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Opfer der Lust

Opfer der Lust

Titel: Opfer der Lust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henka Sandra
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Keine Forderung nach Geld oder gar sexuellen Diensten, nur ein simples Dinner an einem öffentlichen Ort.
    Das war ihr suspekt.
    Bethany fuhr quer durch die Stadt und überquerte den Charles River, um von Roxbury in den Bezirk Cambridge zu gelangen und von dort aus weiter nach Charlestown zu fahren. Der Mystic River floss parallel zum Charles River und war durch Clint Eastwood bekannt geworden, der als Schauspieler und Regisseur den gleichnamigen Roman des Autors Dennis Lehane verfilmt hatte.
    Die Heizung des alten Firebirds sprang erst an, als Bethany schon fast an ihrem Ziel angekommen war. Sie war halb durchgefroren und zitterte. Oder lag das Zittern daran, dass sich eine ängstliche Vorfreude in ihr ausbreitete?
    Sie fand das Restaurant an der Mündung des Mystic Rivers in den Boston Harbor, wie Kade beschrieben hatte, und stellte ihr Auto auf dem Parkplatz des Restaurants ab.
    Das Gebäude besaß einen altmodisch-gemütlichen Charme und machte einen einladenden Eindruck. Die weiße Farbe der Häuserfront war zwar etwas schmutzig und abgeblättert, aber die Fenster waren hell erleuchtet. Künstliche Gestecke standen von innen auf den Fensterbänken. Geschwungene, blütenweiße Baumwoll-Gardinen mit Strickbund wurden seitlich mit roten Schleifen festgehalten.
    Das Restaurant hatte eine kleine Terrasse zum Hafen hin, auf der aufgrund der Jahreszeit jedoch keine Tische und Stühle standen, aber in lauen Sommernächten konnte man hier sicherlich gut bis spät in die Nacht sitzen, unter sternenklarem Himmel die Aussicht auf den Boston Harbor genießen und Wein trinken.
    Aufgrund der am Eingang hängenden, überdimensionalen Karte mit der Überschrift „Weinlokal & Restaurant“ ging Bethany zumindest davon aus, dass es hier viele Sorten Wein gab. Was genau auf dem Menü stand, konnte sie allerdings aus der Entfernung nicht entziffern.
    Nachdem sie ihre Handtasche vom Beifahrersitz genommen und ausgestiegen war, schaute sie sich nach Kades Mietwagen, dem nachtblauen Lexus, um, aber er war nicht da. Würde dieser Mistkerl sie warten lassen, um sie nervös zu machen? Das brauchte er nicht. Nervös war sie ohnehin schon.
    Aber als sie das Weinlokal betrat, sah sie Kade am Fenster sitzen. Entweder war er mit einem Taxi oder einem anderen Wagen gekommen. Verträumt schaute er auf den Hafen hinaus, doch er musste ihr Spiegelbild in der Fensterscheibe gesehen haben, denn er drehte sich plötzlich um. Sein Gesicht erhellte sich. Er schob seinen Stuhl zurück, stand auf und eilte zu ihr.
    Beths Herz schlug schneller. Warum war dieser Schuft nur so attraktiv? Er trug eine schwarze Stoffhose und ein helles Hemd, darunter lugte ein dunkles T-Shirt heraus. Selbstsicher kam er durch den Gang auf sie zu.
    Die Restaurantleiterin, die hinter dem Stehpult am Eingang stand, lächelte Bethany freundlich an. „Kann ich Ihnen helfen?“
    „Da bist du ja, Baby“, sagte Kade und küsste Beth unvermittelt auf den Mund. Dann wandte er sich an die Dame, die die Gäste platzierte: „Sie gehört zu mir.“
    „Ach ja?“, murmelte Beth und wich seinem rügenden Blick aus, indem sie sich im Restaurant umsah.
    Im Inneren des Hideaways herrschte pure Landhausromantik mit Häkeldecken auf dem Stehpult am Eingang, schweren Holzvitrinen, in denen ein Sammelsurium von Tee- und Kaffeekannen stand, und holzgetäfelten Wänden. Der Eingang duftete nach Buttercreme, den eine beigefarbene Yankee-Candle-Kerze verströmte. Die außergewöhnliche Kerze stand auf dem Stehpult und war ein richtiger kleiner Hingucker, denn sie besaß ein durchsichtiges Unterteil, in dem die eigentliche Kerze steckte, und einen kunstvoll verzierten Porzellanlampenschirm.
    Bethany fühlte sich in den Oktober zurückversetzt, denn an der Decke klebte künstliches Herbstlaub. Der Besitzer musste sich entweder dem Indian Summer sehr verbunden fühlen oder griff lediglich eine Touristenattraktion auf. Das farbenfrohe Naturschauspiel ist neben Teilen von Kanada und Alaska auch in den Neu-England-Staaten, zu denen Connecticut, New Hampshire, Maine, Rhode Island, Vermont und Beths Heimat Massachusetts gehören, zu finden und zieht jedes Jahr viele Touristen an.
    Kade führte Bethany an seinen Tisch, der unter einem Überwurf versteckt war, auf dem wiederum ein kleines rot-weißkariertes Deckchen lag. Ganz Gentleman nahm er ihren Steppmantel und reichte ihn dem herbeieilenden Kellner, der den Mantel zur Garderobe brachte.
    „Beizeiten werde ich dir einen anderen Mantel schenken“,

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