Operation Sahara
Massarde allein auf eine billige und gefährliche Lösung ankam, hätten wir das niemals zugelassen.«
Pitt sah Monteux an. »Sie müssen Massardes Plan doch bereits frühzeitig erkannt haben.«
Monteux schüttelte den Kopf. »Bei uns Gefangenen in Tebezza handelte es sich nur um beratende Ingenieure und Unternehmer, die nicht zu Massardes Firmengruppe gehörten.
Wir waren lediglich mit der Konstruktion und der Planung des Thermalreaktors und des photovoltaischen Gittersystems befaßt.
Bei den Ausschachtungsarbeiten handelte es sich um ein völlig abgetrenntes Projekt, das von Massarde Enterprises durchgeführt wurde.«
»Wann haben Sie Verdacht geschöpft?«
»Zunächst gar nicht. Bis der erste Giftmüll über die Eisenbahnlinie eintraf, die Massarde mit billigen Arbeitskräften gebaut hatte, die von General Kazim zur Verfügung gestellt worden waren. Eines Abends drang einer der Ingenieure, der für den Zusammenbau der Parabolspiegel verantwortlich war, in die Lagerkammer ein. Er hatte einen Ausweis gestohlen, der ihm den Zutritt ermöglichte. Er erkannte, daß die Ausschachtungsarbeiten nie eingestellt worden waren und daß der Abraum heimlich in den Frachtcontainern fortgeschafft wurde, in denen der Giftmüll ankam. Er fand auch die Lagerstätte, wo die Behälter mit dem Atommüll aufbewahrt werden.«
Pitt nickte. »Mein Freund und ich sind auch über diese Geheimnisse gestolpert und ahnten nicht, daß wir auf Massardes Überwachungsmonitoren zu sehen waren.«
»Der Ingenieur entkam, erreichte unsere Wohnquartiere und erzählte uns, was er gesehen hatte«, erklärte Monteux. »Kurz danach wurden alle von uns, die nicht bei Massarde Enterprises beschäftigt waren, mitsamt den Familien gewaltsam zusammengetrieben und nach Tebezza verfrachtet, damit wir in Frankreich nichts über Massardes geheime Operation erzählen konnten.«
»Wie hat er Ihr plötzliches Verschwinden erklärt?«
»Mit einer Geschichte über einen Unglücksfall auf der Anlage.
Ein Feuer habe uns allesamt getötet. Die französische Regierung beharrt auf einer gründlichen Untersuchung, doch Kazim verweigerte ausländischen Inspektoren die Einreise nach Mali und behauptete, seine Regierung werde die notwendige Untersuchung durchführen. Natürlich ist danach nichts passiert, und unseren Angehörigen wurde mitgeteilt, die Asche unserer Leichen sei nach einer rührenden Zeremonie über der Wüste verstreut worden.«
Das Grün in Pitts Augen wurde intensiver. »Massarde ist gründlich. Doch er hat eine Reihe von Fehlern begangen.«
»Fehler?« fragte Monteux neugierig.
»Er hat zu viele Menschen am Leben gelassen.«
»Als Sie gefangen wurden, haben Sie ihn da getroffen?«
Pitt hob die Hand und tastete nach dem Schorf auf seiner Wange. »Der Mann hat einen unangenehmen Charakter.«
Monteux lächelte. »Sie können sich glücklich schätze n, daß dies das einzige Geschenk ist, das Sie von ihm bekommen haben. Als man uns zusammengetrieben und eröffnet hat, daß wir zur Zwangsarbeit in die Minen transportiert werden sollten, hat eine der Frauen Widerstand geleistet und ihm ins Gesicht gespuckt. Er hat sie seelenruhig mit einem Schuß zwischen die Augen erledigt – und das vor den Augen ihres Mannes und der zehnjährigen Tochter.«
»Je mehr ich über den Mann höre«, stellte Pitt mit kalter Stimme fest, »desto weniger kann ich ihn leiden.«
»Die Soldaten haben gesagt, wir würden heute nacht versuchen, einen Zug anzuhalten und nach Mauretanien zu entkommen.«
Pitt nickte. »Das ist unser Plan. Vorausgesetzt, wir werden nicht vor Einbruch der Dunkelheit vom malischen Militär aufgespürt.«
»Wir haben uns unterhalten«, erklärte Monteux ernst.
»Niemand von uns wird nach Tebezza zurückgehen. Alle würden den Tod vorziehen. Wir haben beschlossen, unsere Frauen und Kinder eher zu töten, als zuzulassen, daß sie nochmals in den Minen leiden müssen.«
Pitt sah Monteux an und musterte dann die Frauen und Kinder, die auf dem Steinfußboden des Arsenals lagerten. In seinem zerfurchten wettergegerbten Gesicht spiegelten sich Sorge und Wut.
Dann sagte er leise: »Wir wollen hoffen, daß es nicht so weit kommen wird.«
Eva war zu müde, um schlafen zu können. Sie blickte zu Pitt auf und sah ihm in die Augen. »Hast du Lust, mit mir einen Spaziergang in der Morgensonne zu machen?«
»Niemand darf sich im Freien aufhalten. Das Fort muß einen unbewohnten Eindruck machen.«
»Wir sind die ganze letzte Nacht gefahren und seit fast
Weitere Kostenlose Bücher