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Operation Zombie

Operation Zombie

Titel: Operation Zombie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Brooks
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zu geben, sie vielleicht ins Schlepptau zu nehmen ...
    Wohin? Selbst wenn wir eine Ahnung gehabt hätten, wo sichere Häfen lagen, wäre der Kapitän nie das Risiko eingegangen, dass man uns entdeckte. Wir wussten nicht, wer ein Funkgerät hatte und das Signal empfangen konnte. Wir wussten immer noch nicht, ob wir gejagt wurden. Und es existierte noch eine Gefahr: die unmittelbare Bedrohung durch die Untoten. Wir sahen viele infizierte Schiffe, manche, auf denen die Besatzungsmitglieder noch um ihr Leben kämpften, manche, deren gesamte Besatzung nur noch aus Toten bestand. Einmal, vor Dakar, Senegal, stießen wir auf einen Fünfundvierzigtausend-Tonnen-Luxusliner namens Nordic Empress. Die Optik unserer Suchgeräte war stark genug, dass wir jeden blutigen Handabdruck auf den Fenstern des Ballsaals und jede Fliege sehen konnten, die sich auf totem Fleisch und Knochen an Deck niederließ. Zombies fielen ins Meer, alle paar Minuten einer. Sie sahen etwas in der Ferne, einen Tiefflieger, denke ich, vielleicht auch nur das Rohr unseres Periskops, und versuchten, es zu erreichen. Da hatte ich eine Idee. Wenn wir in wenigen hundert Metern Entfernung auftauchen und alles tun würden, um sie über Bord zu locken, konnten wir das Schiff vielleicht räumen, ohne einen einzigen Schuss abzugeben.
 Wer konnte wissen, was die Flüchtlinge alles mit an Bord genommen hatten? Die Nordic Empress entpuppte sich vielleicht als schwimmende Vorratskammer. Ich unterbreitete dem Waffenmeister meinen Vorschlag, danach gingen wir gemeinsam zum Kapitän.
    Was hat er gesagt?
    »Auf gar keinen Fall.« Man konnte unmöglich sagen, wie viele Zombies sich an Bord des toten Ozeanriesen befanden. Schlimmer noch, er winkte zu einem Monitor und zeigte auf einige Zombies, die über Bord fielen. »Seht«, sagte er, »nicht alle gehen unter.« Er hatte Recht. Manche waren mit Schwimmwesten bekleidet reanimiert worden, während andere von Faulgasen aufgebläht waren. Da sah ich zum ersten Mal einen schwimmenden Ghul. Da hätte mir schon klarwerden müssen, dass sie einmal ein weit verbreiteter Anblick sein würden. Selbst wenn nur zehn Prozent der Flüchtlingsschiffe infiziert waren, machte das immer noch zehn Prozent von mehreren hunderttausend Schiffen. Millionen Zombies fielen willkürlich ins Meer, manchmal zu Hunderten, wenn eine dieser uralten Nuckelpinnen bei rauer See kenterte. Nach einem Sturm bedeckten sie manchmal die Meeresoberfläche wie ein Teppich bis zum Horizont, Wellen zuckender Köpfe und rudernder Arme. Einmal fuhren wir das Sehrohr hoch und blickten in einen verzerrten, grau-grünen Dunst. Zuerst dachten wir an eine optische Fehlfunktion, als wären wir in ein schwimmendes Trümmerfeld geraten, aber dann verifizierten wir mit dem Angriffsperiskop, dass wir einen mitten durch den Brustkorb gerammt hatten. Und er kämpfte immer noch, vermutlich auch dann noch, als wir das Periskop wieder eingefahren hatten. Wenn uns je etwas die Bedrohung verdeutlichte ...
    Aber Sie waren unter Wasser! Wie konnten sie ...

    Wenn wir an die Oberfläche gingen und einer an Deck oder auf der Brücke festsaß. Als ich die Luke zum ersten Mal öffnete, schnellte eine übelriechende, mit Wasser vollgesogene Klaue herein und packte mich am Ärmel. Ich verlor den Halt, fiel hinunter auf den Ausguck unter mir und dann auf das Deck, während der abgetrennte Arm noch meine Uniform umklammerte. Über mir konnte ich in der offenen Luke den Besitzer des Arms sehen. Ich zog meine Waffe und schoss ohne nachzudenken senkrecht nach oben. Knochen und Hirnmasse regneten auf uns herab. Wir hatten Glück ... Hätte einer von uns eine offene Wunde gehabt... Ich verdiente die Zurechtweisung, die ich bekam, ich hätte sogar noch Schlimmeres verdient gehabt. Von diesem Augenblick an machten wir nach jedem Auftauchen zuerst einen gründlichen Schwenk mit dem Periskop. Ich würde sagen, dass mindestens bei jedem dritten Mal ein paar von ihnen auf der Hülle herumkrochen.
 Das waren die Tage der Beobachtung, als wir uns nur umsahen und die Welt um uns herum belauschten. Wir hatten die Periskope, aber wir konnten auch den zivilen Funkverkehr überwachen und sogar einige Fernsehsatelliten empfangen.  Sie zeigten keine schönen Bilder. Städte starben, ganze Länder. Wir hörten die letzte Meldung aus Buenos Aires und verfolgten auch die Evakuierung der japanischen Inseln. Wir hörten bruchstückhafte Informationen über eine Meuterei beim russischen Militär. Wir hörten Meldungen

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