Opfer der Lust
Blick verfinsterte sich. Er trank einen Schluck, während er Beth fixierte, und stellte das Glas wieder ab. „Du solltest besser meine Fragen beantworten.“
„Sollte ich das?“ Aufmüpfigkeit regte sich in ihr.
„Ich rate dir, ein wenig kooperativer zu sein, Beth. Denk an die Aufzeichnung aus der Überwachungskamera. Durch das Videoband habe ich ein machtvolles Druckmittel, das ich nicht scheue einzusetzen.“
Erschüttert über seine drastischen Worte öffnete sie den Mund, schwieg jedoch.
„Ich habe nichts zu verlieren, Beth, aber für dich steht viel auf dem Spiel.“
Sie hielt sich an der Tischkante fest, da sie befürchtete, vor Bestürzung von ihrem Stuhl zu kippen. „Deine Existenz ist genauso gefährdet wie meine. Es geht hier schließlich um Erpressung. Wenn die Polizei –“
„Meinst du Aaron damit?“, unterbrach Kade sie und schnaubte. Da sie nicht darauf einging, fuhr er mit gedämpfter Stimme fort: „Wage nicht die Cops einzuschalten. Wenn du das machst, wirst du Standbilder aus dem Video auf dem Cover der Zeitungen Boston Globe und Boston Herald vorfinden und Ausschnitte aus dem Video werden 24 Stunden tagein, tagaus auf allen Bezirks-Homepages, wie zum Beispiel Dorchester Reporter und Beacon Hill Online, laufen.“
„Das würdest du mir nicht antun“, flüsterte sie entsetzt.
„Lass es nicht darauf ankommen, Babe.“ Seine Stimme klang mit einem Mal rau. „Du hast keinen blassen Schimmer, zu was ich fähig bin.“
Bethany hatte einen Kloß im Hals, aber bekam ihn nicht heruntergeschluckt. Deshalb trank sie noch etwas Wein. „Du fährst scharfe Geschütze auf.“
Das hatte sie nicht erwartet. Wie hatte sie nur so naiv sein können? Ein Teil von ihr hatte gehofft, glimpflich aus diesem Dilemma herauszukommen, doch nun bewegte sich ihre Hoffnung gen null.
„Du zwingst mich dazu.“ Er winkte dem Kellner, der herbeieilte. „Ein zweites Glas Chardonnay El Dorado für die Lady.“
Beth hielt Christian auf, bevor er wieder verschwinden konnte. „Nein, ich nehme ein Mineralwasser.“
Lächelnd beugte sich Kade über den Tisch und legte seine Hand auf die ihre. „Nein, Babe, ein wenig mehr Weißwein wird dir guttun. Er hilft dir, dich zu entspannen.“
„Kommt sofort.“ Der Kellner deutete ein Nicken an und ging davon, ohne auf ihre Antwort zu warten.
Aufgebracht zog Beth ihre Hand weg.
Kade lachte amüsiert. „Ich habe nicht vor, dir wehzutun, Bethany, aber du wirst einige Zeit mit mir verbringen müssen und artig all meine Fragen beantworten. Es wäre nicht gut für dich, mich wütend zu machen.“
Beth fühlte sich wie betäubt, zum einen aufgrund des Alkohols, denn ihr Glas Wein war fast leer und sie hatte viel zu schnell getrunken, und zum anderen wegen der Dreistigkeit, die Kade an den Tag legte. Er stellte beharrlich seine Forderungen und strotzte vor Selbstbewusstsein.
Und auf einmal wusste Bethany, dass Kade ein bestimmtes Ziel verfolgte.
Es war kein Spiel oder bloßer Zeitvertreib von ihm, sich mit ihr im Hideaway zu treffen, sondern er hatte konkrete Pläne mit ihr. Außerdem war er gut vorbereitet, weil er sie bespitzelt hatte. Es blieb nur noch die Frage, ob er sie schon vor ihrem ersten Treffen im Supermarkt ausspioniert oder ob dieses Treffen bereits zu seinem Plan gehört hatte.
Sie grübelte darüber, wie viel er über sie wusste, aber sie sah keinen Sinn darin, ihn danach zu fragen, denn er würde ihr ohnehin ausweichend antworten, um sich nicht in die Karten blicken zu lassen.
Kade hatte ihr den Kampf angesagt. Für Bethany bedeutete das, sie musste mitspielen, bis sich eine Möglichkeit bot, ihn schachmatt zu setzen. Das Problem war nur, dass sie beim Schachspiel immer verlor.
„Hadere nicht mit deinem Schicksal, sondern genieße den Abend“, versuchte er sie aufzumuntern.
Christian brachte den Wein und servierte kurz danach die Speisen. Nachdem Beth den letzten Rest aus ihrem ersten Glas getrunken hatte, damit nicht zwei Gläser vor ihr standen, räumte der Kellner es weg und zog sich zurück.
Während Kade ein Stück von seinem Steak abschnitt, sagte er: „Ich gebe dir eine zweite Chance. Nutze sie. Ich bin ein geduldiger Mensch, aber auch meine Geduld ist irgendwann zu Ende. Fangen wir von vorne an. Verstehst du dich gut mit Blanche und Mantis?“
Er kannte die Namen ihrer Eltern. Natürlich. Beth bemühte sich, ruhig zu bleiben, und stocherte in ihrem Salat herum.
„Sie sind die besten Eltern, die eine Tochter haben kann“, antwortete
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