Operation Sahara
gesetzt, daß jede Kombination funktioniert, solange man es vermeidet, ganz lang auf den Knopf zu drücken.«
Eine halbe Minute später öffneten sich die Türen. Der Fahrstuhlführer blickte hinaus und sah niemanden. Neugierig trat er über die Schwelle – und brach ohnmächtig zusammen, weil Pitt ihm mit dem Kolben der Maschinenpistole einen Schlag in den Nacken versetzt hatte. Giordino zog den Fahrstuhlführer schnell in die Kabine, während Pitt die Türen schloß.
»Alles einsteigen. Nächster Halt: Vorstandsetage«, rief er und drückte auf den obersten Knopf der Bedienungstafel.
»Kein Besuch bei der Gesteinsmühle und der Goldgewinnung?«
»Nur wenn du unbedingt darauf bestehst.«
»Ich verzichte«, knurrte Giordino.
Nebeneinander standen sie in der kleinen Kabine, beobachteten die aufleuchtenden Lämpchen über der Bedienungstafel und fragten sich, ob oben wohl eine ganze Armee von Tuaregkriegern auf sie warten würde, um mit ihnen kurzen Prozeß zu machen. Das Summen wurde leiser, und der Lift kam so behutsam zum Halten, daß man es kaum merkte.
Pitt entsicherte seine Maschinenpistole und nickte Giordino zu. »Fertigmachen.«
Die Tür öffnete sich.
Niemand schoß. Ein Ingenieur und ein Wachposten gingen, in ein Gespräch vertieft, den Gang vor dem Aufzug entlang und hatten ihnen den Rücken zugewandt.
»Fast so, als wollten die, daß wir abhauen«, murmelte Giordino.
»Freu dich nicht zu früh«, warnte Pitt, »noch sind wir nicht draußen.«
Den Fahrstuhlführer konnten sie nirgendwo verstecken.
Deshalb drückte Pitt den Knopf der untersten Ebene und schickte ihn auf die Reise. Dann schlichen sie, sich sorgsam außer Sichtweite haltend, hinter den beiden Männern her, bis diese in einem Raum hinter einer der alten, geschnitzten Türen verschwanden.
Der kannelierte Korridor lag genauso verlassen da wie vor 24 Stunden, als die Wachen sie hindurchgeführt hatten. Die Maschinenpistolen nach vorn gerichtet, hielten sie sich eng an der Wand und, liefen weiter, bis der Korridor auf den Stollen stieß, der zur Galerie führte, wo die Lastwagen geparkt waren.
Ein Tuareg auf einem Campingstuhl bewachte den Eingang. Er hockte ruhig da, rauchte Pfeife, las im Koran und erwartete aus der Richtung der Ingenieurbüros und der Unterkünfte nicht den geringsten Ärger.
Pitt und Giordino blieben stehen, um zu verschnaufen, und schauten sich in die Richtung um, aus der sie gekommen waren.
Sie wurden nicht verfolgt. Dann konzentrierten sie sich auf die letzte Hürde.
Das war die freie Fläche über gut 50 Meter, die offenbar nicht von den Kameras überwacht wurde.
»Ich laufe schneller als du«, wisperte Pitt und reichte Giordino seine Waffe. »Wenn er mich angreift, bevor ich bei ihm bin, schalt ihn aus.«
»Paß bloß auf, daß du nicht in meine Schußlinie kommst«, warnte Giordino.
Pitt zog die Schuhe aus und ging in die Hocke wie ein Sprinter beim Start, suchte mit den Füßen auf dem Boden festen Halt und rannte los. Pitt wußte, daß er eine gute Zielscheibe abgeben würde. Seine Tritte waren zwar kaum zu hören, aber die Akustik im Felsentunnel war gut. Er hatte fast 40 Meter zurückgelegt, als der Wachposten vom Trappeln der Füße in seinem Rücken neugierig geworden, sich umdrehte und fassungslos dem Sklaven entgegenstarrte, der auf ihn zustürmte. Letzten Endes war es die verlangsamte Reaktion des Tuareg, die Pitt rettete.
Der Lauf der Maschinenpistole hob sich gerade in dem Augenblick, als Pitt sich nach vorne gegen den Wachposten warf. Der Mann schlug mit dem Kopf auf und wurde ohnmächtig.
Pitt rollte sich von seinem Gegner herunter und rang keuchend nach Atem. Er keuchte immer noch, als Giordino herankam und auf ihn hinabsah.
»Nicht schlecht für einen alten Mann von vierzig«, stellte er fest, streckte die Hand aus und zog Pitt auf die Beine.
»So was werde ich nicht nochmal versuchen. Nie mehr«. Pitt schüttelte entschieden den Kopf. Er warf einen Blick auf die lange, unterirdische Galerie. Zwei Renault-Lastwagen parkten nebeneinander in unmittelbarer Nähe des Tunnels, der draußen in die enge Schlucht führte. Dann sah er auf den Tuareg, der zusammengebrochen am Boden lag.
»Du bist doch kräftig«, sagte er zu Giordino. »Trag ihn zum nächsten Lastwagen und schmeiß ihn auf die Ladefläche, Wir nehmen ihn mit. Wenn zufällig jemand vorbeikommt, wird er denken, dem Mann sei langweilig geworden und er habe seinen Posten verlassen, um sich die Beine zu vertreten.«
Giordino
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