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Opfer (German Edition)

Opfer (German Edition)

Titel: Opfer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. Bernard Burns
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womöglich etwas übel nahm.
    »Nein.« Der Stuhl knarrte, als sie sich wieder gerade hinsetzte. Sie holte zwei Zigaretten heraus, steckte sie zwischen die Lippen und zündete sie an. »Nein«, sagte sie, noch immer ohne ihn anzusehen, und reichte ihm die eine, »ich bin dir nicht böse.«
    »Also …?«
    »Weißt du, Baby«, sagte sie nervös, »es wäre besser, du würdest New Orleans wieder verlassen … Oh, das ging aber schnell, Julio! Ist es auch wirklich durch?«
    »Nein, Mrs. Oviedo«, antwortete der Ober, »ganz so, wie Sie es mögen, blutig.«
    Blutig, blutig, dachte Rodney, doch sein Ständer war wieder weg …
    »Und so, wie du es magst«, sagte Fortune, und ihre Augen begegneten endlich denen Rodneys. »Es ist nämlich nicht für mich, Julio, sondern für … richtig, stellen Sie es dort hin …«
    Während der nächsten Minuten sah sie ihm mit einer Mütterlichkeit, die etwas Maskulines hatte, beim Essen zu, plauderte und plapperte über alles Mögliche in der Welt und sagte jedesmal: »Darüber reden wir später, Baby«, wenn er versuchte, das Gespräch auf Oviedo und sie zu bringen, auf jetzt, obwohl noch keiner von ihnen ein Wort darüber zum anderen gesagt hatte, auf Oviedo und Rodney West und sie.
    Er aß schnell, schien mit jedem Mundvoll Steak und Pommes frites hungriger und seltsamerweise auch betrunkener zu werden. Als er sich dann mit der Serviette den Mund abwischte und den letzten Rest Whisky mit Soda austrank, sah er sie direkt an und hatte das Gefühl, als hätte er schon jahrelang nicht mehr (und nicht erst gestern, in Nashville) mit einer Frau geschlafen. Und im Grunde stimmte es auch. Denn, abgesehen von Olivia, welche von ihnen allen ließ sich mit Fortune vergleichen? Er stieß auf. »’tschuldige«, sagte er und dachte daran, dass noch der Reiz der langen Trennung hinzukäme, der Reiz der Wiederentdeckung, der Reiz des …
    Sein Schwanz – er fasste hin – war wieder hart. Die Sehnen seines Halses strafften sich, und die Worte kamen heiser heraus, als er sagte: »Wie wär’s, willst du nicht mit in mein Hotel kommen?«
    Einen Augenblick lang schienen die scharfgeschnittenen Züge ihres Gesichts ineinander zu verschmelzen. Sie öffnete den Mund, wie um irgendwo hineinzubeißen. Doch dann sah sie ihn kalt an und antwortete: »Das ist also alles, was du willst?«
    »Nein.« Er sah nach unten, nahm die Hand von seinem weich werdenden Schwanz. »Nein!«, widersprach er und wusste doch, dass dieses Widersprechen grundfalsch war.
    »Nun, selbst wenn es so wäre, und bei dir Windhund habe ich da meine Zweifel« – in ihrem Ton schwang ein Lachen mit – »könnte ich nicht mit dir gehen. Auch wenn ich es selber wollte« – alles Lachen war aus ihrer Stimme verflogen – »muss ich« – sie stand auf und eine Gabel, ein Löffel, ein Messer fielen zu Boden – »jetzt nach Hause. Wenn Fredo wach wird und ich bin nicht da, dann …«
    Er erhob sich ebenfalls. »Ober!«
    »Leb wohl, Baby, und …«
    »Nein, warte auf mich, Fortune, bitte. Ich bring dich nach Hause. Hier«, sagte er zu dem Ober und nahm eine Zehn-Dollar-Note aus seiner Brieftasche.
    »Du hast sie also noch.« Sie schaute auf die Brieftasche, die sie ihm vor vier Jahren einmal geschenkt hatte.
    »Ja«, erwiderte er, »ich habe sie noch«, und als er das sagte, wurde ihm jetzt zum erstenmal bewusst, dass er sie mehr begehrte als nur für heute Nacht oder für morgen oder morgen Nacht oder … »Ja, ich habe sie noch«, wiederholte er.
    Sie standen da, anscheinend ohne all der Leute gewahr zu sein, die zu ihnen herüberstarrten, und sahen einander an, während der Ober wegging und ein paar Minuten später mit dem Wechselgeld zurückkam.
    »Vielen Dank, Sir. Guten Abend, Sir. Guten Abend, Mrs. Oviedo.«
    »Komm hier lang, Rodney«, sagte sie.
    Er folgte ihr durch eine Seitentür hinaus in das seltsam verblüffende Schweigen der Straße. Er fühlte sich wieder ziemlich betrunken. Er hakte sich bei ihr ein.
    »Es ist hier wie in San Francisco«, murmelte er, als er überall ringsum in der Dunkelheit den feuchten Nebel spürte.
    »Ja«, sagte sie, »heute Nacht ist es wie San Francisco. San Francisco, wo wir uns kennengelernt haben.« Und sie schien mit ihm zu stolpern, als sie dahingingen, langsam, ganz langsam, Arm in Arm, und ohne etwas zu sagen, bis sie an den Jackson Square kamen.
    »Baby, ab hier musst du mich allein gehen lassen.«
    Sie standen gegenüber dem Cabildo an dem hohen Eisenzaun, der den Platz umgab. Die

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