Operation Zombie
etwas Glück würde ich eine Möglichkeit finden, Japan zu verlassen. Ich besaß noch keinen durchdachten Plan. Ich wusste nur, ich musste weiter, ein Stockwerk nach dem anderen, bis ich die Straße erreichte. Ich dachte mir, wenn ich in einige der Appartments schaute, würde ich vielleicht einige Vorräte sammeln können, und so gefährlich meine Methode auch sein mochte, mich mit Bettlaken abzuseilen, sie war ganz sicher nicht gefährlicher als die Siafu, die mit Sicherheit in den Fluren und Treppenhäusern des Gebäudes lauerten.
Wäre es auf der Straße selbst denn nicht noch gefährlicher?
Nein, sicherer.
[Er bemerkt meinen Gesichtsausdruck.]
Nein, ehrlich. Das war etwas, das ich online gelernt hatte. Die lebenden Toten waren langsam, man konnte ihnen leicht davonlaufen, selbst wenn man nicht so schnell rannte. Drinnen bestand die Gefahr, dass ich an einem Engpass erwischt wurde, aber im Freien standen mir grenzenlos viele Optionen zur Verfügung. Noch besser, ich hatte aus Online-Berichten von Überlebenden gelernt, dass man das Chaos eines heftigen Ausbruchs zu seinem Vorteil nutzen konnte. Da so viele andere ängstliche, des organisierte Menschen die Siafu ablenkten, wieso sollten sie da von mir überhaupt Notiz nehmen? Wenn ich darauf achtete, wohin ich ging, ein schnelles Tempo vorgab und nicht das Pech hatte, dass mich ein fliehender Motorradfahrer oder ein Querschläger erwischte, sollte ich, dachte ich bei mir, eine ganz gute Chance haben, dass ich das Chaos auf den Straßen überwinden würde. Das wahre Problem bestand darin, erst einmal zur Straße zu kommen. Ich brauchte drei Tage bis runter zum Erdgeschoss. Das lag teilweise an meiner jämmerlichen körperlichen Form. Meine Kunststückchen an den behelfsmäßigen Seilen wären für einen durchtrainierten Sportler eine Herausforderung gewesen, also können Sie sich vorstellen, was sie für mich waren. Wenn ich heute zurückblicke, muss ich sagen, es ist ein Wunder, dass ich nicht in die Tiefe gestürzt bin oder mir eine Infektion durch die vielen Schnitte und Kratzer holte, die ich mir zuzog. Adrenalin und Schmerzmittel hielten meinen Körper zusammen. Ich war erschöpft, nervös und schrecklich übermüdet. Ich konnte nicht im herkömmlichen Sinne ruhen. Wenn es dunkel wurde, schob ich alles, was ich nur konnte, vor die Tür, dann setzte ich mich in eine Ecke, weinte, versorgte meine Wunden und verfluchte meine Schwäche, bis der Morgen graute. In einer Nacht gelang es mir einmal, die Augen zuzumachen und sogar ein paar Minuten zu schlafen, aber dann hämmerten die Siafu gegen die Tür, und ich floh panisch durch das Fenster. Den Rest der Nacht verbrachte ich zusammengekauert auf dem Balkon der nächsten Wohnung. Die Schiebeglastür war abgeschlossen, und ich hatte einfach nicht die Kraft, sie einzutreten. Mein zweites Handicap war geistig, nicht körperlich, speziell mein für einen Otaku typisches zwanghaftes Verhalten, genau die richtige Ausrüstung zum Überleben zu finden, ganz gleich, wie lange es dauerte. Durch meine Online-Recherchen wusste ich alles über die richtigen Waffen, Kleidung, Lebensmittel und Medizin. Das Problem war, wie sollte ich das alles in einer Wohnanlage finden, in der überwiegend großstädtische höhere Angestellte lebten?
[Lacht.]
Ich muss einen tollen Anblick geboten haben, wie ich mich da im Regenmantel eines Geschäftsmanns und mit Reikos grellrosa »Hello Kitty«-Schultasche auf dem Rücken an meinen Bettlaken hinunterhangelte. Es hatte lange gedauert, aber am dritten Tag hatte ich fast alles, was ich brauchte, mit Ausnahme einer zuverlässigen Waffe.
Es gab gar nichts?
[Lächelt.] Das war nicht in Amerika, wo es mehr Waffen als Menschen gibt. Das ist wahr - ein Otaku in Kobe hackte diese Information direkt aus dem Computer Ihrer National Rifle Association.
Ich meinte ein Werkzeug, einen Hammer, eine Brechstange...
Welcher höhere Angestellte erledigt seine Reparaturen selbst? Ich dachte an einen Golfclub - davon gab es viele -, doch dann fiel mir ein, wie es dem Mann gegenüber ergangen war. Ich fand einen Baseballschläger aus Aluminium, aber der war schon so überstrapaziert worden, dass er ganz verbogen und unbrauchbar war. Ich habe überall nachgesehen, glauben Sie mir, aber es gab nichts, das stark oder hart oder scharf genug für eine Waffe zur Selbstverteidigung gewesen wäre.
Außerdem überlegte ich mir, dass ich auf der Straße vermutlich mehr Glück haben würde - vielleicht fand
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