Operation Sahara
könnten Sie mir wohl vorschlagen?« knurrte Massarde.
»Ich habe mich anders entschlossen. Wenn Sie versprechen, Ihre krummen Geschäfte aufzugeben, dann können Sie aus diesem Zimmer gehen, Ihren Hubschrauber besteigen und Mali verlassen.«
»Ist das ein Scherz?«
»Keineswegs. Je eher Sie verschwunden sind, desto besser.«
»Das kann nicht Ihr Ernst sein«, sagte Brunone. »Der Mann stellt eine schwere Bedrohung dar. Bei erster Gelegenheit wird er zurückschlagen.«
»Ja, der Skorpion. So nennt man Sie doch, nicht wahr, Massarde?«
Der Franzose erwiderte nichts.
»Bist du sicher, daß du weißt, was du tust?« fragte Giordino.
»Mein Entschluß steht fest«, erwiderte Pitt entschieden. »Ich will, daß dieser Dreckskerl verschwindet, und zwar gleich.
Captain Brunone, begleiten Sie Mr. Massarde zu seinem Hubschrauber und sorgen Sie dafür, daß er an Bord geht.«
Massarde kam unsicher auf die Beine; die sonnenverbrannte Haut war gespannt, und er konnte sich nur unter Schmerzen aufrecht halten. Trotzdem lächelte er. Sein Verstand arbeitete fieberhaft. »Ich brauche einige Stunden, um meine Sachen und persönlichen Akten zusammenzupacken.«
»Ihnen bleiben genau zwei Minuten, die Anlage zu verlassen.«
Massarde stieß erbitterte Verwünschungen aus. »So nicht.
Nicht ohne Kleider. Mein Gott, zeigen Sie doch etwas Anstand.«
»Was wissen Sie von Anstand?« fragte Pitt gleichgültig.
»Captain Brunone, schaffen Sie diesen Schweinehund raus, bevor ich ihn umlege.«
Brunone brauchte seinen beiden Männern keinen Befehl zu geben. Auf sein Nicken hin schoben sie den wild fluchenden Yves Massarde in den Aufzug. Die drei Männer im Büro sprachen kein Wort miteinander, während sie am Fenster standen und zusahen, wie der seiner Würde beraubte Großindustrielle direkt an Bord seines luxuriösen Helikopters verfrachtet wurde. In weniger als vier Minuten war der Hubschrauber in nördlicher Richtung über der Wüste verschwunden.
»Er fliegt nach Nordosten«, bemerkte Giordino.
»Ich vermute, nach Libyen«, sagte Brunone. »Und dann weiter an einen geheimen Ort, bevor er seinen Schatz hebt.«
»Sein Ziel spielt keine Rolle mehr«, entgegnete Pitt und gähnte.
»Sie hätten ihn töten sollen«, sagte Brunone. In seiner Stimme klang Enttäuschung mit.
»Das brauchten wir nicht. Er wird die Woche nicht überleben.«
»Woher wollen Sie das wissen?« fragte Brunone verblüfft.
»Sie haben ihn laufen lassen. Wieso? Der Mann hat die Zähigkeit und die neun Leben einer Katze. Der stirbt nicht an Sonnenbrand.«
»Nein, aber sterben wird er ganz sicher.« Pitt nickte Giordino zu. »Hat mit dem Austauschen alles geklappt?«
Giordino grinste ihn an. »So mühelos, als dekantiere man Wein.«
Brunone wirkte verstört. »Wovon sprechen Sie?«
»Als wir Massarde gefesselt der Sonne überließen«, erklärte Pitt, »wollten wir ihn durstig machen.«
»Durstig? Verstehe ich nicht.«
»Al hat das Mineralwasser ausgeleert und die Flaschen mit dem Wasser wieder aufgefüllt, das von den Chemikalien verseucht war, die von der unterirdischen Lagerstätte aus ins Grundwasser gedrungen ist.«
»So etwas nennt man ausgleichende Gerechtigkeit.« Giordino hielte die leeren Flaschen in die Höhe.
»Er hat fast drei Liter von dem Zeug getrunken.«
»Seine inneren Organe werden sich zersetzen, sein Gehirn wird angegriffen, und er wird durchdrehen.« Pitts Stimme klang eiskalt, seine Miene war wie aus Stein gemeißelt.
»Es gibt keine Hoffnung für ihn?« fragte Brunone fassungslos.
Pitt schüttelte den Kopf. »Yves Massarde wird an ein Bett gefesselt sterben. Er wird schreiend versuchen, seiner Qual zu entkommen. Ich wünschte nur, seine Opfer könnten das miterleben.«
TEIL V
Die Texas
60
10. Juni 1996
Washington D. C.
Zwei Wochen nach der Schlacht bei Fort Foureau saß Admiral Sandecker im Konferenzraum des NUMA-Verwaltungsgebäudes in Washington am Kopfende eines langen Tisches.
Neben ihm hatte Dr. Chapman, Hiram Yaeger und Rudi Gunn Platz genommen und blickten auf einen großen TV-Monitor, der in die Wand eingelassen war.
Der Admiral wies ungeduldig auf die leere Mattscheibe.
»Wann tauchen sie denn auf?«
Yaeger, den Telefonhörer am Ohr, musterte den Monitor. »Die Satellitenübertragung aus Mali müßte jeden Augenblick beginnen.«
Noch bevor Yaeger seinen Satz beendet hatte, flackerte der Monitor, und ein Bild erschien. Pitt und Giordino saßen nebeneinander hinter einem Schreibtisch, auf dem sich Akten und
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