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Operation Zombie

Operation Zombie

Titel: Operation Zombie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Brooks
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es müsste ganz unmöglich sein, auf die vielen Leute aufzupassen, aber nach meinem ersten Rundgang um das Gelände stellte ich fest, dass unser Boss an alles gedacht hatte. Er hatte sein Anwesen in den feuchten Traum eines jeden Überlebenskämpfers verwandelt. Er verfügte über genügend Instantlebensmittel, mit denen man eine Armee über Jahre hinweg hätte ernähren können, ebenso einen unerschöpflichen Vorrat an frischem Wasser aus einer Entsalzungsanlage, die direkt in den Ozean führte. Er hatte Windräder, Solarzellen und Ersatzgeneratoren mit riesigen Dieseltanks, die unter dem Rasen des Anwesens vergraben waren. Er verfügte über aus reichend Sicherheitsmaßnahmen, die lebenden Toten für alle Zeiten abzuhalten: hohe Mauern, Bewegungsmelder und Waffen; oh, was für Waffen! Ja, unser Boss hatte seine Hausaufgaben echt gemacht, aber am stolzesten war er darauf, dass jedes einzelne Zimmer mit einer Webcam ausgestattet war, die es ihm ermöglichte, sieben Tage die Woche rund um die Uhr in die Welt hinauszusenden. Das war der wahre Grund, warum er seine »engsten« und »besten« Freunde bei sich hatte. Er wollte den Sturm nicht nur mit allem Komfort und Luxus aussitzen, nein, er wollte auch alle und jeden wissen lassen, dass er es geschafft hatte. Das war der Promi-Bonus, sein Mittel, ständig im Licht der Öffentlichkeit zu bleiben. Und es gab nicht nur in praktisch jedem Zimmer eine Webcam, sondern darüber hinaus ein Presseaufgebot, wie man es sonst nur bei der Oscarverleihung auf dem roten Teppich findet. Mir war nie klar gewesen, was für eine riesige Industrie der Unterhaltungsjournalismus war. Es mussten Dutzende von sämtlichen Zeitschriften und Fernsehsendungen da sein. »Wie fühlen Sie sich?« Das hörte ich oft. Genau wie: »Wie halten Sie durch?« »Was meinen Sie, wird passieren?« Und ich schwöre, einmal hörte ich sogar jemanden fragen: »Was haben Sie denn an?« Für mich war der surrealistischste Augenblick der, als ich mit dem Personal und den anderen Leibwächtern in der Küche stand, wir die Nachrichten ansahen und - wir selbst gezeigt worden! Die Kamera war buchstäblich im Nebenzimmer und präsentierte einige der »Stars«, die auf dem Sofa saßen und die Nachrichten eines anderen Kanals verfolgten. Die Sendung dort kam live von der Upper East Side in New York; die Toten marschierten die Third Avenue entlang, wo die Leute es, mit Hämmern und Rohren bewaffnet, im Nahkampf mit ihnen aufnahmen; der Geschäftsführer eines Sportartikelgeschäfts verteilte Baseballschläger und brüllte: »Schlagt ihnen die Köpfe ein!« Da war ein Typ mit Rollerblades. Er hielt einen Hockeyschläger in der Hand und hatte ein großes Fleischermesser daran festgebunden. Der fuhr gut und gern mit dreißig Sachen und hätte bei dem Tempo schon den einen oder anderen Hals durchschneiden können. Die Kamera zeichnete alles auf, den verwesten Arm, der unmittelbar vor ihm aus einem Gully schoss, den armen Kerl, der in die Luft geschleudert wurde, sich überschlug und flach auf dem Gesicht landete, worauf er kreischend an seinem Pferdeschwanz in die Kanalisation gezerrt wurde. In dem Moment schwenkte die Kamera in unserem Wohnzimmer zurück und fing die Reaktionen der anwesenden Promis ein. Einige Ausrufe wurden laut, einige waren ehrlich gemeint, andere geschauspielert. Ich weiß noch, ich dachte, dass ich weniger Respekt für diejenigen empfand, die versuchten, ein paar Krokodilstränen zu vergießen, als für die kleine Hure, die den Kerl mit den Rollerblades als »Dummkopf« bezeichnete. He, die war wenigstens ehrlich. Ich entsinne mich, ich stand neben einem Mann namens Sergej, einem jämmerlichen, traurigen, gramgebeugten kleinen Wichser. Die Geschichten über seine Jugend in Russland überzeugten mich davon, dass nicht alle Dritte-Welt-Drecklöcher tropisch sein mussten. Als die Kamera die Reaktionen der Schönen und Reichen einfing, murmelte er bei sich etwas auf Russisch. Das einzige Wort, das ich verstand, war »Romanows«, und ich wollte ihn schon fragen, was er damit meinte, als wir alle den Alarm ertönen hörten. Etwas hatte die Berührungssensoren ausgelöst, die wir im Umkreis von mehreren Meilen um die Mauern herum platziert hatten. Die waren empfindlich genug, dass sie selbst einen einzigen Zombie entdeckt hätten, aber jetzt reagierten sie wie verrückt. »Kontakt, Kontakt!«, tönte es krächzend aus unserem Funkgerät.  »Südwestecke ... Scheiße, das sind ja Hunderte!« Es war ein

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