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Opfer der Lust

Opfer der Lust

Titel: Opfer der Lust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henka Sandra
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im Park auffliegen lässt oder du wegen eines Notfalls anrufst, ist fast schon egal. Ich will nicht, dass dir etwas zustößt, nur weil ich zu feige bin.“
    „Das ist lieb von dir.“ Beth war ehrlich gerührt. „Ich verspreche nur anzurufen, wenn es brennt, und nicht nur wegen einer Lappalie.“
    „Danke, Bethy.“
    „Bye.“ Sie wartete seinen Abschiedsgruß ab und legte auf.
    In den nächsten Wochen vermisste Bethany Aaron tatsächlich, aber nicht den Liebhaber, sondern den Freund. Das war eine komplett neue Erfahrung für sie.
    Damals, als sie mit siebzehn seine Freundin gewesen war, hatte der Spaß an erotischer Hemmungslosigkeit sie verbunden, und auch, als sie ihn im Highland Park wiedertraf, hatte sie sich körperlich zu ihm hingezogen gefühlt.
    Aber nun, da sie sich einmal mit ihm vergnügt hatte, war ihr Verlangen nach ihm gestillt. Lag es an ihrem Respekt vor seiner Familie? Oder hatte sich ihre Zuneigung einfach nur verlagert?
    „Wieso denkst du an Aaron und nicht an Daryl?“, rügte sich Beth.
    Mittlerweile war es April. Der Frühling ließ auf sich warten, aber immerhin war es einige Grad wärmer geworden, und wenn man genau hinguckte, konnte man endlich die Spitzen der Krokusse in den Vorgärten der Villen in Beacon Hill sehen.
    Beth liebte diesen Bezirk – in dem sich der Regierungssitz des Staates Massachusetts befand – mit seinen Gaslampen, den Schatten spendenden Bäumen und den Bürgersteigen aus Ziegelstein. Im Frühjahr fuhr sie öfter mit ihrem alten Pontiac durch die Chestnut und Mount Vernon Road, die schönsten Straßen im Stadtgebiet, um mit Lazy im Louisburg-Square-Park Gassi zu gehen.
    Genug Zeit hatte sie, denn Daryl hatte sich seit der Entlobung zurückgezogen. Angeblich, um ihr die versprochene Freiheit zu gewähren, wie er nicht müde wurde zu betonen. In Wahrheit war er gekränkt.
    Hätte er gewusst, dass sie die gewonnene Freizeit mit Kade verbrachte, wäre er vermutlich ausgerastet. Dieses Versteckspiel zerrte an Beths Nerven.
    Langsam, aber sicher entfernte sie sich immer weiter von Daryl und wuchs mehr und mehr mit Kade zusammen, der sie jedoch seit dem Fesselspiel am Morgen nach dem Dinner im Hideaway nicht mehr angerührt hatte.
    Was Beth sehr bedauerte.
    Er lud sie ins Harvard Stadium ein, wo sie ihr erstes Lacrosse-Spiel sah, den kanadischen Nationalsport, dem sich die Boston Cannons verschrieben haben und bei dem zwei Teams mit je zehn oder zwölf Spielern versuchen, mit einem Netzschläger den Ball in das gegnerische Tor zu befördern.
    Sie besuchten gemeinsam das Museum of Fine Arts, eines der bedeutendsten Museen Neuenglands. Während Bethany sich die ägyptischen und nubischen Relikte anschaute, an den chinesischen Ausstellungsobjekten und den Gemälden von Rembrandt und van Gogh vorbeischlenderte, wünschte sie sich immer stärker, dass Kade endlich seinen Arm um ihre Schulter schlingen, die Hand auf ihr Dekolleté legen und dreist den Mittelfinger unter ihren weit ausgeschnittenen Pullover schieben würde, um nach ihrer Brustspitze zu tasten. Doch er hielt sich zurück und nahm Rücksicht, weil sie offiziell noch immer mit Daryl Veasey liiert war.
    Beth genoss Kades Anwesenheit, als sie den Pinguinen und Seelöwen im New England Aquarium zuschaute. Sie ließ sich von ihm die verschiedenen Fischarten erklären, die im riesigen Salzwassertank in einem künstlichen Riff schwammen. Bis sie ihn dabei ertappte, wie er auf die Erklärungstafeln linste, die vor dem zylindrischen und von allen Seiten einsehbaren Tank angebracht waren, und sich herausstellte, dass er auch nicht mehr über das Meer wusste als sie.
    Das machte ihn ihr nur sympathischer.
    Doch dass dies ein trügerischer Waffenstillstand war, erkannte sie erst, als er eines Tages mit zu ihren Eltern zum Lunch kommen wollte.
    „Auf keinen Fall!“ Beth schüttelte den Kopf. Sie stellte sich breitbeinig in ihr Wohnzimmer, als wollte sie ihm den Weg versperren.
    „Ich finde, es wird Zeit, dass ich Blanche und Mantis kennenlerne.“
    Sie straffte ihre Schultern, um Entschlossenheit zu signalisieren. „Ich werde auch nicht hingehen und das Essen absagen.“
    „Aber du isst jeden Sonntag bei ihnen zu Mittag“, warf er ein und amüsierte sich über ihre Gegenwehr. „Was willst du ihnen als Grund nennen? Männerbesuch?“
    „Kopfschmerzen oder Übelkeit, ganz egal.“ Beth griff das kabellose Telefon, aber Kade packte ihr Handgelenk.
    Er nahm ihr das Telefon aus der Hand und stellte es zurück in die

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