Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Opfer

Opfer

Titel: Opfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cathi Unsworth
Vom Netzwerk:
recht. Das ist wirklich schwarze Magie.«
    »Was soll das heißen?«, fragte Alex und richtete sich auf. Er wirkte genervt. Nichts von all dem hätte Debbie sehen sollen.
    »Hat sie dich wirklich so weit gekriegt?« Debbie starrte ihn ungläubig an.
    »Was denn?«, zischte er.
    »Das hier!« Debbie breitete die Arme aus. »Natürlich weiß ich, wie sie es gemacht hat, ich hätte bloß nicht gedacht, dass du das zulässt. Ich dachte, du wärst nicht ganz so dämlich, Alex!«
    Alex’ Herz wummerte im Rhythmus der Drum Machine auf der Platte. Debbies Worte waren ihm ebenso zuwider wie ihre Anwesenheit, ihr Eindringen in seine geheime Welt.
    »Ich hab dich nicht reingebeten, Debbie«, sagte er mit hochrotem Kopf, »und nach deiner Meinung hab ich dich auch nicht gefragt. Am besten gehst du jetzt.«
    »Und was hast du da am Arm?« Debbie hatte die roten Striemen unter seinen T-Shirt-Ärmeln gesehen, als er sich bewegt hatte.
    »Nichts.« Er zog sich schnell wieder den Ärmel hinunter.
    »Scheiße, Al! Jetzt weiß ich auch, warum ich dich nicht mehr besuchen soll. Lass dir aber eins gesagt sein, bevor du dich für sie noch mehr zum Deppen machst.«
    »Was denn?« Alex’ kniff die Augen zusammen und wiederholte exakt Samanthas Worte über Debbie: »Dass du eifersüchtig bist?«
    »Eifersüchtig?« Debbie lachte trocken. »Was soll das denn heißen?«
    »Du kommst eben nicht damit klar, dass Sam aus Londonkommt und sich besser mit Kunst und Musik auskennt als du.« Er kam auf sie zu. »Wenn du sie so schrecklich findest, warum kaufst du ihr dann immer alle Klamotten nach?«
    »Al!« Debbies Stimme klang mehrere Oktaven höher. »Hast du überhaupt ’ne Ahnung, wie Samantha Lamb fünf Minuten bevor du sie kennengelernt hast, ausgesehen hat? Die hatte ’nen blonden Pagenkopf und rosa Stulpen!« Sie musste an Corrines Worte denken. »Die ist doch bloß ne verzogene, kleine, reiche Tussi!«
    Er schnaubte. »Red doch keinen Scheiß …«, setzte er an, aber Debbie drückte ihm den Finger auf die Brust.
    »Sie lügt, Al, die macht mich nach und nicht andersrum. Weißt du nicht mehr, wie ihr euch kennengelernt habt? Die hat sich mit Corrines Hilfe an dich rangeschmissen. Corrine hat ihr erzählt, wer du bist und in welchen Pub du gehst, sie hat ihr an dem Abend sogar die Haare gemacht. Und wenn du mir nicht glaubst, kannst du ja meine Mum fragen, die war dabei, als Corrine nach der Sache total fertig bei uns ankam.«
    Alex spürte plötzlich die Wut mit Eiseskälte in sich aufsteigen. Corrine, Frisuren – von all dem hatte Sam gestern doch auch gefaselt. Was war bei den Mädchen eigentlich los?
    »Und jetzt« – Debbies Stimme wurde lauter – »jetzt versaut sie dir die Aufnahme bei St Martin’s! Sie macht dich verrückt, weil du das perfekte Porträt von ihr zeichnen willst. Das schaffst du bloß nie, und weißt du auch, warum? Weil es den Menschen, für den du sie hältst, nicht gibt!«
    Einen Augenblick glaubte sie, er würde sie schlagen. Die Wut loderte hinter seinen Pupillen auf, und er ballte die Fäuste.
    » Nein! « Die Platte endete mit einem animalischen Heulen und einem Gitarren-Crescendo. Dann war nur noch das Knistern der Auslaufrille zu hören.
    Alex’ Gesicht verzog sich zu einer Fratze, und sein Blick sank auf den Boden. »Raus, Debbie. Ich will davon nichts mehr hören.«
    Debbie kämpfte mit den Tränen, rannte die Treppe hinunterund stieß fast mit Mrs Pendleton zusammen, die mit zwei Tassen Tee aus der Küche kam.
    »Debbie!« Alex’ Mutter war sichtlich schockiert.
    »T-tut mir leid, Mrs P.« Debbie schluckte, riss die Tür auf und floh in die Sicherheit ihres eigenen Hauses. Mrs Pendleton starrte ihr mit hartem Blick nach. Sie stellte die Tassen aufs Telefontischchen und wischte sich die Hände an der Hüfte ab.
    »Alexander!«, rief sie die Treppe hinauf.
    *
    Als Samantha Oliver John’s betrat, hielt Corrine sich im Lagerraum außer Sichtweite. Über den Spiegel an der Rückwand konnte sie den Salon im Blick behalten. Sie hatte sich freiwillig gemeldet, die neue Lieferung Färbemittel nach Farbtönen in die Regale einzusortieren. Corrine schätzte, dass das ungefähr eine Stunde dauern müsste. Dabei würde sie die ganze Zeit Wache halten.
    Witzig, wie Sams Augen durch den Raum zuckten, während sie sich Lizzy gegenüber freundlich gab. Sie suchte nach ihr, das wusste Corrine, fragte sich wohl, ob sie im richtigen Laden war.
    Alles zu seiner Zeit , dachte Corrine. Alles zu seiner Zeit

Weitere Kostenlose Bücher