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Opernball

Opernball

Titel: Opernball Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Josef Haslinger
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mittlerweile aufgelöst. Die Kommission hat alle Unterlagen beschlagnahmt.
    Ausländerhilfsverein. Der Name klingt so friedlich, als wäre das eine gute Sache. In Wirklichkeit hatte sich dort der Teufel eingenistet. Wir kannten den Verein. Er hatte sein Lokal in der Nähe des Brunnenmarkts. Mein Kollege hat mir beim Schnitzelwirt erzählt, wer da ein und aus geht: alles radikale Mohammedaner. In Ägypten ausgebildet.
    Und die riefen zur Opernballdemonstration auf, als ob der Tod des Abdul Haman mit dem Opernball irgend etwas zu tun hätte. Abdul Haman war so etwas wie ihr Führer. Zufällig hat es ihn erwischt. Daß der ein Obermufti war, hat vor seinem Tod kein Polizist gewußt. Vielleicht haben sie ihn ja selbst umgebracht. Eine Stammesfehde. Oder sie haben sich einen Anlaß schaffen wollen, um auch bei uns mit Terror zu beginnen. Ich traue denen alles zu. Auf ihren Plakaten und Aufrufen haben sie es so dargestellt, als sei ihr Führer von der Wiener Polizei absichtlich exekutiert worden. Und die Presse hat diesen Schwachsinn auch noch aufgegriffen. Aber wie reagieren unser Minister und sein Ohrensausen? Anstatt denen die Demonstration am Abend des Opernballs von vornherein zu verbieten, weil bei uns Rachefeldzüge nicht üblich sind, bekamen wir einen Erlaß, der es uns ausdrücklich untersagte, mit dem Knüppel auf den Hals zu schlagen. Und das, bevor noch irgendeine Schuld erwiesen war.
    Gegründet wurde der Ausländerhilfsverein von Einheimischen, die sich für die Rechte von Ausländern einsetzten und Asylanten unterstützten. Raten Sie einmal, welcher Rechtsanwalt dort seine Finger im Spiel hatte. Thomas Prader, natürlich. Er war es auch, der einen Asylantrag für Abdul Haman eingebracht hat. Der war nämlich nur mit einem Touristenvisum eingereist. Wahrscheinlich hat er die Adresse des Ausländerhilfsvereins schon im Gepäck gehabt. Wo es etwas zu holen gibt, haben die schnell heraus.
    Angeblich gehörte Abdul Haman irgendeiner Moslembruderschaft an, die in Ägypten verfolgt wurde. Die Ägypter werden schon gewußt haben, warum. Der Asylantrag wurde von unseren Behörden abgelehnt, auch die Berufung. Haman hatte zwei Wochen Zeit, unser Land zu verlassen. Aber da kam plötzlich der Thomas Prader mit einem Trauschein daher und leierte diese ganze Menschenrechtsscheiße herunter, Recht auf Familie und all das Zeug. Die vom Asylamt überprüften das. Die Frau gab es wirklich. Es war eine Krankenschwester, die in ihrer Freizeit bei der medizinischen Betreuung des Ausländerhilfsvereins mithalf. Haman arbeitete zuerst am Naschmarkt, wo er für einen Türken Lammfleisch verkaufte. Später machte er den Taxiführerschein. Als sein Foto in der Zeitung erschien, meldeten sich ein paar seiner früheren Fahrgäste. Sie erzählten, er habe vor roten Ampeln in arabischen Büchern gelesen. In allen Ablagen, ja selbst auf dem Beifahrersitz lagen der Koran und andere arabische Schriften herum. Eine Zeitung hat auch berichtet, daß Haman für ein paar Monate nach Bosnien kämpfen gefahren ist. Und er soll nicht der einzige gewesen sein. Der Ausländerhilfsverein wurde immer mehr zu einem Zentrum islamischer Freunderlwirtschaft. Ich persönlich traue denen alles zu. Man hätte diesen Verein viel früher verbieten müssen. »Rache für Abdul Haman« – man muß sich das vorstellen. Wo sind wir denn? Die bringen nur Ärger in unser Land. Das sind doch, bitte, nicht unsere Probleme! Die sollen ihren Krieg daheim führen. Man hätte sie gleich alle rauswerfen sollen, egal, ob sie mit unseren Flitscherln verheiratet waren oder nicht.
    Das nur, damit Sie sich auskennen, warum dieses Fernschreiben, daß wir in Bereitschaft bleiben sollen, eigentlich vorhersehbar war.
    »Ich fürchte«, sagte ich zu meiner Frau am Telefon, »aus dem Fernsehabend wird nichts werden.« Dann erzählte ich ihr, daß wir gefilmt worden waren. Ich bat sie, die Opernballübertragung aufzunehmen. Sicher hätte ich sie noch daran erinnert, beim Videorecorder vor dem Drücken der Aufnahmetaste den richtigen Sender einzustellen. Und sie hätte mich wahrscheinlich wieder einmal gefragt, wie man das mache. Einmal hat sie nämlich den Sendersuchlauf gedrückt und nacheinander alle Speicherplätze gelöscht. Doch ich mußte das Gespräch leider beenden, weil über Funk eine Alarmfahndung der Sicherheitsdirektion kam:
    »Achtung. Achtung. Zentrale an alle Wiener Kommissariate. Wer kennt eine Gruppe mit dem Namen Die Entschlossenen? Wer hat Hinweise auf die

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