Operation Zombie
über den »begrenzten nuklearen Schlagabtausch« zwischen dem Iran und Pakistan und staunten morbid darüber, wie sicher wir gewesen waren, dass entweder Sie oder die Russen eines Tages auf den Knopf drücken würden. Aus China kamen keinerlei Meldungen, weder illegale noch offizielle Regierungsbulletins. Wir empfingen nach wie vor Funksprüche der Marine, aber seit unserer Flucht waren alle Kodes geändert worden. Das stellte zwar eine persönliche Bedrohung dar - wir wussten nicht, ob unsere Flotte den Befehl hatte, uns aufzuspüren und zu versenken -, lieferte aber wenigstens den Beweis, dass nicht unsere gesamte Nation in den Mägen der Untoten verschwunden war. An diesem Punkt unseres Exils waren alle Meldungen willkommen. Nahrung wurde ein Thema, nicht gleich, aber schnell genug, dass wir über unsere Optionen nachdenken mussten. Medizin war ein noch größeres Problem; sowohl die westlichen Medikamente wie auch unsere traditionelle Kräutermedizin gingen wegen der Zivilisten zur Neige. Viele hatten spezielle medizinische Bedürfnisse. Mrs. Pei, die Mutter eines unserer Torpedomaate, litt an chronischen Bronchienproblemen, eine allergische Reaktion auf etwas im Boot, die Farbe, möglicherweise das Maschinenöl, jedenfalls etwas, das man nicht so einfach aus der Umgebung entfernen konnte. Sie verbrauchte unsere Asthmasprays in erschreckendem Tempo. Leutnant Chin, der Waffenoffizier, schlug nüchtern und sachlich vor, dass die alte Frau euthanasiert werden sollte. Der Kapitän reagierte darauf, indem er ihn eine Woche in seinem Quartier bei halben Rationen unter Arrest stellte und der Bordarzt keines seiner Leiden kurieren durfte, von akut lebensgefährlichen abgesehen. Chin war ein kaltherziger Dreckskerl, aber sein Vorschlag warf wenigstens ein klares Licht auf unsere Optionen. Wir mussten einen Weg finden, den Vorrat unserer Verbrauchsgüter zu strecken, wenn es uns nicht gelang, eine Methode zu finden, wie wir sie generell wiederaufbereiten konnten. Die Plünderung herrenloser Schiffe war immer noch streng verboten. Selbst wenn wir ein scheinbar verlassenes Schiff entdeckten, konnte man stets ein paar Zombies unter Deck rumoren hören. Fischen wäre eine Lösung gewesen, aber wir besaßen weder das Material, um eine Art von Netz zu knüpfen, noch wären wir bereit gewesen, Stunden an der Oberfläche zu verbringen und Angelschnüre und Haken über Bord zu hängen. Die Lösung fanden die Zivilisten, nicht die Besatzung. Manche waren vor der Krise Bauern oder Kräuterkundler gewesen, und einige hatten kleine Tütchen Saatgut mitgebracht. Wenn wir ihnen die nötige Ausrüstung zur Verfügung stellten, konnten sie vielleicht genügend Nahrungsmittel anbauen, um unsere vorhandenen Vorräte auf Jahre hinaus zu strecken. Es war ein verzweifelter Plan, aber nicht ganz hoffnungslos. Der Raketenraum war eindeutig groß genug für einen Garten. Töpfe und Tröge konnte man aus vorhandenen Materialien zimmern, und die Ultraviolettlampen, die wir für die Vitamin-B-Behandlung der Mannschaft benutzten, konnten als künstliches Sonnenlicht dienen. Das einzige Problem war Erde. Keiner von uns hatte eine Ahnung von Hydroponik, Aeroponik oder einer anderen alternativen landwirtschaftlichen Methode. Wir brauchten Erde, und es gab nur eine Möglichkeit, sie zu bekommen. Der Kapitän musste gründlich darüber nachdenken. Eine Gruppe an Land zu schicken war mindestens ebenso gefährlich, wenn nicht gefährlicher, als der Versuch, an Bord eines infizierten Schiffes zu gehen. Vor dem Krieg hatte fast die Hälfte der gesamten menschlichen Zivilisation an oder nahe der Küsten dieser Welt gelebt. Und durch die Seuche wurden es noch mehr, weil alle Flüchtlinge versuchten, über das Wasser zu entkommen. Wir begannen unsere Suche in der Mitte der Atlantikküste Südamerikas, Georgetown, Guayana, dann an der Küste von Surinam und Französisch-Guayana entlang. Wir fanden mehrere Abschnitte unbewohnten Dschungels, wo die Küstenstreifen jedenfalls durch das Periskop frei zu sein schienen. Wir gingen an die Oberfläche und nahmen von der Brücke eine zweite visuelle Sondierung vor. Wieder nichts. Ich bat um Erlaubnis, mit einer Gruppe an Land gehen zu dürfen. Der Kapitän war noch nicht überzeugt. Er befahl, das Nebelhorn ertönen zu lassen... laut und lang ... und dann kamen sie. Zuerst nur ein paar, zerlumpt und mit großen Augen, die aus dem Dschungel geschlurft kamen. Sie schienen das Ufer gar nicht zu bemerken
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