Operation Sahara
zwei Wochen war ich unter der Erde eingesperrt. Gibt’s keine Möglichkeit für mich, die Sonne zu sehen?« bat sie.
Er sagte nichts, sondern schenkte ihr sein bestes Freibeuterlächeln, nahm sie in die Arme und trug sie über die Treppe nach oben auf den Exerzierplatz, stieg zur Brustwehr empor, die entlang der Mauern des Forts verlief, und setzte Eva behutsam ab.
Einen Augenblick blendete die Sonne Eva, so daß sie die Soldatin nicht bemerkte, die Wache hatte und jetzt auf sie zukam.
»Sie müssen sich außer Sichtweite aufhalten«, befahl sie.
»Befehl Colonel Levants.«
»Ein paar Minuten«, bat Pitt. »Die Frau hat seit einer Weile keinen blauen Himmel mehr gesehen.«
Die Soldatin, die in ihrem Kampfanzug mit Waffen und Munitionsgurten hart wie Stahl wirkte, hatte dennoch mehr Verständnis als jeder Mann. Ein Blick auf die erschöpfte Frau, die sich gegen Pitt lehnte, und ihre Miene zeigte Mitleid.
»Zwei Minuten«, lächelte sie leicht. »Dann müssen Sie wieder in Deckung gehen.«
»Danke«, erwiderte Eva. Pitt und Eva konnten von ihrem Aussichtspunkt die nahegelegene Bahnlinie sehen und blickten über das endlose, flache Land, das sich nach Norden erstreckte.
»Ich kann es gar nicht erwarten, wieder das Meer zu sehen«, sagte sie.
»Tauchst du?« fragte er.
»Ich habe das Wasser immer geliebt, doch zu mehr als zum Schnorcheln hat es nicht gereicht.«
»Um Monterey gibt es eine Vielzahl an Meerestieren.
Wunderschöne Fische zwischen Korallen und erstaunlichen Felsformationen, besonders an der Küste hinter Carmel, in Richtung Big Sur. Wenn wir dort sind, bringe ich dir das Tauchen bei und nehme dich mit.«
»Ich freue mich darauf.«
Sie schloß die Augen, legte den Kopf in den Nacken und sog die Sonne auf. Ihre Wangen glühten in der stärker werdenden Hitze des Tages. Er sah auf sie hinab und genoß ihre Schönheit, der die lange Gefangenschaft kaum etwas anzuhaben vermocht hatte. Die Wachposten auf den Brustwehren verschwammen im hellen Sonnenlicht. Er hätte sie am liebsten in die Arme genommen und geküßt, dafür gesorgt, daß sie alles bis auf diesen einen Moment vergessen würde.
Und genau das tat er.
Ihre Hände um seinen Nacken geschlungen, erwiderte sie seinen Kuß. Er umfaßte ihre Taille und hob sie auf die Zehen.
Keiner von beiden konnte sich später erinnern, wie lange sie dort engumschlungen gestanden hatten.
Schließlich schob sie ihn zurück, schaute in seine opalgrünen Augen und fühlte, wie sich Schwäche, Erregung und Verlangen zu einem verwirrenden Gefühl vereinigten. Sie flüsterte: »Schon damals beim Abendessen in Kairo wußte ich, dir würde ich niemals widerstehen können.«
Er erwiderte sanft: »Und ich hatte geglaubt, ich sähe dich nie wieder.«
»Wirst du nach Washington zurückkehren, wenn wir gerettet sind?« Sie sagte das, als wäre sie vollkommen davon überzeugt, daß sie entkommen würden.
Er zuckte die Achseln, ohne sie loszulassen. »Ich bin sicher, man wünscht meine Rückkehr, und daß ich bei der Eindämmung der Roten Flut mitarbeite. Und du, nachdem du dich erholt hast, wo wirst du dich aufhalten? Auf dem nächsten Einsatz in einem unterentwickelten Land, um Seuchen zu bekämpfen?«
»Das ist meine Arbeit«, murmelte sie. »Seit meiner frühesten Jugend wollte ich helfen, Leben zu retten.«
»Da bleibt nicht viel Zeit für Romanzen, stimmt’s?«
»Wir sind beide Gefangene unserer Aufgaben.«
Die Wache kam wieder zu ihnen. »Sie müssen jetzt nach unten gehen und sich außer Sichtweite aufhalten«, bat die Soldatin verlegen. »Wir können gar nicht vorsichtig genug sein, stimmt’s?«
Eva zog Pitts stoppelbärtiges Gesicht zu sich nieder und wisperte in sein Ohr: »Wirst du schlecht von mir denken, wenn ich dir sage, daß ich dich will?«
Er lächelte. »Ich bin Wachs in den Händen schlechter Frauen.«
Mit einer kleinen Bewegung strich sie ihr Haar nach hinten und berührte ihre schmutzige Kle idung.
»Doch sicherlich nicht in den Händen einer Frau, die seit zwei Wochen nicht gebadet hat und so knochig wie eine halbverhungerte Straßenkatze ist.«
»Oh, ich weiß nicht. Bei ungewaschenen, knochigen Frauen wurde ich früher immer zum reißenden Wolf.«
Ohne ein weiteres Wort begleitete Pitt sie hinunter zum Exerzierplatz in einen kleinen Vorratsraum, der neben der Küche und der Messe lag. Abgesehen von einem kleinen Faß mit Nägeln war es leer.
Niemand war zu sehen. Er ging für eine Minute aus dem Raum und kam mit zwei
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