Operation Schneewolf - Meade, G: Operation Schneewolf - Snow Wolf
finnische DC-3-Frachtmaschine. Der Rest waren Iljuschins der Aeroflot. Lebel sah die Hangars der militärischen Transportmaschinen und der Düsenjets. Sie lagen ziemlich weit von den zivilen Terminals entfernt. Der Westen durfte nur ältere, zweimotorige Maschinen durch den russischen Luftraum schicken; angeblich, so hatte Lebel gehört, wollte Stalin nicht, daß sein Volk die besseren Modelle der ausländischen Flugzeuge sah oder gar bewunderte.
Der Emka stoppte auf dem Vorfeld. Zwei Leute stiegen aus und gingen die Metalltreppe hinauf. Alles spielte sich nach immer derselben Prozedur ab. Die beiden Männer gehörten zum KGB. Sie kamen zwar an Bord, blieben aber an der Tür stehen. Bevor die Passagiere aussteigen durften, gingen die finnischen Stewardessen durch das Flugzeug, sammelten alle westlichen Zeitungen und Illustrierten ein und verstauten sie in einem abschließbaren Fach, damit niemand auf die Ideekam, sich eine mitzunehmen. In Rußland war ausländische Presse nicht erlaubt. Die Strafe für Passagiere oder Mitglieder der Crew war drakonisch: Fand man bei ihnen ein Magazin, wenn sie das Flugzeug verließen, erwartete sie eine lebenslange Freiheitsstrafe.
Lebel und die anderen Passagiere wurden schließlich von einem KGB-Mann über den verschneiten Asphalt der Rollbahn zu einem Terminal geführt. Dort warteten zwei weitere Beamte neben einem langen Metalltisch, auf dem die Reisetaschen und Koffer der Passagiere untersucht wurden.
Lebel nahm seine Tasche von einem Rollwagen. Der Beamte öffnete sie und untersuchte gründlich ihren Inhalt. Als er fertig war, winkte er Lebel weiter zu einem dritten Beamten, der in der Nähe saß und die Reisepässe kontrollierte. Der Franzose kannte den Mann von früheren Besuchen. Er war vom KGB und betrachtete den Paß und das Dokument, das Lebel die russische Ehrenbürgerschaft bescheinigte. Er stempelte den Paß und reichte ihn dem Franzosen zurück, ohne auch nur mit einem Wimpernzucken zu verraten, daß er ihn erkannte.
In der Ankunftshalle wurde Lebel von einem finster wirkenden jungen Mann vom Außenhandelsministerium begrüßt.
»Monsieur Lebel, hatten Sie einen guten Flug?«
»Es ging.«
Vor der Tür wartete wie üblich ein Sis mit Fahrer. Seit Lebels Wutausbruch vor einigen Jahren umsorgte das Außenhandelsministerium Lebel geradezu fürstlich. Der Wagen fuhr sofort los, nachdem er eingestiegen war.
Lebel gefiel die kosmopolitische, quirlige Atmosphäre Moskaus. Neben Russen gab es Balten, Mongolen, Chinesen und ein paar hundert andere ethnische Gruppen. In dieser Hinsicht erinnerte Moskau ihn sogar an New York, allerdings gab es hier keine wirklich guten Restaurants, und es war erheblich eintöniger.
Nichts jedoch war trister als Moskauer Hotels. In der Hauptstadt gab es nur vier, die ausländischen Besuchernoffenstanden. Das bei weitem beste war das Moskwa am Marx-Prospekt. Es hatte eine wundervolle Fassade und eine Caféterrasse mit Blick auf den Kreml. Das Moskwa war das größte Hotel und beherbergte wichtige ausländische Besucher und Würdenträger. Lebel benutzte es als sein Büro, obwohl er vom Außenhandelsministerium ein offizielles Büro mit drei Angestellten in der Nähe der Arbat zur Verfügung gestellt bekommen hatte. Es war eine muffige Zweizimmerwohnung, die er mied, so gut es nur ging.
Der Sis hielt vor dem Hotel, und Lebel sah den uniformierten Mann von der Miliz, der vor dem Eingang Wache schob. Er trug einen langen blauen Mantel mit rotweißen Schulterstücken. Lebel schickte den Mann vom Ministerium weg und erklärte ihm, daß er ihn und den Wagen erst am nächsten Morgen um neun brauchte. Er hatte eine Besprechung über seine nächste Warenladung.
Das Moskwa rief immer denselben Eindruck auf Lebel hervor. Es wirkte wie ein großartiger, wenn auch etwas trostloser Palast. Es war riesig, mit meilenlangen Marmorfluren und funkelnden Kristallüstern, und strahlte dennoch etwas Freudloses aus. Es gab weder einen Blumen- noch einen Zeitungsstand, und nirgends war ein uniformierter Page zu sehen. Man erwartete von den Gästen, daß sie ihr Gepäck selbst trugen. Lebel begab sich zur Rezeption. Der Empfangschef unterhielt sich angeregt mit zwei Zivilisten am Ende der Theke. Sie blätterten einige Anmeldeformulare durch. Der eine hatte eine Handprothese, über die er einen Handschuh trug, und der andere war ein vierschrötiger Mongole. Die beiden Männer warfen Lebel einen kurzen Blick zu und unterhielten sich dann weiter mit dem
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