Opfer der Lust
ebenfalls attraktiv findest.“
Attraktiv und gefährlich, dachte Beth und spürte wieder dieses Kribbeln zwischen ihren Beinen, das sich zu einem Zeitpunkt bemerkbar machte, der nicht unpassender hätte sein können. Denn irgendetwas stimmte nicht an der ganzen Situation.
Kade hatte diese Scharade nicht nötig. Sein Aussehen war irgendwie … falsch. Sie konnte aber noch nicht sagen, was an seinem Aussehen sie störte.
Was sie jedoch am meisten irritierte, war seine Zielstrebigkeit. Was in aller Welt wollte er ausgerechnet von ihr? Sie war längst nicht mehr der Typ Frau, dem die Männer hinterherblickten oder gar hinterherpfiffen. Mittlerweile konzentrierte sie sich mehr auf ihr Medizinstudium als auf ihr Aussehen.
Wieso auch nicht? Daryl verlangte nicht, ein Modepüppchen an seiner Seite zu haben. Vielmehr wünschte er sich eine gediegene Ehefrau, die er überall vorzeigen konnte, ohne sich schämen zu müssen, weil sie ein dekolletiertes Oberteil trug, dessen Ausschnitt fast bis zu den Warzenhöfen reichte.
Aber wollte sie das überhaupt? Entwickelte sie sich langsam, aber stetig zu einer biederen Hausfrau? Sie war bestürzt über diesen Gedanken. Nachdem sie im Video gesehen hatte, zu welch einer Leidenschaft sie damals fähig gewesen war, wurde ihr diese Entwicklung erst bewusst.
„Ich habe keine Ahnung, was deine Absichten sind, Kade, aber du fängst das alles ganz falsch an.“
Sie versuchte an ihm vorbeizukommen, doch er stellte seinen rechten Fuß auf den Reifen ihres Pontiacs. Nun befand sich sein Bein zwischen ihren Schenkeln. Sie brauchte nur einen Schritt nach vorne zu machen und ihr Schritt würde sein Knie berühren.
Ihr Mantel klaffte auf und Beth fiel das Atmen auf einmal schwer.
Kade schüttelte den Kopf. „Meinst du wirklich, du solltest einfach gehen? Man kann vor Problemen nicht fortlaufen. Dadurch lösen sie sich nicht in Luft auf. Ich habe das Originalüberwachungsvideo und eine Kopie auf meinem Notebook, vielleicht sogar noch weitere.“
„Du bist ein Schuft!“, spie sie ihm entgegen und ballte ihre rechte Hand zur Faust.
Unbeeindruckt legte er seine Hand über ihre Faust und schloss diese ein. „Ich habe es auf die behutsame Art versucht, aber du bist starrköpfig geblieben. Du kennst mich nicht, das hast du selbst gesagt und recht damit. Eben weil du mich nicht einschätzen kannst, solltest du ein wenig kooperativer sein.“
„Und das heißt?“, fragte sie barsch und riss ihre Hand los.
„Du wirst mich morgen Abend im Hideaway treffen, das ist ein hübsches, kleines Restaurant, das an der Mündung des Mystic Rivers in den Boston Harbor liegt.“
„Das kann ich nicht. Wenn Daryl oder einer unserer Bekannten mich am Hafen mit einem fremden Mann sieht … nicht auszudenken!“
„Dann überleg dir halt eine Ausrede. Ich könnte ein Kommilitone sein.“
„Nein, bestimmt nicht“, entgegnete sie und konnte trotz Wut ein Lächeln nicht unterdrücken, aber es erstarb so schnell, wie es aufgeflackert war.
Er nahm seinen Fuß vom Reifen und schmiegte sich an sie. Verführerisch wisperte er: „Es ist mir völlig egal, wie du dich herausreden wirst, solltest du mit mir … erwischt werden. Das ist allein deine Sorge. Aber du wirst pünktlich um acht Uhr dort sein.“
„Sonst was?“ Ihre Kehle war wie zugeschnürt.
Kade neigte sich vor, sodass sein Mund neben ihrem Ohr war. „Wie würde es dir gefallen, dein Video im Internet zu finden? Ich bräuchte es nur auf www.Youtube.com oder einem ähnlichen Portal einzustellen, es mit den Suchbegriffen ‚Boston‘ und ‚Erotik‘ verlinken und ich wette, es würde großen Anklang finden, sich verbreiten und –“
„Genug!“, sagte Bethany scharf. Sie legte die Hände an seinen Oberkörper und versuchte ihn wegzudrücken, aber er griff ihre Handgelenke, führte sie hinter ihren Rücken und hielt sie dort fest.
Sie fühlte sich schrecklich wehrlos. Sein Gesicht war dem ihren so nah, dass sie seine Körperwärme spürte. Sein Atem streifte ihre Stirn. Er schaute auf sie herunter und leckte mit der Zungenspitze über seine Unterlippe.
Beths Mund öffnete sich wie von selbst. Ein Kribbeln floss durch ihre Lippen und sie verspürte den Wunsch, ihn zu küssen, doch ihr Zorn gewann wieder die Oberhand. „Weshalb tust du mir das an?“
Verwundert runzelte er die Stirn. „Was tue ich denn?“
„Mir drohen, mich zwingen …“
„Ich möchte dich nur davon überzeugen, mit mir auszugehen, ein harmloses Treffen an einem
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