Opfer der Lust
weiter zu sich.
„Hören Sie, Serge“, begann Bethany und bemühte sich, so freundlich wie möglich zu klingen. „Mein Mann und ich, wir haben zwei kleine Kinder und ihre Grandma passt heute auf sie auf. Da Granny jedoch in einem Trailerpark wohnt, bringen wir die Kinder nicht zu ihr, sondern sie kommt zu uns. Zu Hause hat ein Ehepaar einfach keine Zeit für sich, wenn Sie wissen, was ich meine.“
Serge runzelte seine Stirn, weil er nicht verstand, worauf sie hinauswollte.
Beth seufzte theatralisch. Konspirativ blickte sie in alle Richtungen und erklärte leise: „Mein Mann und ich haben da so ein Spiel, das wir an den Tagen spielen, an denen Grandma auf unsere Kinder aufpasst. Er bucht irgendwo ein Hotel und schickt mir nur den Hotelnamen, die Zimmernummer und eine Uhrzeit.“
„Aber Madame, ich muss Ihren Namen wissen, damit ich die Reservierung prüfen und bestätigen kann.“
Beth gab sich verschnupft, wie ein Luxusweibchen, das seinen Willen nicht bekam. „Er gibt immer irgendeinen Codenamen an, den ich nicht kenne. Das ist Teil des Spiels, Geheimnisse machen es aufregender.“
„Check-in ist immer erst ab drei Uhr“, wandte er ein, zog ein weißes Stofftaschentuch aus der Hose und tupfte damit über seine Stirn.
Bethany dämmerte es. Das konnte der Grund dafür sein, dass die Blondine Kade für drei Uhr ins Hotel bestellt hatte. „Noch nie hat ein Hotelangestellter mir solche Probleme bereitet. Sie verderben mir den ganzen Spaß, Serge Clemens.“
„Clémence“, stellte er richtig und zeigte auf ihre linke Hand. „Sie tragen keinen Ehering.“
Verlegen, weil sie einen Fehler gemacht hatte, errötete Beth, aber dann spann sie ihre Lügengeschichte weiter: „Das gehört alles mit zum Spiel. Ich treffe mich mit meinem Ehemann, als wäre ich seine Geliebte. Wir gehen sozusagen miteinander fremd und dennoch bleiben wir uns treu.“
„Ein Schäferstündchen im Sheraton?“ Serge stopfte aufgebracht sein Taschentuch zurück in seine Hosentasche. „Mon dieu!“
„Ein Luxusschäferstündchen unter Eheleuten“, betonte sie und amüsierte sich über sein entsetztes Gesicht.
„Welche Zimmernummer hatte Ihr Mann Ihnen noch gleich mitgeteilt?“
“948.“
Bethany hatte das Gefühl, dass er sie nur nach der Nummer fragte, weil er die Hoffnung hegte, dass das Zimmer nicht als Anreise vermerkt war und er sie mit der Begründung wegschicken konnte, es müsse sich um ein anderes Hotel handeln.
Er rief das Front-Office-Programm auf, tippte die Zahl ein und runzelte verwundert die Stirn.
Kopfschüttelnd löschte er die Eingabe und schrieb die drei Ziffern erneut, offenbar mit demselben Ergebnis, denn seine Miene verfinsterte sich und blieb finster. Wieder löschte er alles.
Beim dritten Mal tippte er die Zimmernummer so langsam ein, dass ein Kollege aufmerksam wurde und herüberkam. Gemeinsam starrten sie auf den Bildschirm. Serge zeigte beunruhigt auf irgendeine Information.
“948, sind Sie sicher?“, fragte Serge.
Bethany nickte und schaute zum Eingang. Sollte sie flüchten? Ihr war flau im Magen. „Stimmt etwas nicht?“
Der zweite Mitarbeiter ging zurück zu seinem Platz. Er nahm den Telefonhörer und drückte eine Kurzwahltaste. Es dauerte keine dreißig Sekunden und ein breitschultriger Farbiger mit kahl rasiertem Kopf tauchte hinter ihr auf.
Er strich über das Jackett seines schwarzen Anzugs. „Darf ich Sie bitten, mir unauffällig zu folgen?“
„Wie bitte?“ Beths Blick schweifte von Serge zu dem Fremden und wieder zurück.
„Ich bin Vaughn McCormick von der Security“, stellte er sich vor und packte ihren Oberarm. „Bitte, kommen Sie mit. Es wäre für alle Beteiligten besser, wenn wir die Sache nicht an die große Glocke hängen würden.“
Beth versuchte sich loszureißen. „Ich denke gar nicht daran. Sie haben kein Recht –“
„In diesem Fall schon“, fiel er ihr ins Wort. „Wir haben nur ein paar Fragen an Sie. Es wird sich bestimmt alles gleich aufklären.“
Bethany sah Serge giftig an, der daraufhin entschuldigend mit den Achseln zuckte, und ließ sich gezwungenermaßen von McCormick in den Aufzug geleiten.
Sie fuhren in die erste Etage und gingen durch die Verwaltung zum Büro des Hotelmanagers. Der Security-Mitarbeiter klopfte an der Tür.
Ein dynamischer Mann mit schütterem Haar öffnete ihnen. Er knöpfte sein Jackett über seinem Bäuchlein zu und reichte Beth seine Hand. „Guten Tag, ich bin Zachary Bradcock, der General Manager des Sheratons.
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