Operation Sahara
Afrikas sich zurückbildet und verschwindet?«
»Nicht, wenn sie sich selbst überlassen wird«, erwiderte Chapman. »Die Dinoflagellaten vermehren sich in einer astronomischen Rate. Statt mehreren Tausend pro Gallone Wasser haben wir es inzwischen mit fast einer Milliarde zu tun.
Ein derartiges Anwachsen wurde nie zuvor beobachtet. Im Moment können wir nichts dagegen unternehmen.«
»Gibt’s Vermutungen, wo die Rote Flut ihren Anfang genommen hat?« fragte Pitt.
»Wir glauben, daß ein unbekanntes Gift mit dem Niger ins Meer fließt und bewirkt, daß diejenigen Dinoflagellaten, die im Meer leben, mutieren und ihre Reproduktionszyklen vervielfältigen.«
»Wie bei einem Athleten, der Steroide nimmt«, bemerkte Giordino trocken.
»Oder Aphrodisiaka«, grinste Gunn.
»Wenn diese Rote Flut sich über die Ozeane verteilt, wird sich auf der Meeresoberfläche ein dichter Teppich von giftigen Dinoflagellaten legen«, erklärte Chapman. »Die Sauerstoffversorgung wird so verringert, daß Leben nicht mehr möglich sein wird.«
»Da zeichnen Sie ein düsteres Bild, Dr. Chapman«, stellte Gunn fest.
»Horrorvision scheint mir die bessere Bezeichnung«, erklärte Pitt ruhig.
»Kann man sie nicht chemisch zerstören?« fragte Giordino.
»Mit einem Pestizid?« wollte Chapman wissen. »Das könnte die Sache sogar noch verschlimmern. Es wäre besser, man würde dafür sorgen, daß die Quelle versiegt.«
»Existiert für diese Katastrophe ein Zeitplan?« wandte Pitt sich an Chapman.
»Falls die Giftzufuhr ins Meer nicht innerhalb der nächsten vier Monate gestoppt werden kann, ist es zu spät.« Er drückte einen Knopf auf der Fernbedienung. Eine Farbgrafik erschien.
»Die Computerhochrechnungen haben ergeben, daß Millionen von Menschen in acht, höchstens zehn Monaten langsam ersticken werden. Kleinkinder mit geringen Lungenkapazitäten sind die ersten: zu schwach, um schreien zu können, wird sich ihre Haut blau verfärben, bevor sie ins Koma fallen. Das wird für diejenigen, die als letzte dran glauben müssen, kein schöner Anblick sein.«
Giordino warf ihm einen ungläubigen Blick zu. »Es ist fast unmöglich, sich eine Welt ohne Sauerstoff vorzustellen.«
Pitt stand auf, trat näher an die Projektionswand heran und studierte die nackten Zahlen, die die verbleibende Zeit für die Menschheit darstellten. Dann drehte er sich um und sah Sandecker an. »Alles scheint darauf hinauszulaufen, daß Rudi und ich mit einem kleinen Forschungsboot so lange flußaufwärts fahren und Wasserproben analysieren, bis wir auf die Giftquelle stoßen, die für das Entstehen der Roten Flut verantwortlich ist.
Danach müßten wir uns noch überlegen, wie wir sie zum Versiegen bringen.«
Sandecker nickte. »In der Zwischenzeit wird die NUMA eine Substanz entwickeln, mit der man die Rote Flut neutralisieren kann.«
Pitt studierte eine Karte des Niger, die an der Wand hing.
»Und wenn wir diese Quelle nicht in Nigeria ausmachen?«
»Dann fahren Sie weiter flußaufwärts.«
»Mitten durch Nigeria, in Richtung Nordosten, dorthin, wo der Fluß die Grenze zwischen Benin und Niger bildet und weiter bis nach Mali.«
»Wenn das nötig ist«, betonte Sandecker.
»Wie sieht die politische Lage in diesen Ländern aus?« wollte Pitt wissen.
»Ich muß zugeben, die ist etwas instabil.«
»Was bezeichnen Sie denn als etwas instabil?« fragte Pitt skeptisch.
»Nigeria«, erklärte Sandecker, »hat mit 120 Millionen Einwohnern die höchste Bevölkerung in Afrika und befindet sich mitten in einem Aufstand. Die neugewählte demokratische Regierung wurde im vergangenen Monat vom Militär gestürzt.
Es war der achte Putsch in 20 Jahren, die zahllosen mißlungenen Umsturzversuche nicht mitgezählt. Das Landesinnere ist durch Bürgerkrieg und die Konflikte zwischen Moslems und Christen zerrissen. Die Opposition bringt Beamte um, die der Korruption und schlechten Verwaltung beschuldigt werden.«
»Hört sich nach einer lustigen Gegend an», murmelte Giordino. »Ich kann es gar nicht erwarten, den Pulverdampf in der Nase zu spüren.«
Sandecker ignorierte ihn. »Die Volksrepublik Benin stöhnt unter der strengen Diktatur von Präsident Ahmed Tougouri. Auf dem gegenüberliegenden Flußufer, in Niger, kann sich das Staatsoberhaupt nur mit Hilfe von Libyens Muammar Ghaddafi, der es auf die Uranminen des Landes abgesehen hat, an der Macht halten. Das Land befindet sich in einer Dauerkrise.
Guerillas, wohin man schaut. Ich empfehle, daß Sie sich
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