Operation Zombie
unverblümt, dass fremde Truppen auf ihrem Boden als Kriegserklärung angesehen werden würden. Ich weiß nicht, ob ihr Präsident unseren Vorschlag je zu Gesicht bekommen hat; unsere Führer sprachen nie direkt mit ihm. Sie sehen, was ich mit Indien und Pakistan meine. Wir hatten keine entsprechenden Beziehungen. Die diplomatische Maschinerie existierte nicht. Wäre durchaus denkbar, dass dieser kleine Scheißer von einem Oberst die Regierung darüber in Kenntnis setzte, dass wir vorhatten, ihre westlichen Provinzen zu besetzen! Aber was konnten wir tun? Jeden Tag überquerten Hundert tausende Menschen unsere Grenze, und davon waren wahrscheinlich Zehntausende infiziert! Wir mussten einschneidende Maßnahmen ergreifen. Wir mussten uns schützen! Zwischen unseren beiden Ländern verläuft eine Straße. Nach Ihren Maßstäben ist sie klein, über weite Strecken hinweg nicht einmal asphaltiert, aber in Belutschistan bildete sie die südliche Hauptverkehrsader. Hätte man sie an nur einer Stelle unterbrochen, an der Brücke über den Ketsch, hätte das sechzig Prozent des Flüchtlingsstroms ein Ende bereitet. Ich flog die Mission selbst, nachts und mit schwerem Geleitschutz. Man brauchte keine Bildverstärker; man konnte die Scheinwerfer Meilen entfernt sehen, eine lange, schmale Kolonne in der Dunkelheit. Ich konnte sogar das Mündungsfeuer von Faustfeuerwaffen erkennen. Das Gebiet war stark infiziert. Ich nahm den mittleren Brückenpfeiler ins Visier, der am schwersten zu reparieren sein würde. Die Bomben trafen ihr Ziel ordentlich und sauber. Es handelte sich um hochexplosive konventionelle Bomben, gerade ausreichend für die Aufgabe. Amerikanische Flugzeuge, die noch aus der Zeit stammten, als wir eure bequemen Verbündeten waren, wurden benutzt, um eine Brücke zu zerstören, die mit amerikanischer Unterstützung erbaut worden war. Dem Oberkommando entging diese Ironie nicht. Mir persönlich war das herzlich egal. Kaum spürte ich, wie meine Phantom leichter wurde, schaltete ich den Nachbrenner zu, wartete auf den Bericht meines Aufklärungsflugzeugs und betete inbrünstig, dass die Pakistani keinen Vergeltungsschlag einleiten würden. Natürlich blieben meine Gebete ungehört. Drei Stunden später nahm ihre Garnison in Quila Safed unseren Grenzposten unter Beschuss. Ich weiß heute, dass unser Präsident und Ajatollah bereit war, es dabei zu belassen. Wir hatten bekommen was wir wollten, und sie hatten ihre Rache. Auge um Auge, und gut. Aber wer sollte das der anderen Seite mitteilen? Ihre Botschaft in Teheran hatte alle Kodes und Funkgeräte vernichtet Dieser Hurensohn von einem Oberst hatte sich lieber selbst erschossen, als irgendwelche »Staatsgeheimnisse« zu verraten Wir besaßen keinen heißen Draht, keine diplomatischen Kanäle. Wir wussten nicht, wie wir mit der pakistanischen Regierung Verbindung aufnehmen sollten. Wir wussten nicht einmal, ob es überhaupt noch eine Regierung gab. Es war das reinste Durcheinander, Verwirrung wurde zu Wut, und in unserer Wut wandten wir uns gegen unsere Nachbarn. Mit jeder Stunde eskalierte der Konflikt. Grenzscharmützel, Luftangriffe. Es passierte so schnell, nur drei Tage konventionelle Kriegführung, keine Seite hatte ein klar definiertes Ziel, es handelte sich nur um panische Wut.
[Er zuckt die Achseln.]
Wir schufen eine Bestie, ein atomares Ungeheuer, das keine Seite mehr bändigen konnte ... Teheran, Islamabad, Qom, Bandar, Abbas, Ormara Emam Khomeini, Faisalabad. Niemand weiß, wie viele bei den Explosionen ums Leben kamen oder ums Leben kommen würden, wenn die radioaktiven Wolken sich über die Länder ausbreiteten, über Indien, Südostasien, den Pazifik, Amerika. Niemand hielt für möglich, dass es passieren könnte, nicht zwischen uns. Um Himmels willen, die haben uns von Anfang an geholfen, unser Nuklearprogramm aufzubauen! Sie lieferten das Material, die Technologie, die dritte Gruppe, die mit Nordkorea und russischen Renegaten um die Wette buhlte ... ohne unsere Muslimbrüder wären wir gar nicht zur Atommacht geworden! Niemand rechnete damit, aber andererseits konnte auch niemand damit rechnen, dass die Toten wiederauferstehen würden, oder? Nur einer hätte das vorhersehen können, und an den glaube ich mittlerweile nicht mehr.
Denver, Colorado, USA
[Mein Zug hat Verspätung. Es findet gerade ein Testlauf mit der Zugbrücke im Westen statt. Todd Wainio scheint es nicht weiter zu stören, dass er auf dem Bahnsteig auf mich warten muss. Wir
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