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Opfer

Opfer

Titel: Opfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cathi Unsworth
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Englisches Frühstück.
    Er ging nach draußen und rief Rivett an.
    »Wunderschönen guten Morgen, Mr Ward«, schallte Rivetts Stimme durchs Gerät. »Was kann ich heute für Sie tun?«
    »Morgen Len«, erwiderte Sean. »Könnten Sie mir vielleicht ein paar DNA-Abstrich-Sets besorgen?«
    »Sollte zu machen sein.« Rivett wirkte neugierig, was Sean beabsichtigt hatte. »Darf ich fragen, wofür?«
    »Sie haben mir doch gestern eine Liste mit Corrines Freundeskreis gegeben.« Sean ging zum Auto. »Ich hab mir gedacht, die Biker und anderen Gäste des Swing’s wären als Zeichen ihres guten Willens bestimmt zu einer freiwilligen Speichelprobe bereit, damit wir sie für die weiteren Ermittlungen ausschließen können.«
    »Gute Idee, Junge«, erwiderte Rivett. »Wie viele brauchen Sie?«
    »Sechs müssten erst mal reichen«, erwiderte Sean, obwohler eigentlich nur an zweien interessiert war. »Meinen Sie, DCI Smollet ist einverstanden, oder soll ich lieber selbst mit ihm sprechen?«
    »Machen Sie sich wegen dem keine Gedanken.« Rivett reagierte wie erwartet. »Ich regle das schon.«
    »Danke, Len.« Sean öffnete die Autotür und setzte sich hinein. »Wir sehen uns dann in zwei Stunden. Wenn’s länger dauert, melde ich mich.«
    »Ich könnte schon mal loslegen, wenn Sie wollen.« Rivett hörte sich hochmotiviert an. »Irgendwie fehlt’s mir, verpennte Tagediebe aus den Federn zu jagen.«
    »Gerne«, erwiderte Sean. »Wie wär’s, wenn wir mit den Herren Woodhouse, Hall und Prim anfangen?« Er musste über die Nachnamen der Männer grinsen, die sich sonst lieber Whiz, Psycho und Scum nannten.
    »Die sind schon lange überfällig«, stimmte Rivett zu. »Ist erledigt. Dann bis später im Büro?«
    »Genau. Danke, Len. Bis dann.« Sean legte zufrieden auf. Er ging bei keinem der drei von einem Treffer aus, aber so war der Alte den Morgen über beschäftigt und hatte vor allem das Gefühl, alles im Griff zu haben. Sean wollte die Zeit sinnvoll nutzen und als Erstes Paul Gray einen Besuch abstatten.
    Unter rasenden Wolken fuhr er zurück zum Bahnhof, am Kreisel rechts, am Markt vorbei und bog dann in die Nelson Road Central ein. Er kam an der Mauer des Friedhofs vorbei, wo Corrine einem Zeitungsbericht zufolge einmal auf einem Baum gesessen und den Teufel beschworen habe.
    Danach kam eine Wohngegend. Die Sandringham Avenue befand sich in Newtown, wo unter kahlen Bäumen saubere Reihen von Mock-Tudor-Häusern aus den Dreißigern standen.
    Gray öffnete die Haustür, als Sean noch nicht mal den halben Vorgarten durchquert hatte. Er war so groß, wie man heutzutage sein musste, um überhaupt bei der Polizei genommen zu werden, immer noch schlank und hatte ein markantes Gesicht – hohe Wangenknochen, eine Hakennase und auffälligblassblaue Augen unter schwarzen Brauen. Er hatte graue Haare, säuberlich kurz geschnitten, und tiefe Geheimratsecken.
    »Sie sind sicher Mr Ward«, sagte er und gab Sean die lange, kühle Hand. »Paul Gray.«
    »Danke, dass Sie sich Zeit für mich nehmen, Sir«, erwiderte Sean. »Ich will Sie auch gar nicht lange stören.«
    »Wollen Sie reinkommen?« Grays Blick durchbohrte ihn.
    »Eigentlich wollte ich Sie fragen, ob Sie mit mir mitkommen würden.«
    »Ach?« Gray runzelte die Stirn. »Wohin denn?«
    »Ich würde mir gerne mal den Tatort ansehen«, erwiderte Sean. »Ich hab es mir schon auf der Karte angesehen, ist ja gar nicht weit von hier. Aber ich hätte natürlich gerne jemanden dabei, der sich dort auskennt. Wir könnten uns dann unterwegs unterhalten.«
    Gray reagierte einen Augenblick lang nicht. Er sah aus wie ein Habicht, fand Sean, ein Mann, der sich nie etwas anmerken ließ. So waren viele Männer aus der Generation von Seans Vater. In seiner eigenen war so etwas eher selten.
    »War Len noch gar nicht mit Ihnen da draußen?«, fragte Gray.
    Sean schüttelte den Kopf. »Der war damit beschäftigt, mir die ganzen alten Akten zu beschaffen.«
    »Aha. Na, in Ordnung, ich geh eben meinen Mantel holen.«
    *
    »Das ist ’ne ziemlich trostlose Ecke, wie Sie sich sicher vorstellen können.«
    Sie waren auf einen Pub-Parkplatz hinter einer Brücke an der Grenze von Newtown gefahren, ein paar Straßen von Grays Haus entfernt. Der Iron Duke war die letzte Kneipe von Ernemouth am Ende der Marine Parade. Dahinter lagen eine Middle School und die Rennbahn, davor nur der Strand und das Meer.
    »Von hier aus müssen wir laufen.« Gray öffnete seinen Gurt. »Ist nicht weit, könnte aber ein bisschen

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