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Opfer der Lust

Opfer der Lust

Titel: Opfer der Lust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henka Sandra
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war eine gute Nachbarschaft mit einem Kiosk an der Ecke und einem Kinderspielplatz. Beth führte Lazy immer im Highland Park Gassi. Der Park war einige Minuten entfernt und lag auf dem Fort Hill, dessen Mittelpunkt der Fort Hill Tower bot, ein Relikt der amerikanischen Revolution. Man hatte ihn als Erinnerung an die Belagerung stehen lassen.
    „Es ist netter hier geworden“, bemerkte Blanche hin und wieder.
    Worauf Mantis zu antworten pflegte: „Das kommt durch das junge Volk: College-Stundenten der Northeastern University und des Wentworth Institute of Technology, Künstler und junge Berufstätige.“
    Das Bild von Roxbury war von Aufschwung geprägt. Wohn- und Geschäftsgebiete wurden renoviert oder abgerissen und neu gebaut. Aber in einigen Gebieten gab es immer noch Gewaltverbrechen, meist durch Bandenkriege und Drogenmissbrauch.
    Bethany hatte keine Angst, in Roxbury zu leben. Es gab ihrer Meinung nach in Boston nicht mehr Kriminalität als in jeder anderen Großstadt auch.
    Sie fand erfreulicherweise einen Parkplatz direkt vor ihrem Haus, stieg aus und nahm die Packung mit der halb geschmolzenen Eiscreme vom Rücksitz. Dann ging sie zur Eingangstür, schloss sie auf und trat in den kleinen Flur, in dem es immer nach Maiglöckchen roch, weil ihre Mutter regelmäßig Duftspender hinter die Haustür stellte.
    Kaum hatte Beth die Tür geschlossen, lugte Blanche Hart aus ihrer Wohnung im Erdgeschoss und winkte eifrig. „Er ist hier. Komm.“
    „Wer?“ Wusste Kade, wo sie wohnte? Hatte er ihre Eltern bereits um den Finger gewickelt? Beths Puls beschleunigte sich. Sie griff das Eis fester und blieb wie angewurzelt stehen.
    Erst als Lazy schwanzwedelnd aus der Wohnung gelaufen kam, erwachte sie aus ihrer Erstarrung und bückte sich, um den schwarz-weißen Neufundländer zu streicheln.
    Blanche hatte rosige Wangen und ihre Stirn glänzte. Beth vermutete, dass ihre Mutter schon wieder Rotwein getrunken hatte. Das tat sie in letzter Zeit leider öfter.
    Alles hatte damit angefangen, dass sie im Boston Magazine einen kleinen Artikel gelesen hatte, in dem der Konsum von einem Glas Rotwein pro Tag empfohlen wurde, weil das angeblich gesund wäre.
    Blanche glaubte alles, was im Boston Magazine stand, daher war sie dem Rat gefolgt. Alkohol war sie ohnehin nicht abgeneigt gewesen.
    Aus einem Glas Wein wurden zwei. Bald trank sie sogar tagsüber, meist wenn etwas sie belastete, und natürlich, wenn es etwas zu feiern gab, und Gelegenheiten zum Feiern gab es oft, zumindest in den Augen von Blanche Hart.
    „Daryl natürlich. Beeil dich.“ Schon verschwand Blanche in der Wohnung.
    Beth entspannte sich. Es war nicht Kade, der auf sie wartete. Weshalb hatte sie sofort an ihn gedacht? Erleichterte atmete sie aus. Oder war es doch ein Seufzer der Enttäuschung?
    Sie steckte ihr Schlüsselbund in ihre Jackentasche, trat gefolgt von Lazy in das Appartement ihrer Eltern ein und stand bereits im Wohnzimmer, da die Wohnung keine Diele besaß. Rechts gingen Küche und Schlafzimmer ab und geradeaus kam man ins Bad.
    Als Daryl Bethany sah, sprang er von der Couch auf und eilte zu ihr. Er überragte sie um fast zwei Köpfe, besaß einen schlanken Körperbau, ohne bei der Größe schlaksig zu wirken, und trug stets Hemden mit gestärktem Kragen. Sein mittelblondes Haar gelte er zurück, was ihn adrett erscheinen ließ. Seine Nase war zu lang für sein schmales Gesicht. Aber da der Spruch ‚An der Nase eines Mannes erkennt man seinen Johannes‘ bei ihm zutraf, beschwerte sich Beth über diese Unregelmäßigkeit nicht.
    Wenn sie sein Geschlecht nur öfter zu sehen und zu spüren bekäme.
    Daryl reichte ihr die Hand und wollte sie auf die Lippen küssen, doch sie drehte erschrocken ihr Gesicht weg, sodass sein Mund ihre Wange traf.
    Noch vor Kurzem hatte Kade sie geküsst, etwas, das nie hätte passieren dürfen. Zu allem Übel bereute sie den Kuss nicht einmal. Das bedeutete aber auch, sie konnte sich jetzt unmöglich von Daryl küssen lassen. Das war einfach falsch.
    Sie nieste dreimal hintereinander und hoffte, man nahm ihr den plötzlichen Niesanfall ab. „Entschuldigung, meine Nase hat gekitzelt. Du weißt schon, wenn man von der Kälte, die draußen herrscht, in die warme Wohnung kommt … “
    „Du hast einen ganz roten Kopf.“ Besorgt berührte Blanche mit dem Handrücken zuerst Beths Wange und dann ihre Stirn. „Hast du Fieber? Warte, ich hole ein Thermometer.“
    Beth hielt ihre Mutter zurück. „Unsinn. Das ist nur der

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