Operation Sahara
Stoß auf. Eva sah aus dem Fenster und konnte sich kaum vorstellen, daß diese heruntergekommene Stadt früher einmal der bedeutende Karawanenumschlagplatz der Reiche von Ghana, Malinke und Songhai gewesen war und heute noch von 100000 Einwohnern bevölkert wurde.
Der frühere Ruhm ließ sich nicht einmal erahnen. Abgesehen von drei alten Moscheen deutete so gut wie nichts auf die vergangene Größe hin. Die Stadt wirkte tot und verlassen, ohne Zukunftsaussichten.
Hopper verlor keine Zeit. Schon bevor das Heulen der Triebwerke erstarb, war er ausgestiegen und stand nun auf dem Rollfeld. Ein Offizier, mit dem dunkelblauen Kopftuch von Kazims Leibgarde, kam auf ihn zu und salutierte. Er begrüßte den Wissenschaftler der UN in englischer Sprache mit starkem französischen Akzent.
»Dr. Hopper, vermute ich.«
»Und Sie müssen Dr. Stanley sein«, erwiderte Hopper mit dem bei ihm üblichen scharfen Witz.
Er bekam kein Lächeln zur Antwort. Der malische Offizier musterte Hopper unfreundlich und mißtrauisch. »Ich bin Captain Mohammed Batutta. Würden Sie mich bitte ins Flughafengebäude begleiten?«
Hopper sah zum Terminal hinüber. Es handelte sich um kaum mehr als eine Wellblechbaracke mit ein paar Fenstern. »Na gut, wie Sie wünschen«, erwiderte er unbeeindruckt.
Sie betraten ein kleines, brütendheißes Büro, das abgesehen von einem schäbigen Holztisch und zwei Stühlen vollkommen leer war. Hinter dem Tisch saß ein Offizier, offenbar ein Vorgesetzter von Batutta, der verdammt schlecht gelaunt wirkte und Hopper einen Moment lang mit offenkundiger Verachtung betrachtete.
»Ich bin Colonel Nouhoum Mansa. Darf ich bitte Ihren Paß sehen?«
Hopper war darauf gefaßt und reichte ihm die sechs Pässe, die er zuvor bei seiner Truppe eingesammelt hatte. Mansa blätterte sie gleichgültig durch und achtete lediglich auf die Staatsangehörigkeit. Schließlich fragte er: »Was ist der Grund Ihres Besuches in Mali?«
Hopper war weit herumgekommen und hatte für lächerliche Formalitäten nicht das geringste übrig. »Ich glaube, der Grund für unseren Besuch ist Ihnen bekannt.«
»Beantworten Sie meine Frage.«
»Wir sind Mitglieder der Weltgesundheitsorganisation und befinden uns auf einem Einsatz, um Berichten nachzugehen, denen zufolge bei Ihrem Volk Fälle von Vergiftungen aufgetreten sind.«
»Derartige Krankheiten gibt es hier nicht«, erwiderte der Offizier kurz angebunden.
»Dann macht es Ihnen sicher nichts aus, wenn wir die Trinkwasserversorgung überprüfen und Luftproben in einer Reihe von Orten und Städten entlang des Niger nehmen.«
»Wir haben für Ausländer, die unser Land schlecht machen wollen, nichts übrig.«
Hopper war keineswegs gewillt, sich von dämlichen Offizieren den Wind aus den Segeln nehmen zu lassen. »Wir sind hier, um Menschenleben zu retten. Ich war der Meinung, General Kazim sei das bekannt.«
Mansa fuhr zusammen als Hopper Kazims Namen fallen ließ, statt sich auf Präsident Tahir zu berufen.
»General Kazim… hat Befehl gegeben, Ihren Aufenthalt zu gestatten?«
»Weshalb rufen Sie ihn nicht an und fragen ihn?« Es war ein Bluff, doch Hopper hatte nichts zu verlieren.
Colonel Mansa stand auf und ging zur Tür. »Warten Sie hier«, befahl er brüsk.
»Bitte teilen Sie dem General mit«, bat Hopper, »daß die Nachbarländer die Wissenschaftler der Vereinten Nationen gebeten haben, ihnen zu helfen, die Quelle für die Vergiftungen ausfindig zu machen. Wenn er unsere Einreise nicht gestattet, werden sich die anderen Länder über ihn lustig machen, und er wird sein Gesicht verlieren.«
Mansa antwortete nicht, sondern verließ den heißen Raum.
Während er wartete, musterte Hopper Captain Batutta mit seinem einschüchterndsten Blick. Einen Augenblick hielt Batutta dem Blick stand, dann wandte er die Augen ab und fing an, im Zimmer hin- und herzugehen.
Nach ungefähr fünf Minuten tauchte Mansa wieder auf und nahm erneut am Tisch Platz.
Kommentarlos stempelte er sorgfältig jeden Paß und reichte sie anschließend Hopper. »Es wird Ihnen gestattet, nach Mali einzureisen und Ihre Nachprüfungen durchzuführen. Doch halten Sie sich bitte eines vor Augen, Doktor: Sie und Ihre Leute sind Gäste hier. Mehr nicht. Wenn Sie unpassende Kommentare abgeben oder sich an sicherheitsgefährdenden Aktionen beteiligen, werden Sie deportiert.«
»Danke, Colonel. Und bitte richten Sie auch General Kazim meinen Dank für seine freundliche Erlaubnis aus.«
»Captain Batutta und zehn
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