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Opfer der Lust

Opfer der Lust

Titel: Opfer der Lust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henka Sandra
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Treten Sie ein.“
    Nachdem Beth seine Hand geschüttelt hatte, machte er einen Schritt beiseite und sie und Vaughn McCormick traten in das Eckbüro ein. Mit den zwei riesigen Fensterfronten, die einen atemberaubenden Blick auf die Skyline Bostons boten, wirkte das Zimmer viel größer, als es in Wirklichkeit war. McCormick drängte sie, auf einem der zwei Stühle vor dem Schreibtisch Platz zu nehmen, während er selbst sich auf die Tischkante setzte, die Arme verschränkte und mit unheilvollem Gesichtsausdruck auf sie herabsah.
    Bethany war sich durchaus bewusst, dass er das tat, um sie einzuschüchtern. Tapfer kämpfte sie gegen ihre aufkeimende Furcht an, doch sie war nicht sehr erfolgreich darin. Was erwartete sie in diesem Büro? Wieso hatte man sie nicht einfach weggeschickt, sondern stattdessen zum Verhör gebeten?
    Bradcock setzte sich hinter seinen großen Mahagonischreibtisch und lächelte freundlich. „Sie haben mir gar nicht Ihren Namen genannt.“
    „Nein, habe ich nicht“, antwortete Beth brüsk.
    „Würden Sie ihn mir sagen?“ Er lehnte sich vor, stützte die Ellbogen auf dem Schreibtisch ab, auf dem eine lederne Unterlage zwei Drittel der Oberfläche bedeckte. Es lagen keine Papiere herum, im ganzen Büro war es bemerkenswert aufgeräumt. „Bitte.“
    Kleinlaut sagte sie: „Bethany Hart.“
    „Prüfen Sie das bitte, Mister McCormick.“
    Der Security-Mitarbeiter riss ihr die Tasche aus der Hand, öffnete sie und suchte nach ihrem Ausweis. Das alles geschah so schnell, dass Beth ihn nicht daran hindern konnte. Er schien geschult in solchen Dingen und trat sehr selbstbewusst auf.
    Als Beth ihm ihre Tasche abnehmen wollte, entstand ein kurzes Gerangel. Er drückte sie zurück auf ihren Stuhl, las, was auf ihrem Führerschein stand, und nickte dem Hotelmanager zu.
    „Muss das sein?“, wandte sich Bradcock an ihn. „Können wir das nicht wie zivilisierte Menschen regeln?“
    „Solange Miss Hart kooperiert, ist das kein Problem.“ McCormick reichte Beth ihre Handtasche.
    Bethany hielt sie krampfhaft fest und wunderte sich, dass der farbige Hüne nicht vor seinem Chef buckelte. Obwohl er beim Hotel angestellt war, ordnete er sich den Wünschen von Bradcock nicht unter. Planten die beiden Männer einfach nur, ‚Guter Cop – böser Cop‘ mit ihr zu spielen, oder war das Machtgefälle zwischen ihnen nicht das, was es zu sein schien?
    Seufzend massierte Beth kurz ihre Schläfen. Sie sah schon überall böse Geister und Geheimnisse.
    Sie entschied, sich an den Manager zu wenden, da er umgänglicher war. „Mister Bradcock –“
    „Ich heiße Zachary.“ Bradcock lehnte sich entspannt in seinem Bürostuhl zurück. „Aber bitte nennen Sie mich Zach.“
    Diese professionelle Freundlichkeit begann Beth zu nerven und ihr Puls raste vor Aufregung, aber sie versuchte, die Fassung zu wahren. „Ich hatte ehrlich nicht vor, Ihrem Hotel zu schaden.“
    „Aber vielleicht dem Herrn in 948“, gab er zu bedenken.
    Beth schüttelte den Kopf und fragte sich, warum er von einem männlichen Gast sprach, obwohl die Blondine doch das Zimmer gebucht hatte und Kade erst in dreißig Minuten erscheinen würde. Wie konnte sich eine Kellnerin überhaupt ein Zimmer im Sheraton leisten oder ging sie davon aus, dass Kade zahlte, weil er ihr ein hohes Trinkgeld gegeben hatte?
    „Kennen Sie den Gast aus 948?“, fragte Vaughn McCormick.
    Beth zögerte. War es besser zu leugnen oder zuzugeben, dass Kade kein Unbekannter für sie war? Woher sollte sie eigentlich wissen, dass tatsächlich Kade der Gast in dem Zimmer war? Sie konnte jedoch nicht nachhaken, weil sie seinen richtigen Namen nicht kannte, daher nickte sie.
    McCormick bekam einen stechenden Blick. „Weshalb weiß er dann nicht, dass Sie kommen?“
    „Woher wissen Sie, dass er es nicht weiß?“, antwortete sie schnippisch.
    „Weil er Sie sonst angekündigt hätte.“
    „Kündigt jeder Gast, der ein Zimmer mietet, seine Besucher an?“ Beth erinnerte sich an das Hörbuch, das sie in Kades Wagen auf dem Weg zum Yachthafen gehört hatte. „Vielleicht bin ich eine Hure und er hat mich bestellt? Wäre ihm in diesem Fall nicht Diskretion wichtiger?“
    McCormick grinste herablassend. „Glauben Sie uns, er hätte Sie auf jeden Fall angekündigt.“
    Das klang ja fast so, als ob Kade die Anweisung gegeben hätte, ihn zu bewachen. Oder als wäre er dem Security-Mann gegenüber verpflichtet, ihn über seine Aktivitäten aufzuklären. Beth verstand das alles nicht.

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