Opfer der Lust
verstehen, denn sie brachte die Bohnen ins Wohnzimmer und stellte die Schale auf den Esstisch. Verwundert schaute sie sich nach ihrem Mann um.
„Mantis“, rief sie, wie ein unsicherer Welpe.
Seine Stimme klang dumpf. „Komme gleich.“
Bethany versuchte sich aus Kades Umklammerung zu befreien, aber er drückte sie fest an sich. Seine Hand drang unter ihre Bluse, die locker über ihren Rock hing.
„Hör auf!“, spie sie gedämpft. „Lass die Finger von mir.“
„Eben hast du mich noch angebettelt, dass ich dich von hinten nehme.“
„Nur weil du mich dazu genötigt hast.“
„Hab ich das?“, fragte er spöttisch. „Du hattest zwei Möglichkeiten. Ich habe dich lediglich lustvoll davon überzeugt, die richtige Wahl zu treffen.“
„Schuft!“
Er küsste ihre Nasenspitze und gab Beth frei, bevor ihre Mutter in die Küche zurückkehrte.
Ganz Gentleman hielt er ihr die zweite Schüssel hin, damit Blanche sie mit Kartoffelpüree füllen konnte. „Beth erwähnte, dass Sie bis vor Kurzem sogar noch gearbeitet haben, dabei haben Sie doch einen Haushalt zu führen, und ich tippe, dass Sie auch Ihrer Tochter in ihrem Appartement hin und wieder helfen, oder? So sind Mütter eben.“ Er zwinkerte.
Vorwurfsvoll sah sie kurz zu Bethany und widmete sich wieder dem Püree. Dann zuckte sie mit den Schultern. „Es wurde mir einfach zu viel, deshalb bleibe ich jetzt zu Hause. Ich werde alt.“
„Sie sind doch nicht alt“, protestierte er und Beth boxte ihn in die Seite, denn sie hatte das untrügliche Gefühl, dass er versuchte, etwas aus ihrer Mutter herauszukitzeln.
Blanche langte nach der Keramikschüssel in Kades Händen, aber er zog sie vorzeitig weg. „Die seelische Belastung war einfach zu groß“, sagte sie entschuldigend und wirkte hilflos.
„Welchen Job haben Sie denn ausgeübt, Mrs. Hart?“
Blanche versuchte ihm die Schale abzunehmen, aber er ließ sie nicht los. „Ach, ich war nur bei Maternity Help tätig, wie mein Ehemann.“
„Als Sekretärin?“, bohrte er nach.
„So etwas in der Art.“
Weil ihre Mom verzweifelt wirkte, entriss Bethany Kade die Schüssel und reichte sie ihrer Mutter, die sofort das Weite suchte und ins Wohnzimmer eilte. Vor Zerstreuung wäre sie beinahe über Lazy gestolpert, der sich vor dem Tisch ausgestreckt hatte.
Beth krallte ihre Finger fest in Kades Oberarm und flüsterte leise, aber erbost: „Was soll das? Hör sofort auf mit diesem Verhör. Du verunsicherst sie und das mag ich nicht.“
„Ich mache nur Konversation“, behauptete er. „Ich möchte deine Eltern kennenlernen. Wer weiß, was aus uns beiden noch wird.“
„Aus uns?“ Verdutzt über seine Antwort ließ sie ihn los und trat einen Schritt zurück. Ihre Mutter kam zurück und legte die Cajun-Hähnchenflügel in die dritte Schüssel.
In diesem Moment klingelte es an der Haustür. Bethany erschrak, als wäre eine Bombe neben ihr eingeschlagen.
Blanches Gesichtszüge entgleisten. Sie nahm die Schale und wollte aus der Küche stürmen, aber Kade stellte sich ihr in den Weg.
„Jetzt weiß ich, von wem Beth diese wunderschönen grünen Augen geerbt hat“, sagte er und schaute sie eindringlich an.
Nun wurde Blanche auch noch kreidebleich. Sie ließ die Schüssel fallen und taumelte rückwärts in Beths Arme. Glücklicherweise fing Kade die Schale auf.
Bethany hatte nicht den blassesten Schimmer, was hier vor sich ging. Weshalb reagierte ihre Mom so absonderlich? Warum korrigierte sie Kade nicht einfach, denn Blanche hatte graue und keine grünen Augen wie Beth? Warum ließ Kade eine Bemerkung fallen, die schlichtweg falsch war? War er farbenblind?
Bethany kam zu dem Schluss, dass tatsächlich an diesem Tag alle verrückt waren, als ob ihnen der Wetterumschwung nicht bekommen würde.
Als dann auch noch ihr Dad die Tür öffnete und gemeinsam mit Daryl ins Wohnzimmer kam, sank ihre Stimmung auf den Nullpunkt.
Lazy begrüßte den Neuankömmling schwanzwedelnd.
Der Tag hatte dank Kades Verführungskünsten so schön angefangen. Nun stand ihr ein Donnerwetter bevor. Erst einmal von Daryl, später auch von ihrem Vater.
Blanche rappelte sich auf und ging schwankend ins Bad, vermutlich um sich kaltes Wasser ins Gesicht zu spritzen, denn Beth hörte, wie ihre Mutter den Wasserhahn aufdrehte.
Sie selbst stand wie versteinert in der Küche.
Es erschien ihr, als würde sich Daryl in Zeitlupe zu ihr umdrehen und in den Raum schauen. Seine Miene war ernst. Er wirkte nicht erstaunt, was Beths
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