Operation Zombie
ich den Schlagstock eines toten Polizisten oder gar die Schusswaffe eines Soldaten. Die Gedanken wären mir fast zum Verhängnis geworden. Ich war vier Stockwerke über dem Boden und buchstäblich am Ende meines Seils angelangt. Jedes Stück, das ich gemacht hatte, erstreckte sich über mehrere Stockwerke, gerade lang genug, dass ich weitere Laken sammeln konnte. Diesmal wusste ich, dass es die letzten sein würden. Inzwischen hatte ich meinen Fluchtplan ausgearbeitet: Ich wollte auf dem Balkon des dritten Stocks landen, in das Appartment einbrechen, damit ich die letzten Laken holen konnte (da hatte ich schon aufgegeben, nach einer Waffe zu suchen), zum Bürgersteig runterklettern, ein Motorrad stehlen, das da stand (obwohl ich keine Ahnung hatte, wie man eines fuhr), wie ein altmodischer boso- zoku davonfahren und unterwegs vielleicht noch ein oder zwei Mädchen retten.
[Lacht.]
An dem Punkt konnte mein Verstand kaum noch einen klaren Gedanken fassen. Selbst wenn der erste Teil des Plans funktioniert und ich es in dem Zustand bis auf den Boden geschafft hätte ... na ja, es kommt schließlich nur darauf an, dass es nicht so gekommen ist. Ich landete auf dem Balkon des vierten Stocks, wollte die Tür am Griff aufziehen und blickte direkt in das Gesicht eines Siafu. Es war ein junger Mann, Mitte zwanzig, in einem zerrissenen Anzug. Seine Nase war abgebissen worden, und er strich mit dem blutigen Gesicht über die Scheibe. Ich sprang zurück, griff nach meinem Seil und versuchte, wieder nach oben zu klettern. Meine Arme reagierten nicht, keine Schmerzen, kein Brennen - ich meine, sie hatten einfach die Grenze ihrer Belastbarkeit erreicht. Der Siafu fing an zu heulen und schlug mit den Fäusten gegen das Glas. In meiner Verzweiflung versuchte ich, mich von einer Seite zur anderen zu schwingen, und hoffte, dass ich vielleicht gegen die Wand prallen und auf dem Balkon nebenan landen könnte. Das Glas splitterte, und der Siafu griff nach meinen Beinen. Ich stieß mich von dem Gebäude ab, ließ das Seil los und strampelte mit aller Macht... und verfehlte den Balkon. Der einzige Grund, weshalb wir uns heute unterhalten können, ist der, dass mich mein diagonaler Sturz auf den Balkon unter meinem anvisierten Ziel beförderte. Ich landete auf den Füßen, stolperte vorwärts und wäre um ein Haar auf der anderen Seite hinuntergestürzt. Ich stolperte in das Apartment und sah mich sofort nach irgendwelchen Siafu um. Das Wohnzimmer war leer, das einzige Möbelstück ein kleiner traditioneller Tisch, der schräg gegen die Tür gestemmt worden war. Der Bewohner musste Selbstmord begangen haben, wie die anderen. Ich nahm keinen üblen Geruch war und vermutete daher, dass er sich aus dem Fenster gestürzt hatte. Ich war sicher, dass ich allein wäre, und diese Erleichterung reichte aus, dass meine Beine unter mir nachgaben. Ich sackte gegen die Wohnzimmerwand und halluzinierte fast vor Müdigkeit. Ich betrachtete eine Sammlung von Fotografien, die die Wand gegenüber zierten. Der Bewohner des Appartments war ein alter Mann gewesen, und die Fotos erzählten von einem erfüllten Leben. Er hatte eine große Familie gehabt, viele Freunde und offenbar ferne und exotische Ziele auf der ganzen Welt besucht. Ich hatte mir nie vorgestellt, mein Zimmer zu verlassen, geschweige denn so ein Leben zu führen. Aber da versprach ich mir feierlich, sollte ich diesen Alptraum überstehen, wollte ich nicht nur überleben, dann wollte ich leben! Mein Blick fiel auf den einzigen anderen Gegenstand in dem Zimmer, einen Kami Dana, einen traditionellen Shinto-Schrein. Etwas lag darunter auf dem Boden, ein Abschiedsbrief, vermutete ich. Der Wind musste ihn heruntergeweht haben, als ich eintrat. Es kam mir nicht richtig vor, ihn einfach dort zu lassen. Ich hinkte durch das Zimmer, bückte mich und hob ihn auf. Viele Kami Dana haben einen kleinen Spiegel in der Ecke. In diesem Spiegel sah ich aus dem Augenwinkel, wie etwas aus dem Schlafzimmer geschlurft kam. Das Adrenalin tat seine Wirkung, noch während ich herumwirbelte. Der alte Mann war immer noch da, und der Verband um seinen Kopf verriet mir, dass er erst vor kurzem reanimiert worden sein musste. Er kam auf mich zu; ich duckte mich. Mei ne Beine zitterten immer noch, darum schaffte er es, mich an den Haaren zu packen. Ich zappelte und versuchte, mich zu befreien. Er zog mein Gesicht zu seinem. Er war überraschend fit für sein Alter und hatte Muskeln, die meinen ebenbürtig, wenn
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