Operation Sahara
dichtes, schwarzes Haar, buschige Augenbrauen, die über der Nase zusammengewachsen waren und einen riesigen Schnurrbart. Nie verließ ihn sein Humor, stets umspielte seinen Mund ein Lächeln, das allerdings nur unvollkommen sein explosives Temperament verbarg.
»Tuaregs«, stellte er schließlich fest.
Er sprach so leise, daß Hopper sich vorbeugen mußte. »Wer?« fragte er.
Yerli warf dem Kanadier, der das medizinische Team leitete, über den Tisch hinweg einen Blick zu.
Hopper war ein ruhiger Typ, der wenig sagte, dafür um so intensiver zuhörte. Der Mann war, dachte der Türke, das genaue Gegenteil von ihm selbst. Hopper war groß, humorvoll, mit rotem Gesicht und Vollbart. Um wie Erik der Rote auszusehen, fehlten ihm nur noch eine Streitaxt und ein Wikingerhelm.
Erfahren, präzise und zurückhaltend, galt er im Kreis der international bekannten Umweltforscher als einer der besten Toxikologen der Welt.
»Tuaregs«, wiederholte Yerli. Einstmals gefürchtete Krieger der Wüste, die bedeutende Schlachten gegen die Armeen der Franzosen und Mauren gewonnen hatten und sicherlich die romantischsten Banditen, die man sich vorstellen konnte. Doch die Zeit der Beutezüge war vorbei. Heute züchteten sie Ziegen und bettelten in den Städten am Rande der Sahara, um zu überleben. Die Männer unterschieden sich von den übrigen Arabern durch einen Gesichtsschleier. Der Schleier maß ausgerollt über einen Meter.
»Weshalb wohl sollte der Angehörige eines Wüstenstammes Eva umbringen wollen?« fragte Hopper in die Runde hinein.
»Ich kann da einfach kein Motiv erkennen.«
Yerli schüttelte leicht den Kopf. »Es scheint, daß ein Stamm zumindest Eva, und – diese Möglichkeit müssen wir ebenfalls bedenken vielleicht auch die übrigen Mitglieder der Forschungsgruppe daran hindern will, die Vergiftungsfälle im Südwesten der Wüste zu untersuchen.«
»Wir wissen im Moment noch nicht einmal, ob überhaupt ein giftiger Stoff die Ursache ist. Die geheimnisvolle Krankheit könnte auch durch Viren oder Bakterien verursacht worden sein«, warf Hopper ein.
Eva nickte. »Das hat auch Pitt vermutet.«
»Wer?« fragte Hopper zum zweitenmal.
»Dirk Pitt, der Mann, der mir das Leben gerettet hat. Er sagte, irgend jemand wünsche nicht, daß ich mich in Afrika aufhalte.
Es könnte sogar sein, meinte er, daß Sie und die übrigen ebenfalls auf der Liste stehen.«
Yerli hob die Hände. »Unglaublich. Der Mann denkt wohl, wir hätten es mit der sizilianischen Mafia zu tun.«
»Was für ein Glück, daß er in der Nähe war«, sagte Hopper.
Yerli stieß eine Rauchwolke aus und sah dem Rauch nachdenklich hinterher. »Wohl eher eine Fügung, wenn man bedenkt, daß der einzige Mensch, der am Strand war, auch den Mut hatte, es mit drei Banditen aufzunehmen. Fast ein Wunder, oder…«, er zog die Pause in die Länge, »ein geplantes Zusammentreffen.«
Voller Skepsis musterte Eva ihn. »Ismail, wenn Sie glauben, es sei ein Hinterhalt gewesen, können Sie das gleich vergessen.«
»Möglicherweise war das Ganze nur Theater, um Ihnen Angst einzujagen, damit Sie in die Staaten zurückfahren.«
»Ich habe selbst gesehen, wie er drei Männer getötet hat. Das war kein Theater, glauben Sie mir.«
»Haben Sie etwas von ihm gehört, seit er sie am Hotel abgesetzt hat?« fragte Hopper.
»Nur eine Nachricht an der Rezeption. Er fragte nach, ob ich heute abend mit ihm essen möchte.«
»Und Sie glauben immer noch, er sei tatsächlich der gute Samariter, der zufälligerweise vorbeikam?« insistierte Yerli.
Eva ignorierte ihn und sah Hopper an. »Pitt hat mir erzählt, er halte sich im Auftrag der NUMA in Ägypten auf, um archäologische Forschungen am Nil zu betreiben. Ich habe kaum Grund, das zu bezweifeln.«
Hopper wandte sich an Yerli. »Das müßte eigentlich leicht nachzuprüfen sein.«
Yerli nickte. »Ich werde einen Bekannten anrufen, der als Meeresbiologe bei der NUMA arbeitet.«
»Die Frage ist aber immer noch – warum?« murmelte Hopper nachdenklich.
Yerli zuckte die Achseln. »Wenn es sich bei dem Mordversuch an Eva um eine Verschwörung handelt, könnte ein Teil des Plans darin bestehen, uns Angst einzujagen, so daß wir uns gezwungen sehen, unseren Einsatz abzusagen.«
»Stimmt. Aber es handelt sich um fünf getrennt vorgehende, aus jeweils sechs Mitgliedern bestehende Forschungsteams, die in die Südsahara fahren werden. Die Teams werden fünf Länder, vom Sudan bis Mauretanien, abdecken. Diesen Ländern wurden wir
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