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Operation Zombie

Operation Zombie

Titel: Operation Zombie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Brooks
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treffen kann.

Das Blatt wendet sich

Robben Island, Provinz Kapstadt, Vereinigte Staaten von Südafrika

    [Xolelwa Azania begrüßt mich an seinem Schreibtisch und bittet mich, den Platz mit ihm zu tauschen, damit ich in den Genuss der kühlen Brise vom Meer komme, die zu seinem Fenster hereinweht. Er entschuldigt sich für das »Durch einander« und besteht darauf, dass er seine Unterlagen vom Schreibtisch räumt, ehe wir fortfahren. Mister Azania hat die erste Hälfte des dritten Bandes von Regenbogenfaust: Südafrika im Krieg fertiggestellt. In diesem Band geht es um das Thema, über das wir uns unterhalten möchten, den Wendepunkt im Kampf gegen die Untoten, den Augenblick, als sein Land sich dicht am Abgrund noch retten konnte.]

    Leidenschaftslos, ein recht schnödes Wort, um eine der kontroversesten Gestalten der Geschichte zu beschreiben. Manche verehren ihn als Retter, andere verteufeln ihn als Monster, aber wenn Sie Paul Redeker je persönlich kennengelernt oder gar seine Ansichten über die Welt und ihre Probleme, oder, noch wichtiger, die Lösung der Probleme, die die Welt plagen, mit ihm diskutiert haben, dann dürfte das Wort, das Ihren Eindruck von diesem Mann am treffendsten wiedergibt, ohne jeden Zweifel leidenschaftslos sein.
Paul glaubte immer, na ja, vielleicht nicht immer, aber jedenfalls als Erwachsener, dass Emotionen der größte Makel der  Menschheit waren. Er sagte immer, das Herz sollte nur existieren, um Blut ins Gehirn zu pumpen, alles andere wäre eine Verschwendung von Zeit und Energie. Seine Veröffentlichung an der Universität, die sich alle mit alternativen »Lösungen« historischer gesellschaftlicher Spannungen beschäftigten, weckten das Interesse der Apartheid-Regierung. Viele Biografen haben versucht, ihn zum Rassisten zu stempeln, aber nach seinem Dafürhalten war Rassismus »ein bedauerliches Nebenprodukt irrationaler Emotionen«. Andere haben argumentiert, wenn man als Rassist eine Bevölkerungsgruppe hasst, muss man mindestens eine andere lieben. Redeker hielt Liebe und Hass für gleichermaßen irrelevant. Für ihn waren sie »Hindernisse der conditio humana«, und, um ihn abermals selbst zu zitieren: »Stellen Sie sich nur vor, was wir alles erreichen könnten, würde die menschliche Rasse endlich ihre Humanität ablegen.« Böse? Die meisten würden es sicher so nennen, während andere, ganz besonders der kleine Kader im Machtzentrum von Pretoria, es für »eine unschätzbar wertvolle Quelle des befreiten Intellekts« hielten. Es war in den frühen 1980er Jahren, einer schweren Zeit für die Apartheid-Regierung. Das Land glich einem Pulverfass. Es gab den ANC, es gab die Ithaka Freedom Party, es gab sogar Extremisten, rechtsextreme Elemente der Afrikaander-Bevölkerung, die nichts lieber gesehen hätten als eine offene Revolution, um einen endgültigen und totalen Rassenkrieg herbeizuführen. Südafrika war an allen Grenzen von feindlichen Nationen umgeben und hatte es im Falle von Angola sogar mit einem von den Russen unterstützten und von Kuba geschürten Bürgerkrieg zu tun. Fügt man zu dieser Mischung noch eine zunehmende Isolation von den westlichen Demokratien hinzu (die ein kritisches Waffenembargo mit einschloss), überrascht es einen nicht, dass in Pretoria immer wieder über einen letzten Verzweiflungskampf ums Überleben nachgedacht wurde. Darum versicherte man sich der Hilfe von Mr. Redeker, da- mit er den ultrageheimen »Plan Orange« der Regierung über arbeiten sollte. »Orange«  existierte, seit das Apartheid-Regime 1948 an die Macht gekommen war. Es handelte sich um das Untergangsszenario der weißen Minderheit des Landes, einen Plan, wie mit einem umfassenden Aufstand der eingeborenen afrikanischen Bevölkerung umzugehen wäre. Er war im Laufe der Jahre immer wieder im Hinblick auf veränderte strategische Bedingungen der Region revidiert worden. Mit jedem Jahrzehnt wurde diese Situation aussichtsloser. Auf Grund einer wachsenden Zahl unabhängiger Nachbarstaaten und immer lauteren Rufen nach Freiheit aus der Mehrheit des eigenen Volkes begriff Pretoria schließlich, dass eine ausgewachsene Konfrontation nicht nur das Ende der Afrikaander-Regierung bedeuten könnte, sondern auch der Afrikaander selbst. Hier kommt Redeker ins Spiel. Sein überarbeiteter Plan Orange, der angemessenerweise 1984 vollendet wurde, bildete die ultimative Überlebensstrategie für die Afrikaander-Bevölkerung. Nichts wurde dem Zufall überlassen, keine Variable

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