Operation Schneewolf - Meade, G: Operation Schneewolf - Snow Wolf
zusetzte. Galuschko sah, wie sie ihre Jeans aufknöpfte, während sie zwischen den Bäumen verschwand. Als er nach einem Moment wieder hinschaute, leuchten ihre weißen Pobacken wie merkwürdige,gespenstische Erscheinungen zwischen den Bäumen. Galuschko lächelte und drehte sich zu den anderen um.
Sie hatten fast den Campingwagen erreicht, als die Frau atemlos hinter ihnen hergelaufen kam. Galuschko fiel sofort ihre Miene auf. Sie hatte keine Angst, aber sie wirkte plötzlich sehr aufgeregt. Dann blieb sie neben ihm stehen und schaute alle der Reihe nach an. »Ihr solltet lieber mitkommen und euch das mal ansehen!« sagte sie dann.
Moskau
Vier Stunden später am Abend desselben Tages bestieg Leonid Kislow, der Chef der KGB-Abteilung der sowjetischen UNO-Delegation in New York, eine PanAm-Maschine, die über London und Wien nach Moskau fliegen sollte.
Er hatte einen Diplomatenkoffer dabei, den er sich ans rechte Handgelenk gekettet hatte, und während der mehr als zweiundzwanzigstündigen Reise fand er so gut wie keinen Schlaf.
Um acht Uhr am Abend des darauffolgenden Tages landete er in einer Iljuschin der sowjetischen Luftwaffe auf Moskaus Flughafen Wnukowo. Eine schwarze Sis-Limousine erwartete ihn auf dem Vorfeld. Der KGB-Fahrer in Zivil nahm Haltung an, als Kislow erschöpft die Metalltreppe hinunterschwankte. In Moskau herrschten eiskalte Temperaturen von minus zwanzig Grad, und Schneeflocken wirbelten in Kislows ausgezehrtes Gesicht.
Müde stieg er in die Limousine ein und legte sich die Decke auf dem Rücksitz über die frierenden Beine. Der Fahrer setzte sich hinter das Steuer und blickte Kislow liebenswürdig an. »Hatten Sie einen guten Flug, Genosse?«
Kislow war nicht nach Plaudern zumute. Ihm tat nach dem langen Flug der Kopf weh, und das Wissen, was er in seinem Köfferchen herumschleppte, zermarterte ihm das Hirn.
»Zum Kreml«, knurrte er mürrisch. »So schnell Sie können.«
Der Fahrer kassierte wortlos den Rüffel, drehte sich um und steuerte den Sis über das verschneite Rollfeld zum Ausgang des Flughafens.
25. KAPITEL
Finnland
23. Februar
Kurz nach siebzehn Uhr an diesem Februarnachmittag landete die SAS Constellation aus Stockholm planmäßig auf Helsinkis Flughafen Malmi.
Unter den Passagieren befanden sich auch Massey, Slanski und Anna Chorjowa.
Als die Maschine eingewunken wurde, konnte man in der beinahe arktischen Dunkelheit vor den Fenstern des Flugzeugs so gut wie keine Einzelheiten erkennen. Man sah nur die vereinzelten Lichter auf den Inseln in der zugefrorenen Helsinkibucht und die grauen Umrisse des endlos erscheinenden Waldes. Ansonsten herrschte eine wäßrige Schwärze. Draußen verharrte der Zeiger des Thermometers bei minus zwanzig Grad. Zehn Minuten nach der Landung betraten Anna und ihre Begleiter die Ankunftshalle.
Ein blonder Mann in einer abgeschabten Lederjacke und mit einem weißen, wollenen Fliegerschal um den Hals löste sich aus der wartenden Menge, trat auf sie zu und schüttelte Massey liebenswürdig die Hand.
»Schön, dich zu sehen, Jake. Das ist also meine Fuhre?«
Massey wandte sich zu Anna und Slanski um. »Ich möchte euch Janne Saarinen vorstellen, euren Piloten. Einer der besten in Finnland.«
Saarinen lächelte geschmeichelt, während er ihnen die Hände schüttelte. Für einen Finnen war er ziemlich klein, und sein Gesicht war eine Kraterlandschaft aus Narben, aber das schien seiner guten Laune keinen Abbruch zu tun.
»Glauben Sie ihm kein Wort«, sagte Saarinen in perfektem Englisch. »Er ist ein Schmeichler. Sie müssen nach dem Flug ziemlich erschöpft sein. Mein Wagen steht draußen. Fahren wir am besten gleich zu unserer Basis.«
Es war sehr kalt, und die Dunkelheit mußte für jeden Fremden unheimlich sein. Am Horizont über der Arktis zeigte sich nur ein schmaler Streifen Helligkeit.
Saarinen nahm Annas Koffer und schritt zum Parkplatz voraus. Massey bemerkte die düsteren Mienen der beiden, als der Finne vor ihnen herhumpelte und sein Holzbein bei jedem Schritt ausschwang.
Als er außer Hörweite war, sagte Massey zu Slanski: »Was ist los?«
»Falls Sie es noch nicht bemerkt haben: Ich würde sagen, Ihrem Freund fehlt ein Bein.«
»Machen Sie sich deswegen keine Sorgen. Janne stört es auch nicht. Glauben Sie mir, er ist der Beste weit und breit. Er hat für die deutsche Luftwaffe mehr als hundert russische Maschinen abgeschossen. Die Zahl ist bestätigt. Die Hälfte davon hat er erwischt, nachdem er sein Bein verloren
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