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Operation Zombie

Operation Zombie

Titel: Operation Zombie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Brooks
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in der Familie; alle wichtigen Entscheidungen überließ er Mom. Jetzt versuchte Mom, mit ihm zu diskutieren, ihn zur Vernunft zu bringen. Wir lebten oberhalb der Schneegrenze, wir hatten alles, was wir brauchten. Warum ins Unbekannte aufbrechen, wenn wir einfach unsere Vorräte aufstocken, das Haus weiter befestigen und bis zum ersten Frost abwarten konnten? Dad hörte nicht auf sie. Im Herbst könnten wir tot sein; wir könnten nächste Woche schon tot sein! Er hatte sich so sehr von der Großen Panik anstecken lassen. Er sagte uns, es wäre wie ein langer Campingausflug. Wir würden von Elchsteaks und wilden Beeren zum Nachtisch leben. Er versprach mir, dass er mir das Angeln beibringen würde, und fragte mich, welchen Namen ich meinem ersten selbst gefangenen Kaninchen geben wollte, das ich als Haustier behalten durfte. Er hatte sein ganzes Leben in Waukesha gelebt. Campen war er nie gewesen.
    [Sie zeigt mir etwas in dem Eis, eine Sammlung zerbrochener DVDs.]
    Das haben die Leute mitgenommen: Trockenhauben, Game- Cubes, Dutzende Laptops. Ich glaube nicht, dass sie dumm genug waren und dachten, sie könnten wirklich etwas damit anfangen. Einige vielleicht. Ich glaube, die meisten Menschen hatten nur Angst, sie könnten ihnen abhandenkommen, dass sie nach sechs Monaten heimkehren und feststellen mussten, dass ihre Häuser geplündert worden waren. Wir selbst glaubten, dass wir vernünftige Sachen einpackten. Warme Kleidung, Kochutensilien, Arzneimittel und so viel Konservendosen, wie wir tragen konnten. Sah nach einem Essensvorrat für mehrere Jahre aus. Die Hälfte verzehrten wir schon auf dem Weg hinauf. Mich kümmerte das nicht weiter. Für mich war diese Reise nach Norden ein großes Abenteuer. Die vielen Geschichten über verstopfte Straßen und Gewalt, die man hört, das galt nicht für uns. Wir gehörten zur ersten Reisewelle. Die einzigen Leute, die vor uns flohen, waren die Kanadier, und die waren schon lange weg. Auf den Straßen herrschte dennoch viel Verkehr, mehr Autos, als ich je zuvor gesehen hatte, aber alle fuhren ziemlich zügig; zu Staus kam es an sich nur auf Durchgangsstraßen oder in Parks.
    Parks?
    Parks, ausgewiesene Campingplätze, alle Orte, an denen die Leute dachten, jetzt wären sie weit genug gereist. Dad sah auf diese Leute herab und bezeichnete sie als kurzsichtig und irrational. Er sagte, dass wir uns immer noch viel zu dicht an Bevölkerungszentren befinden und es nur schaffen würden, wenn wir so weit wie nur irgend möglich nach Norden fuhren. Mom sagte darauf stets, dass es nicht deren Schuld sei, dass ihnen schlicht und einfach das Benzin ausgegangen wäre.
»Und wessen Schuld ist das?«, fragte Dad daraufhin. Wir hatten eine Menge Ersatzkanister auf dem Dach des Minivans. Dad hatte seit den ersten Tagen der Panik Vorräte gehamstert. Wir passierten eine Menge Staus vor Tankstellen am Straßenrand, von denen viele bereits riesige Schilder mit der Aufschrift KEIN BENZIN MEHR aufgestellt hatten. Dad fuhr ziemlich schnell daran vorbei. Er fuhr an vielem ziemlich schnell vorbei, an liegen geblieben Autos, die überbrückt werden mussten, an Anhaltern, die mitgenommen werden wollten. Davon gab es ziemlich viele, die in manchen Fällen in einer Reihe am Straßenrand gingen und genauso aussahen, wie man sich Flüchtlinge vorstellte. Hin und wieder hielt ein Auto an, um zwei mitzunehmen, und schon wollten alle anderen auch mitgenommen werden. »Seht ihr, was die sich eingebrockt haben?« So war Dad. Wir sahen eine Frau, die für sich allein ging und einen Reisekoffer mit Rädchen hinter sich her zog. Darum befahl Mom meinem Dad vermutlich, dass er anhalten und sie mitnehmen sollte. Sie hieß Patty und kam aus Winnipeg. Sie sagte uns nicht, wie sie hierhergekommen war, und wir fragten sie nicht. Sie war wirklich dankbar und wollte meinen Eltern alles Geld geben, das sie bei sich hatte. Mom nahm es nicht an, versprach ihr aber, dass wir sie mitnehmen würden, so weit wir fuhren. Sie fing an zu weinen und dankte uns. Ich war meinen Eltern dankbar, weil sie richtig gehandelt hatten, bis Patty nieste und ein Taschentuch holte, um sich zu schnäuzen. Sie hatte die linke Hand in der Tasche gehabt, seit sie eingestiegen war. Jetzt konnten wir sehen, dass ein Stoffstreifen darum gewickelt war, auf dem sich ein dunkler Fleck befand, der wie Blut aussah. Sie merkte, dass wir es sahen, und wurde plötzlich nervös. Sie sagte, wir sollten uns keine Sorgen machen, sie hätte sich nur aus Versehen

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