Operation Zombie
zurückbeordert werden, die im Idealfall zusätzlich von natürlichen Grenzen geschützt werden sollte, also eine Bergregion, ein Flussgebiet, wenn möglich sogar eine Insel vor der Küste. Sobald sich die Armee in dieser Zone befand, mussten die bewaffneten Streitkräfte jeden Infizierten innerhalb der Grenzen eliminieren und anschließend alle verfügbaren Ressourcen nutzen, um sie gegen weitere Anstürme der lebenden Toten zu verteidigen. Das war die erste Phase des Plans, die so sinnvoll schien wie jeder konventionelle militärische Rückzug. Der zweite Teil des Plans befasste sich mit der Evakuierung von Zivilisten, und kein anderer als Redeker hätte ihn formulieren können. Seiner Meinung nach konnte man nur einen kleinen Teil der Zivilbevölkerung in die sichere Zone evakuieren. Diese Menschen sollten nicht nur gerettet werden, damit sie als Arbeitskräfte für den eventuellen wirtschaftlichen Wiederaufbau nach dem Krieg dienen konnten, sondern auch, um die Legitimität und Stabilität der Regierung zu gewährleisten, also um zu zeigen, dass diejenigen, die sich schon in der Zone befanden, sich »um sie kümmerten«. Es gab noch einen Grund für diese teilweise Evakuierung, einen ebenso ungeheuer logischen wie abgrundtief finsteren Grund, der Redeker, wie viele glauben, für alle Zeiten einen Ehrenplatz im Pantheon der Hölle sichern wird. Alle, die zurückgelassen wurden, sollten in bestimmte isolierte Zonen geirieben werden. Dort sollten sie als »menschliche Köder« dienen und so die Untoten ablenken und verhindern, dass sie der Armee in deren sichere Zone folgten. Redeker sprach sich dafür aus, dass diese isolierten, nicht infizierten Flüchtlinge am Leben gehalten, gut bewaffnet und wenn möglich sogar mit Nachschub versorgt werden sollten, damit die Horden der Untoten auf jeden Fall vor Ort blieben. Begreifen Sie, wie genial und krank zugleich das war? Menschen als Gefangene zu halten, denn »jeder Zombie, der diese Überlebenden belagert, ist ein Zombie weniger, der sich gegen unsere Verteidigungslinie wirft.« Das war der Augenblick, an dem der Afrikaander- Agent Redeker ansah, sich bekreuzigte und sagte: »Gott helfe Ihnen, Mann.« Ein anderer sagte: »Gott helfe uns allen.« Das war der Schwarze, der den Einsatz zu leiten schien. »Und jetzt schaffen wir ihn hier weg.« Binnen weniger Minuten saßen sie in einem Helikopter nach Kimberley, dem unterirdischen Stützpunkt, wo Redeker Orange Vierundachtzig erstmals formuliert hatte. Er wurde in eine Sitzung des verbliebenen Kabinetts des Präsidenten gebracht, wo man den Report laut im Saal vorlas. Sie hätten den Aufruhr hören sollen, und keiner erhob die Stimme lauter als der Verteidigungsminister. Das war ein Zulu, ein stürmischer Krieger, der lieber auf offener Straße gekämpft hätte, als sich in einem Bunker zu verstecken. Der Vizepräsident sorgte sich mehr um das öffentliche Ansehen. Er wollte sich nicht einmal vorstellen, was seine Kehrseite noch wert wäre, sollten je Informationen über diesen Plan an die Öffentlichkeit dringen. Der Präsident sah aus, als hätte Redeker ihn persönlich beleidigt. Er packte den Sicherheitsminister buchstäblich am Kragen, schüttelte ihn und fragte ihn, warum er ihm diesen derangierten Apartheid-Kriegsverbrecher angeschleppt hätte. Der Minister stammelte, dass er gar nicht verstünde, weshalb der Präsident so aufgebracht wäre, zumal er selbst doch den Befehl gegeben hätte, Redeker aufzuspüren. Der Präsident hob die Hände und beteuerte, dass er diesen Befehl nie und nimmer gegeben hätte, als sich plötzlich irgendwo in dem Raum jemand mit leiser Stimme zu Wort meldete: »Das war ich.« Er hatte an der hinteren Wand gesessen; jetzt stand er auf. vom Alter gebeugt und auf Krücken gestützt, aber mit dem wachen und hellen Verstand, den er immer gehabt hatte. Der verdiente Staatsmann, der Vater unserer neuen Demokratie, der Mann, dessen Geburtsname Rolihlahla gewesen war, was einige einfach mit »Unruhestifter« übersetzt haben. Als er aufstand, setzten sich alle anderen wieder, mit Ausnahme von Paul Redeker. Der alte Mann sah ihn an und verzog das Gesicht zu dem herzlichen Lächeln, das weltberühmt war. »Molo, mhlobo wam«, sagte er, »sei gegrüßt, Person meiner Region.« Er ging langsam zu Paul, wandte sich an die Regierung von Südafrika, nahm dem Afrikaander die Seiten aus der Hand und sagte mit einer plötzlich lauten und jugendlichen Stimme: »Dieser Plan wird unser Volk retten.«
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