Opfer der Lust

Beziehungen nicht einfach waren. Aaron fürchtete sich sogar noch vor der Eifersucht seiner Ehefrau, wenn diese gar nicht zugegen war, und sie selbst hatte ihre Verlobung gelöst, dabei dachten alle, die sie kannten, dass sie und Daryl bald ihren Hochzeitstermin bekannt geben würden.
    Einen Moment lang dachte Bethany darüber nach, Aaron von ihrer Entscheidung zu erzählen, sagte aber stattdessen: „Ich habe drei Wanzen in meiner Wohnung gefunden.“
    „Was?“ Hatte Aaron eben noch geflüstert, so schrie er nun in den Hörer.
    „Ich habe sie zufällig entdeckt und in der Toilette heruntergespült.“
    Aaron seufzte. „Das hättest du nicht tun sollen. Ich hätte sie mir ansehen und Typ und Reichweite feststellen können. Wenn es Billigware gewesen ist, hätte es gut sein können, dass dieser Kade mit einem Van ganz in der Nähe geparkt und mitgehört hat. Ich hätte ihn mir geschnappt, Bethy.“
    „Wie kommst du auf Kade?“, fragte sie etwas zu empört, als müsste sie Kade verteidigen, dabei hatte sie ihn selbst sofort verdächtigt.
    „Wer sollte denn sonst Interesse daran haben, dich abzuhören?“
    Ihre Hand begann zu schwitzen. Sie wechselte den Hörer von der Rechten in die Linke und wischte ihre Handfläche am Hosenbein ab. „Ich hätte mich bei dem Gedanken, dass jeder meiner Handgriffe und Unterhaltungen belauscht wird, in meinem Zuhause, meinem Nest, nicht mehr wohlgefühlt. Keine Sekunde länger wollte ich die Wanzen hierhaben.“
    Sie hatte auf der Zunge liegen, dass sie Aaron nicht hatte erreichen können, da er ihr seine Mobilnummer nicht gegeben hatte, aber sie machte ihm keinen Vorwurf. Seine Familie kam selbstverständlich an erster Stelle und er musste sie schützen, auch vor Exfreundinnen mit einem außergewöhnlichen Problem.
    „Das verstehe ich“, sprach er verständnisvoll mit butterweicher Stimme. „Jetzt erzähl endlich, was gestern Abend passiert ist.“
    „Ich lebe noch“, antwortete sie sarkastisch und hörte, wie er schnaubte.
    Bevor er sie für diese Bemerkung rügen konnte, berichtete sie, was im Hideaway vorgefallen war. Selbstverständlich ließ sie die erotischen Details aus.
    Eine Sache durfte sie ihm jedoch nicht verschweigen. „Kade hat uns fotografiert.“
    „Was meinst –“, begann er, brach dann aber an, weil ihm plötzlich ein Licht aufging. Nun brüllte er beinahe in den Hörer hinein. „Am Fuße des Fort Hill Towers?“
    „Beim Sex im Highland Park.“
    „Scht“, machte er, obgleich sowohl er als auch sie alleine in ihren Wohnungen waren. Jetzt flüsterte er wieder: „Dann hat er auch mich in der Hand.“
    „Mach dir keine Sorgen. Kade will etwas von mir. Ich weiß noch nicht, was es ist, aber es hat nichts mit dir zu tun. Solange ich mich kooperativ zeige, passiert dir und deiner Familie nichts.“
    Beth erinnerte sich an Kades Drohung.
    „Ich werde auf keinen Fall zulassen, dass sich irgendwer zwischen uns stellt. Nicht Aaron, nicht Daryl und auch nicht dein Vater. Hast du mich verstanden?“
    „Aber irgendwann wird der Zeitpunkt kommen, an dem du dich entscheiden musst, Bethy, denn Überwachungsvideo, Fotos und Wanzen zeigen, wie hartnäckig er ist. Er wird nicht lockerlassen, und bald wirst du seine Forderungen nicht mehr erfüllen können, weil er mehr verlangt als ein unverfängliches Dinner. Dann geht die Bombe hoch.“
    Aaron hatte recht. Zuerst hatte Kade sie zum Essen eingeladen. Als sie nicht freiwillig einwilligte, hatte er sie zu einem Date gezwungen, sich ihr dabei sexuell genähert und ihren Körper am Morgen erobert. Er begehrte immer mehr.
    Was hatte er auf dem Parkplatz des Wal-Marts gesagt?
    „Das Video ist mein Ticket in dein Leben.“
    Genau das waren seine Worte gewesen. Und sie hatten sich bewahrheitet. Doch er war nicht nur in ihren Alltag eingedrungen, sondern auch in ihr Herz, was ihr viel mehr Angst machte, weil er mysteriös und kriminell war. Sie durfte sich unter keinen Umständen in ihn verlieben, denn dann hätte sie bereits verloren.
    „Kann ich dir wirklich nicht helfen, Beth? Ich stecke schließlich mit drin.“ Er klang hilflos.
    Bethany atmete hörbar aus. „Sei einfach für mich da, wenn ich dich brauche.“
    Sie hatte vermutet, dass er Einwände erheben würde, weil er Rücksicht auf Sadie und Joey nehmen musste, aber sie tat ihm unrecht, denn er gab ihr seine Handynummer durch.
    „Ruf mich sofort an, sollte etwas passieren“, bat er ernst. „Ob Sadie nun alles erfährt, weil Kade aus Rache unser Abenteuer