Operation Sahara
Massarde blickte in die Augen eines Schakals, während Kazim in die Augen eines Fuchses sah.
»Wie kommen Sie auf diesen abwegigen Gedanken?« fragte Massarde sarkastisch.
»Wir wissen jetzt, daß drei Männer auf dem Boot gewesen sein müssen. Ich vermute, die Explosion sollte als Ablenkungsmanöver dienen. Zwei kamen an Bord Ihres Hausbootes, während der dritte, bei dem es sich um diesen Gunn handeln muß, zur Küste schwamm und sich bis zum Flughafen durchschlug.«
»Der Angriff war so unglaublich gut und zeitlich knapp geplant, daß es sich bei der Mitnahme dieses Gunn um einen reinen Zufall handeln muß.«
»Die Planung des Ablaufs und dessen Durchführung war deshalb so ausgezeichnet, weil erstklassige Profis dahintersteckten«, erwiderte Kazim gedehnt. »Die Einheit wurde höchstwahrscheinlich von diesem Agenten, der sich Dirk Pitt nennt, über Zeitpunkt und Ort, wo Gunn sich versteckt hielt, informiert.«
»Woher wollen Sie das wissen?«
Kazim zuckte die Schultern. »Ich vermute es.« Er sah Massarde an. »Haben Sie bereits vergessen, daß Pitt Ihr Satelliten-Kommunikationssystem benutzt hat, um seinen Vorgesetzten, Admiral James Sandecker, zu informieren? Das war der Grund, weshalb die beiden an Bord Ihres Bootes gekommen sind.«
»Doch dieser Umstand liefert keine Erklärung dafür, weshalb sie nicht den Versuch unternommen haben, zusammen mit Gunn zu entkommen.«
»Offensichtlich haben Sie die Männer erwischt, bevor sie den Fluß durchschwimmen und sich mit Gunn am Flughafen treffen konnten.«
»Warum sind sie dann nicht geflohen, nachdem sie meinen Hubschrauber gestohlen hatten? Die Grenze zu Niger liegt nur 150 Kilometer entfernt. Ich finde es wenig plausibel, weiter ins Landesinnere zu fliegen, den Hubschrauber zu versenken und anschließend Ihren Wagen zu klauen. In dieser Gegend gibt es keine Brücken, also können sie nicht nach Süden zur Grenze fahren. In welche Richtung könnten sie sonst gefahren sein?«
Kazims kalte Augen musterten ihn unverwandt. »Vielleicht in eine, die niemand vermutet.«
Massardes Augenbrauen zogen sich zusammen. »Nach Norden, in die Wüste hinein?«
»Wohin sonst?«
»Absurd.«
»Ich habe für jede bessere Theorie ein offenes Ohr.«
Massarde schüttelte skeptisch den Kopf. »Was für einen Grund könnten zwei Männer haben, einen 60 Jahre alten Wagen zu stehlen und damit in die größte Wüste der Welt zu fahren? Das wäre reiner Selbstmord.«
»Bis jetzt kennen wir ihre Beweggründe nicht«, gab Kazim zu.
»Die beiden sind Teil einer Geheimoperation. Soviel ist sicher. Doch deren Ziel ist uns nicht bekannt.«
»Militärische Geheimnisse?« fragte Massarde.
Kazim schüttelte den Kopf. »Sämtliche geheimen Unterlagen, die mein Militärprogramm betreffen, sind zweifellos bei der CIA abgelegt. In Mali gibt es keine geheimen Projekte, die für eine ausländische Nation von Interesse sein könnten, nicht einmal für unsere Nachbarländer.«
»Es gibt zwei, die Sie vergessen haben.«
Kazim warf Massarde einen neugierigen Blick zu. »Worauf spielen Sie an?«
»Auf Fort Foureau und Tebezza.«
»Wenn sie es auf diese beiden Projekte abgesehen haben, wieso schnüffeln sie dann mehr als 300 Kilometer weit im Süden herum?«
»Das weiß ich nicht. Doch mein Agent bei den Vereinten Nationen behauptet steif und fest, daß sie nach einer chemischen Kontamination fahnden, die ihren Ursprung im Niger hat und, nachdem das Gift ins Meer geschwemmt wird, für die enorme Verbreitung der Roten Flut verantwortlich ist.«
»Eine abwegige Vorstellung. Ich halte das Ganze für eine falsche Fährte.«
»Die nur zu gut von den wirklichen Absichten, nämlich dem Eindringen in Fort Foureau und einer Dokumentation der Verletzung der Menschenrechte in Tebezza ablenken könnte«, warf Massarde ein.
Kazim schwieg. In seiner Miene spiegelten sich Zweifel.
Massarde fuhr fort: »Nehmen wir mal an, daß Gunn wichtige Informationen bei sich hatte, als er außer Landes geflogen wurde. Wieso sonst sollte eine derartig komplexe Operation in Szene gesetzt werden, während die beiden anderen nach Norden in die Richtung unserer beiden gemeinsamen Projekte fahren?«
»Wir werden die Antwort bekommen, wenn ich sie fasse«, erklärte Kazim, und in seinem Ton schwang Wut mit.
»Sämtliche zur Verfügung stehenden Militär- und Polizeieinheiten haben bereits die Straßen und Kamelpfade gesperrt, die außer Landes führen. Meiner Luftwaffe habe ich darüber hinaus Befehl erteilt, im Norden
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