? Wir sind noch nicht fertig.« Maria zeigte auf die Edelsteine. »Mama hat gesagt, wir sollen alle Steine in die Unterwäsche einnähen.«
    »Wir brauchen neues Garn. Die Novizinnen kommen bald. Ich hole neues. Versprich mir, dass du mit niemandem darüber sprichst.«
    »Worüber?«
    »Was ich dir erzählt habe. Dass ich glaube, der Steinewerfer könnte mein Klavierlehrer sein.«
    Maria kicherte wieder.
    »Ich meine es ernst, Maria. Mit niemandem . Es ist unser Geheimnis.«
    Auf dem Gang traf Anastasia zwei junge Wachen, die sie mit verächtlichen Mienen musterten. Sie schnitt eine Grimasse, worauf die beiden Männer zu lachen begannen. Anastasia schaffte es immer wieder, sie zu erheitern.
    »Wohin gehst du, Anastasia Romanowa?«, fragte einer der beiden.
    »Ich hole neues Nähgarn.«
    »Halt dich nicht zu lange damit auf!«
    »Es dauert so lange, wie es eben dauert, ihr Idioten«, flüsterte Anastasia leise.
    »Was hast du gesagt?«, fragte einer der Wachposten stirnrunzelnd.
    »Ich habe gesagt, es dauert nicht lange, und vielen Dank, dass Sie es mir erlaubt haben!« Anastasia schenkte den beiden ein charmantes Lächeln und sprang die Treppe hinunter.
    Als sie im Hausflur ankam, blieb sie neben der Eingangstür stehen und wartete. Ohne die Erlaubnis des Kommandanten durfte sie das Haus nicht verlassen. Doch zum Glück erblickte sie nur wenige Sekunden später die Novizinnen. Antonina und Marija standen am Palisadenzaun. Sie trugen zwei Körbe, welche Lebensmittel und andere Dinge, die sie benötigten, enthielten. In der ersten Zeit der Gefangenschaft hatten die beiden jungen Frauen geheime Botschaften für den Zaren mitgebracht, die in frischen Broten oder in dem Milchbehälter, den sie mitbrachten, versteckt gewesen waren. Doch in letzter Zeit geschah dies immer seltener.
    Als die Novizinnen Anastasia sahen, lächelten sie und winkten, während die Wachen die Körbe kontrollierten.
    Anastasia winkte zurück, dann sah sie sich um. Im Hausflur war niemand.
    Mit klopfendem Herzen schob sie eine Hand in die Rocktasche und zog das Foto heraus.
    Es war das Bild, das sie von sich und Philip mit der Kodak-Kamera in Zarskoje Selo gemacht hatte. Beide lächelten in die Kamera.
    Obwohl die Qualität des Fotos mit den leicht verschwommenen Gesichtern nicht besonders gut war, hing sie sehr an dem Bild. Nach dem Gespräch mit Jakow hatte sie es aus ihrer Sammlung herausgesucht.
    Seien Sie stark. Hilfe naht. Philip.
    Anastasia spürte, dass sie errötete, und als sie das Bild von Philip betrachtete, schlug ihr das Herz bis zum Hals.
    War es wirklich möglich, dass er die Botschaft geschickt hatte?
    Es ergab keinen Sinn. Und doch spürte sie tief in ihrem Inneren, dass die Zeilen von ihm stammten.
    Als Anastasia eine Tür im Haus knarren hörte, steckte sie das Foto hastig wieder in die Tasche.
    Anastasia wusste, dass Maria sich insgeheim damit abgefunden hatte, dass ihre jüngere Schwester den Ton angab. Daher würde Maria schweigen, wie Anastasia es von ihr verlangte, und sie konnte sicher sein, dass ihre Vermutungen vorerst ein Geheimnis blieben.

40. KAPITEL
    Briar Cottage, Irland
    Es war ein herrlicher Junitag, und Boyle fuhr in dem T-Ford die Inselstraße entlang, die durch eine Hügellandschaft führte. Lydia saß auf dem Beifahrersitz. Die Straße fiel steil ab, bevor sie das Dorf Collon erreichten.
    Es war ein malerischer Ort mit hübschen Steinhäusern und getünchten Cottages, ein paar Geschäften und Pubs und einer wunderschönen presbyterianischen Kirche aus rotem Granit, die alles überragte.
    Heute fand ein Viehmarkt statt. In den Straßen drängten sich Farmer, und es stank entsetzlich. Boyle lenkte den Wagen an den Viehherden vorbei durch das Dorf und fuhr noch weitere zwanzig Minuten, bis sie zu einem von zwei Granitsäulen gesäumten Tor gelangten, auf denen in Stein gemeißelte Löwen saßen.
    Die Löwen bewachten ein Anwesen aus dem achtzehnten Jahrhundert mit einem stattlichen

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