Operation Sahara
gemacht.« Er sah Gunn an und nickte ihm zu. »Ich sehe, Rudi, daß Sie die beiden unverzüglich hergeschafft haben.«
»Wie Lämmer zur Schlachtbank«, erwiderte Gunn grinsend.
Pitt warf Gunn einen warnenden Blick zu und wandte sich an Sandecker. »Sie haben uns in einer Windeseile vom Nil abgezogen, Sir. Wieso?«
Sandecker wirkte verletzt. »Kein Hallo oder ein ›wie schön, Sie zu sehen‹? Keine kurze Begrüßung für Ihren alten Chef, der Hals über Kopf das Mittagessen mit einer umwerfend attraktiven, reichen Sozialistin in Washington absagen und 6000 Meilen fliegen mußte, nur um Sie zu beglückwünschen?«
»Wie kommt es bloß, daß Ihre enthusiastischen Glückwünsche mir Angst einjagen?« Giordino ließ sich schlechtgelaunt in einen Sessel fallen. »Wenn wir schon so gute Arbeit geleistet haben, wie wär’s mit einer schönen, ordentlichen Gehaltserhöhung, einem Heimflug und 14 Tagen bezahltem Urlaub?«
»Die Konfettiparade am Broadway kommt später. Nach der Vergnügungsreise den Niger flußaufwärts«, erwiderte Sandecker düster.
»Den Niger flußaufwärts?« knurrte Giordino. »Also keine Suche nach weiteren Wracks?«
»Nein.«
»Wann?« fragte Pitt.
»Sie brechen morgen bei Tagesanbruch auf«, erwiderte Sandecker.
»Und was genau sollen wir tun?«
Sandecker wandte sich dem Riesen an der Projektionswand zu.
»Eins nach dem anderen. Zunächst möchte ich Ihnen Dr. Darcy Chapman, den Chefmeerestoxikologen des Goodwin Marine Science Laboratoriums in Laguna Beach vorstellen.«
»Gentlemen«, begrüßte Chapman sie mit einer sonoren Stimme, »ist mir wirklich eine Freude, Sie kennenzulernen.
Admiral Sandecker hat mir von Ihren gemeinsamen Abenteuern erzählt. Ich bin tief beeindruckt.«
»Sie haben früher bei den Denver Nuggets gespielt«, murmelte Gunn und legte den Kopf zurück, um in Chapmans Augen sehen zu können.
»Bis die Knie nicht mehr mitmachten«, grinste Chapman.
»Dann ging’s zurück zur Universität, um in Biologie zu promovieren.«
Pitt und Gunn schüttelten Chapman die Hand. Giordino winkte ihm müde aus seinem Sessel zu.
Sandecker griff nach dem Telefonhörer und bestellte in der Bordküche Frühstück.
»Wir können es uns ruhig gemütlich machen«, erklärte er kurz. »Wir haben bis zum Morgen eine Menge durchzusprechen.«
»Dann erwartet uns tatsächlich eine scheußliche Aufgabe«, stellte Pitt langsam fest.
»Natürlich handelt es sich um eine scheußliche Aufgabe«, erklärte Sandecker unbeeindruckt. Er nickte Dr. Chapman zu, der auf einen Knopf der Fernbedienung für die Projektionswand drückte. Eine Farbkarte mit dem gewundenen Lauf eines Flusses tauchte auf der Wand auf. »Der Niger. Nach Nil und Kongo der drittlängste Fluß Afrikas. Eigenartigerweise entspringt er in Guinea, nur 300 Kilometer vom Meer entfernt. Doch er verläuft zunächst in nordöstlicher Richtung, dann 4200 Kilometer nach Süden, und mündet schließlich in einem Delta an der Küste Nigerias in den Ozean. Irgendwo unterwegs… irgendwo wird ein hochwirksames Gift ins Wasser eingeleitet und ins Meer transportiert.
Dort bewirkt es katastrophale Veränderungen, die nun… wenn man es so bezeichnen will, das Jüngste Gericht herbeiführen könnten.«
11
Pitt blickte Sandecker an, als habe er nicht richtig gehört. »Das Jüngste Gericht, Admiral? Habe ich Sie richtig verstanden?«
»Ich phantasiere nicht«, erwiderte Sandecker. »Das Meer vor der westafrikanischen Küste stirbt. Die Seuche wird von einem unbekannten Gift hervorgerufen und verbreitet sich weiter. Die Lage verändert sich rasch auf eine Kettenreaktion zu, die möglicherweise dazu führt, daß jedes Meereslebewesen stirbt.«
»Das könnte zu einer dauerhaften Klimaveränderung auf der Erde führen«, sagte Gunn.
»Das macht uns gegenwärtig am wenigsten Kopfzerbrechen«, warf Sandecker ein. »Das Endresultat sieht so aus, daß auch alle Lebensformen an Land vernichtet werden. Wir ebenfalls.«
Anklagend murrte Giordino: »Übertreiben Sie da nicht ein bißchen –«
»Übertreibung«, unterbrach ihn Sandecker eisig. »Genau dieses Wort warf mir der Kretin im Kongreß an den Kopf, als ich die Herren warnte, als ich um Unterstützung bat, um das Problem isolieren und lösen zu können. Dene n geht es doch um den Erhalt ihrer Machtbasis, und sie versprechen alles, um wiedergewählt zu werden. Ich habe diese endlosen Anhörungen vor den Komitees satt. Ich habe es satt, daß die dem Mut zu unpopulären Maßnahmen nicht
Weitere Kostenlose Bücher