Operation Schneewolf - Meade, G: Operation Schneewolf - Snow Wolf
hier. Gute Arbeit.«
Der Mann verließ das Zimmer, und Arkaschin zündete sich eine Zigarette an. Jewgeni Oramow hatte ihm die Bestätigung gegeben, die er für Brauns letzten Bericht gebraucht hatte. Schließlich ging er zu seinem Schreibtisch zurück, nahm den Hörer des internen Telefons ab und wählte die dreistellige Nummer vom Büro seines Vorgesetzten. Während er darauf wartete, daß am anderen Ende jemand abhob, betrachtete er das Porträt Josef Stalins an der Wand über seinem Schreibtisch. Das Gesicht starrte mit einem schiefen Grinsen auf ihn herunter. Arkaschin schüttelte sich unwillkürlich. Dann klickte es in der Leitung.
»Leonid? Arkaschin. Darf ich raufkommen? Es dauert nicht lange. Es tut sich etwas, und ich würde gern Ihre Meinung hören.«
Leonid Kislow war ein stämmiger Mann Ende Fünfzig und Kettenraucher. Er schaffte vier Schachteln amerikanischer Zigaretten pro Tag.
Als hoher KGB-Offizier der New Yorker Delegation im Rang eines Oberst hatte er eine Menge Ärger. Ein Zwölffingerdarmgeschwür und eine feurige georgische Ehefrau, die ihm ständig in den Ohren lag, waren nur zwei davon. Heute morgen hatte er schlechte Laune, weil sein Geschwür ihm besonders schlimm zu schaffen machte. Er bedeutete Arkaschin,sich zu setzen. »Fassen Sie sich kurz, Felix. In einer halben Stunde habe ich eine Besprechung mit dem Botschafter.«
»Probleme?« erkundigte Arkaschin sich mitfühlend.
Kislow rülpste und rieb sich die Brust, bevor er ein paar Tabletten aus einem Glasfläschchen nahm und nach einem Glas Wasser auf seinem Schreibtisch griff. »Washington macht dem Botschafter schon wieder Feuer unter dem Arsch. Sie regen sich wegen dieser Angelegenheit mit den jüdischen Ärzten auf und wollen wissen, was da los ist.«
»Was wird er ihnen erzählen?«
»Daß es sie einen Scheißdreck angeht!« Kislow grinste. »Natürlich in wohlgesetzten Worten. Darum geht es bei der Diplomatie. Nur gut, daß sie nicht wissen, was sonst noch vor sich geht. Sie bekämen einen Wutanfall. Scheiß drauf, sag’ ich. Ihr Stündchen wird schlagen, und zwar schneller, als wir glauben.«
»Gibt es etwas, das Sie mir erzählen können?«
Kislow blickte ihn streng an. »Das ist nicht Ihr Bier, Genosse. Aber ich kann Ihnen einen kleinen Tip geben. Wenn die Dinge nach Plan laufen, werden wir in sechs Monaten nicht mehr hier sitzen. Unser Wasserstoffprojekt ist fast abgeschlossen. Der Plan sieht vor, uns zu evakuieren, bevor der Ärger losgeht. Und es wird gewaltigen Ärger geben, das steht fest.«
Arkaschin wurde eine Spur blasser. »Wollen Sie damit sagen, daß Stalin einen Krieg anfangen will?«
Kislow grinste. »Wie gesagt, das geht Sie nichts an.« Er nahm eine Zigarette aus der Schachtel auf seinem Schreibtisch und zündete sie sich an. Dann schaute er auf die Uhr und knurrte: »Weshalb wollten Sie zu mir?«
Arkaschin schilderte ihm die Sache mit den Fotos und der Frau, während er die Abzüge auf den Schreibtisch legte und Kislow sie sich anschaute.
Die Aufnahmen waren aus einiger Entfernung gemacht und von schlechter Qualität und sehr körnig.
»Diese Fotos sind ein Haufen Müll«, bemerkte Kislow.
Arkaschin lächelte verlegen. »Das stimmt. Aber Lombardis Männer sind keine ausgebildeten Fotografen, und sie konntennicht das Risiko auf sich nehmen, so nahe heranzugehen, daß sie entdeckt werden. Aber wir sind sicher, daß die beiden Männer auf den Fotos Massey und Slanski sind.«
Kislow wußte von der Frau, aber bis jetzt hatte er kein Interesse an den Einzelheiten gezeigt und Arkaschin die Sache überlassen. Jetzt aber beugte er sich vor und zog an der Zigarette.
»Interessant.«
»Das dachte ich auch.«
»Aber es ist im Gesamtzusammenhang wohl kaum von Belang, oder? Ich verstehe nicht, weshalb Moskau seine Zeit mit solchen lächerlichen Dingen verschwendet.«
»Wie Sie wissen, hat Oberst Romulka ein persönliches Interesse an der Frau.« Arkaschin lächelte schwach. »Anscheinend hat sie einen ziemlichen Eindruck hinterlassen, als er sie in Helsinki kennengelernt hat. Natürlich steckt noch mehr hinter dieser Geschichte, aber zweifellos will Romulka sein Stück Fleisch abhaben. Und bei allem gebotenen Respekt, Leonid, ich würde den Wolf kaum lächerlich nennen. Er plagt uns seit längerer Zeit.«
Kislow seufzte. »Vermutlich sollten Sie mich ins Bild setzen, was eigentlich passiert ist.«
»Wir benutzen natürlich Lombardi, um die Frau zu beobachten, aber Braun dient als
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