Opfer der Lust
sich gegenseitig belauerten. Die Befragung war nicht ins Detail gegangen und Beths Antworten waren knapp und oberflächlich ausgefallen, weil keiner zu viele Informationen preisgeben wollte.
Bethany kannte ihre Beweggründe. Aber weshalb hielten die Männer sich derart bedeckt? Stuften Bradcock und McCormick sie ernsthaft als gefährlich ein?
Wer soll ich schon sein, dachte Beth und nippte an ihrem Mineralwasser. Was soll ich schon von Kade wollen? Sie konnte sich keinen Reim aus dem übertrieben vorsichtigen Verhalten der Hotelmitarbeiter machen.
Blieb nur noch die Frage, ob die Männer Kade bewachten, damit ihm nichts geschah, oder ihn im Auge behielten, damit sie sich in Sicherheit wussten.
Kurz darauf wurde die Tür aufgerissen und McCormick trat ein. Kade folgte ihm auf dem Fuße. Er sah Bethany mit einem Blick an, der zwischen Enttäuschung und Wut schwankte.
24. KAPITEL
„Kennen Sie diese Frau, Sir?“ Der General Manager erhob sich und wirkte auf einmal so stocksteif und förmlich, als hätte ein Staatsmann sein Büro betreten.
Kade nickte grimmig. „Es war nicht geplant, dass Miss Hart herkommen würde. Bitte entschuldigen Sie, Mister Bradcock. Selbstverständlich hätte ich Sie rechtzeitig informiert.“
Verdutzt schaute sie Kade an. Er verhielt sich genau so, wie McCormick gesagt hatte. Sie mussten sich tatsächlich kennen oder ein Abkommen miteinander haben.
„Ich übernehme die Lady.“ Mit festem Griff umfasste Kade Beths Oberarm und zerrte sie aus dem Büro, den Gang entlang in Richtung der Aufzüge.
„Weshalb solltest du deinen Besuch ankündigen?“, fragte sie scharf. „Das hier ist kein Gefängnis, sondern ein Hotel, in dem jeder ein- und ausgehen darf.“
Er sah sie nicht einmal an. „In wie vielen Luxushotels hast du schon übernachtet?“
„Das konnte meine Familie sich nie leisten“, zischte sie und ging langsamer.
„Zieh keine voreiligen Schlüsse, wenn du keine Ahnung von den Dingen hast“, knurrte er und zog sie weiter. „In einer Großstadt wie Boston braucht ein 5-Sterne-Hotel nun mal Sicherheitskräfte und lässt nicht wildfremde Menschen durch die Räumlichkeiten laufen.“
„Willst du mir sagen, dass das Sheraton eine kleine Festung ist? Hast du dich deshalb hierher zurückgezogen, um –“
Vor den Aufzügen blieb er endlich stehen, fasste nun auch ihren anderen Arm und zog sie zu sich heran. „Um was?“
Beth kniff die Lippen zusammen, denn sie würde ihm nicht beichten, dass sie ihm bis in ‚Kassandra‘s Kitchen‘ gefolgt und eifersüchtig seine Taschen durchwühlt hatte.
„Was hast du dir dabei gedacht, mich hier aufzusuchen?“ Er ließ nur ihren rechten Arm los, um den Aufzugschalter zu drücken.
„Ich bin dir hinterhergefahren“, log sie und versuchte sich erfolglos aus seinem schmerzhaften Griff zu befreien, „weil ich sehen wollte, wo du wohnst.“
Kade lachte abfällig. „Hier jedenfalls nicht. Ich bin auf der Durchreise sozusagen. So ein Pech für dich!“
Es lag Beth auf der Zunge, ihn zu fragen, ob der Zwischenstopp im Sheraton beinhaltete, über eine fremde Frau zu rutschen, aber der Aufzug kam, die Türen glitten auf und Kade schob sie in den Lift.
Wider Erwarten drückte er den Schalter für die neunte Etage. Er brachte sie nicht ins Erdgeschoss zurück, um sie zum Hotelausgang zu eskortieren. Ihr schwante Böses. Er war zornig, und sie würde von Bradcock und McCormick keine Hilfe erwarten können. „Was hast du mit mir vor?“
„Du bist mir eine Genugtuung schuldig. Ich werde dich in meinem Zimmer nehmen, ohne dich auf mein Eindringen vorzubereiten, sodass du keinen Spaß daran haben wirst.“
Da war Beth anderer Meinung, denn allein seine Ankündigung ließ ihren Schoß erwachen. Es prickelte plötzlich in ihrer Spalte, Hitze schoss in ihre Wangen und ihr Puls stieg mit jedem Stockwerk, das der Lift erklomm.
Noch immer schaute Kade wütend an ihr vorbei, als wäre sie gar nicht da. Sein Griff tat weh, aber Beth wehrte sich nicht länger.
Sie war sauer auf sich selbst, denn kaum erwähnte er, dass er mit ihr schlafen würde, wurde sie schwach. Und wieso fand sie nicht den Mut, ihn auf die Kellnerin anzusprechen? Weil er ihr ohnehin keine zufriedenstellende Antwort geben würde oder weil die Wahrheit ihre Hoffnung, dass alles bestimmt ganz harmlos war, zunichtemachen würde?
Der Aufzug erreichte das neunte Obergeschoss. Mit einem Ruck kam er zum Stehen und die Tür glitt auf.
Kades Zimmer lag gleich rechts. Nachdem er
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