Opfer der Lust
Ihr Puls beschleunigte sich. Sie fühlte sich ertappt und spürte, wie Hitze in ihre Wangen stieg.
Lässig lehnte sich Kade mit der Schulter gegen die Glasscheibe des Kühlschranks und schmunzelte. Er hielt einen Eisbecher von Ben & Jerry‘s hoch und fragte: „Hast du die Sorte Karamell Sutra schon einmal probiert?“
Sie schüttelte den Kopf. Irritiert beobachtete sie, wie er Deckel und Schutzfolie entfernte und seine Fingerspitze durch das Schokoladeneis, das einen weichen Kern aus Karamell besaß, zog. Bevor sie sich wehren konnte, schmierte er die Eiscreme auf ihre Lippen.
Verdutzt öffnete sie ihren Mund ein Stück weit.
„Magst du kein Karamell?“ Er runzelte die Stirn.
Bethany bemerkte, dass die Verkäuferin hinter der Fleischtheke sie kritisch beäugte.
„Das Eis schmilzt. Du solltest es rasch kosten, bevor es von deinem Kinn tropft. Besonders köstlich sind die Fudge-Stücke darin.“
Da sie keine Anstalten machte, seinem Rat zu folgen, neigte er sich zu ihr. Einen kurzen Moment war er ihr so nah, dass ihre Nasenspitzen sich fast berührten und sie seinen warmen Atem auf ihren kalten Lippen spürte. Er schaute ihr tief in die Augen. Ein verführerischer Blick, der ihre Beine weich werden ließ.
Als Kade plötzlich das Eis von ihrem Mund leckte, erstarrte sie für einige Sekunden. Sie hielt die Luft an und bekam eine Gänsehaut. Dieser Mann war unglaublich! Aber auch gefährlich.
Ja, Kade konnte ihr gefährlich werden, das ahnte sie.
Während er den Eisbecher wieder verschloss, lachte er. „Du kannst dich jetzt wieder bewegen.“
Verärgert darüber, dass sie sich von ihm einschüchtern ließ, schüttelte sie sich, als wollte sie ihren Mantel von Schnee befreien, dabei hatte es schon seit Wochen nicht mehr geschneit. Sie zog ihren bunten Schal enger um ihren Hals, mehr als Schutz als vor Kälte.
Kade lehnte sich wieder gegen den Kühlschrank. „Hast du dich nun endlich entschieden, ob du mit mir essen gehen wirst, wenn ich schon nicht für dich kochen darf?“
Nein, sie durfte nicht, nicht nach diesem Kuss. War es denn ein Kuss gewesen? Kein richtiger. Dennoch, sie durfte Kade nie wiedersehen! Das begriff sie nun. Sie hätte schon nach dem ersten Treffen den Supermarkt nicht mehr aufsuchen sollen, weil sie Kade interessant fand. Der arme Daryl! Er durfte nie etwas von ihrer gedanklichen Untreue erfahren.
„Ich kann nicht. Ich bin verlobt.“ Sie brachte den Satz kaum hervor, weil sich ihr Körper nach Kade sehnte, aber ihr Verstand war stärker.
Kade wurde ernst. „Das ist bedauerlich. Sehr schade! Hoffentlich weiß Daryl deine Treue zu schätzen, aber sie wird dir nichts nutzen.“ Er zuckte mit den Achseln und ging fort, ohne den Versuch, sie zu überreden.
Verblüfft blieb Beth zurück. Was sollte das schon wieder heißen? Und woher kannte er den Namen ihres Verlobten? Ein unwohles Gefühl breitete sich in ihrem Magen aus.
Sie war enttäuscht, dass sich Kade nicht intensiver um sie bemühte, denn er hätte eine reelle Chance gehabt, sie doch noch zu überzeugen. Aber er hatte sie immerhin zweimal gefragt und gehörte nicht zu der Sorte Mann, der eine Frau inständig bitten musste, damit sie mit ihm ausging. Vielleicht hatte ihn genau das verletzt. Er war es nicht gewohnt, einen Korb zu bekommen, und leckte bestimmt irgendwo seine Wunden.
Bethany fühlte sich fiebrig. Sie nahm einen Becher Karamell Sutra Eiscreme aus dem Kühlschrank, bezahlte an der Kasse und eilte zu ihrem Wagen. Ihr war danach, sich mit dem Eis auf die Couch zu setzen und zum hundertsten Mal „E-Mail für dich“ anzuschauen.
Als sie ihren Wagen aufschloss, fragte sie sich, warum sie ausgerechnet Kades Lieblingseis gekauft hatte. Hatte sie nicht eben noch gespöttelt, dass die Jahreszeit viel zu kalt war, um Eiscreme zu essen?
Sie legt den Ben & Jerry‘s-Becher auf den Rücksitz. Als sie sich aufrichtete, schaute sie geradewegs in Kades Gesicht. Er hielt einen Laptop in der Hand. Aufgrund des hellen Bildschirms wusste sie, dass das Notebook eingeschaltet war. Wollte Kade doch einen dritten Versuch wagen und ihr die Homepage seines Stammrestaurants zeigen, um sie umzustimmen?
Schweigend warf er die Fahrertür ihres Firebirds zu. Er drängte Beth rückwärts und stellte den Laptop auf die Motorhaube.
„Ich verstehe nicht“, begann sie.
Beth erschrak, als Kade seinen Arm um ihre Hüften legte und sie herumdrehte. Er zwängte sie zwischen seinem Körper und ihrem Auto ein. Ängstlich wehrte sie sich, aber
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