Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Opfer (German Edition)

Opfer (German Edition)

Titel: Opfer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. Bernard Burns
Vom Netzwerk:
Schwanz), sie war so schön gewesen, so schlank, so gertenhaft schlank. Doch zugleich (er drückte seinen Schwanz) so unbiegsam, so unbeugsam, so aufrecht (jedoch nicht wie jetzt sein Schwanz; er nahm die Hand weg), so ungreifbar, so fern (selbst wenn es bei ihr kam, hatte sie nur schreien können: »Du! Du! Du! Du!«). Er öffnete die Augen. Schloss sie wieder. Ihr Haar … wie lichtbraune Seide, eigens gesponnen, die Blässe ihrer Stirn zu krönen. Ihre Lippen … ungeschmeidig, aber dennoch weich genug (ja, weich genug, sich um seinen Schwanz zu schließen, ihn auf halbe Lange in den Mund zu nehmen, während ihre Augen ihn mit schier übermenschlicher Unbeteiligtheit angesehen hatten). Ihre Zähne … so blendend weiß, so ebenmäßig, so vollkommen (so vollkommen wie die Art, wie sie ihn manchmal gebissen, ihm weh getan hatte, wenn auch nicht sehr). Ihr ranker weißer Körper … ja, Cranachs Eva. Welche? Alle. Und ihre Hände (er legte seine eigenen beide auf seinen Schwanz)… so lang, so schmal, so glatt. Und ihr Lächeln … so weit weg und so nah zugleich, wenn sie leicht, ganz ganz leicht, die fein geschwungenen Brauen über den ovalen Augen glehoben hatte, diese goldgesprenkelten braunen Augen … Ja, sie und nicht Fortune (ein Ausdruck des Missfallens huschte über sein Gesicht) war sein »Mädchen mit den goldenen Augen«.
    Jetzt nur noch halbwach, träumte er von Europa und Olivia, damals im Jahre 1939, das er mit ihr in Paris, London und Südfrankreich verbracht hatte. Es war, trotz aller europäischen Romantik, eine simple Geschichte gewesen (die meisten guten Geschichten sind simpel). Es war, um es kurz und unverbrämt zu sagen, ein klassischer Fall von gestillter Lust und ungestillter Liebe. Aber hatte er sie geliebt? Zumindest gab er sich gern diesem Glauben hin. Und jetzt, im Halbschlaf, dachte er daran zurück, wie sie ihn nach Amerika hatte zurückgehen lassen, ihn gezwungen hatte, seinem natürlichen Wunsch, dabeizusein, zuvorzukommen. Sie war natürlich dageblieben ( »I’ habite la France«, hatte sie mit Entschiedenheit erklärt.) Das dumme Ding, obwohl er sie angefleht hatte (ihr verdammter Fatalimus!), mit ihm zu kommen, ihren geliebten heimatlichen Kontinent zu verlassen (ach ja, sie war Miss Europa gewesen, »Miss Europa 1939«). Er konnte sie wieder sehen, auf dem Quai in Marsailles an jenem letzten Tag. Fast buchstäblich hatte sie ihn am Kragen gepackt und aufs Schiff geschleppt. Und jetzt, während er durch den Südwesten Amerikas fuhr, nach Texas und weiter nach Mexiko, sah er sie, wie er sie in jenen letzten Minuten gesehen hatte. Er sah jenes letzte nachhaltige Lächeln. Sah jene Tränen (hatte sie sich endlich ganz gegeben?). Ohne die Augen zu öffnen, plinkerte er. Er betrat die Gangway. Und schlief ein. Als er erwachte, war es Fortune, die der Traum war. Und als er die Augen zusammenkniff – strahlender Sonnenschein strömte in den Bus –, um die Gegenwart voll zu erfassen, war sein erster Gedanke (oder Halbgedanke): Warum kann ich nie mit dem zufrieden sein, was ich habe?
    Sie schien jetzt wach zu sein. Ihr Haar schillerte in allen Schattierungen von Rot und Gold. Er reckte die Schultern und fragte: »Wo sind wir?«
    » Bonjour, Rip van Rodney!«
    Ihr Kopf schoss vor. Ihre Hände langten nach seinem Revers. Sie drückte ihm einen Kuss auf seine Lippen. Frischer Puder legte sich auf sein Kinn und seine Wangen. Er lachte. Und sie ebenfalls, als sie sich wieder zurücklehnte.
    »Hab ich denn so lange geschlafen?«, fragte er.
    »Eine ganze Ewigkeit. Aber du bist schön, Baby, wenn du schläfst …«
    »Und so brav«, lachte er.
    »Das ist eben der Kummer, Darling. Deshalb schien es ja eine solche Ewigkeit …«
    »Warte nur bis heute Nacht.«
    » Heute Nacht, Baby? Ich denke, wir fahren durch bis Mexiko?«
    »Ich kann nicht so lange warten«, sagte er. »Herrgott, ich wünschte« – er sah sich in dem Bus um. Das summende Geräusch des Motors wurde jetzt übertönt von den Gesprächen der Fahrgäste – »ich wünschte, wir wären jetzt allein, damit …«
    »Baby, ach Baby« – ihre Stimme war wie süßer Honig, als sie sich an ihn kuschelte – »auch ich kann nicht mehr warten. Die Zeit ist so lang …«
    Lang; lang war sein Schwanz jetzt, lang und hart, als sie unter seinen Mantel fasste und die Hand über seine Hosen gleiten ließ, von den Knien hoch dorthin, wo seine Eichel den grauen Flanell ausbeulte. Langsam, sanft und sacht, wanderte ihre Hand hoch bis zu seinem

Weitere Kostenlose Bücher