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Opfer

Opfer

Titel: Opfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cathi Unsworth
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argwöhnisch.
    Wolf zeigte ihr, dass ihre Zeit abgelaufen war. Er folgte ihr in den Flur, schob ihr die Hand zwischen die Beine und drückte sie gegen die Wand. Seine Finger wussten genau, wie sie ihr die Luft nehmen, sie vor Angst verstummen lassen konnten.
    »Rat hast du damit voll im Griff, was?«, zischte er. Sein Bart scheuerte ihr im Gesicht wie Stahlwolle, alter Schweiß, Motoröl und über Jahrzehnte eingewirktes Patschuli stiegen ihr in die Nase. Tote Fischaugen durchbohrten sie und gaben ihr zu verstehen, dass es keine Verhandlungen und keine Kompromisse geben würde.
    »Bei mir läuft so was nicht. Jetzt wird hier alles anders … Jetzt hab ich hier das Sagen.«
    Statt eines Schreis brachte Gina nur ein ersticktes Krächzen hervor. Als er endlich losließ, gaben ihre Beine nach, und sie rutschte an der Wand hinunter, während er nach oben ging und sich ihren und Rats Vorrat unter den Nagel riss.
    »Wenn ich etwas davon höre, dass hier irgendwas läuft, solange Rat sitzt, schneid ich dir die verlogene Fotze raus.« Ein Lächeln schlängelte sich über seine Lippen. »Freu mich schon drauf.«
    Das Grinsen zuckte immer noch vor Ginas Augen, als sie sah, wie eine Feuertür geöffnet wurde.
    »Auf geht’s, Gina«, sagte Rivett. »Dein Publikum wartet.«
    »Len«, erwiderte sie und legte ihm die Hand in den Schritt. »Ich weiß, wer die Sache an sich reißen will. Ich weiß, wo du ihn findest. Er hat alles mitgenommen.« Ihre Stimme wurde schriller, so sehr sie auch versuchte sich zu beherrschen. »Unseren ganzen Vorrat.«
    Rivett lehnte sich zurück und grinste.
    »Jetzt geh schon, meine kleine Venusfalle«, sagte er.
    »Ich sag dir alles.« Er sah sein Spiegelbild in ihren schwarzen Augen, während ihre Fingerspitzen ihn massierten. »Wenn du mit mir von hier wegfährst.«
    »Oooch«, säuselte er. »Und wo soll’s hingehen, meine Kleine? An einen Ort, wo dich keiner findet?« Er legte seine Hand auf ihre, hob sie an und legte sie ihr zurück in den Schoß. »Erwartest du immer noch, dass ich alle deine Probleme für dich regle? Nach allem, was wir durchgemacht haben? Nachdem du mich mit ’nem Holländer verarschen wolltest? Komm, Gina«– sein Gesichtsausdruck und seine Stimme wurden hart – »du musst jetzt mal ein großes Mädchen sein.«
    Er lehnte sich hinüber und öffnete ihren Gurt. »Los«, er zeigte nach vorne. »Lass ihn nicht warten.« Vor dem Licht, das durch die Tür strömte, war die Silhouette eines Mannes zu sehen.
    »Ich hab dir doch tausendmal gesagt, es war Rats Idee und nicht meine«, erklärte sie. »Meinst du wirklich, jetzt, wo du ihn eingebuchtet hast, wollen seine Kumpels mit dir teilen?«
    »Und meinst du wirklich, ich lass denen ihren Teil? In meiner Stadt …«, flüsterte Rivett. Seine Augen funkelten dunkel und unergründlich.
    Gina öffnete den Mund, aber sie bekam nichts mehr heraus.
    »Na dann.« Rivett gab sich wieder liebenswürdig. »Jetzt darfst du erst mal in Ruhe deine Schuld abarbeiten, und ich kümmer mich um den Rest.«
    Mit einem lauten Klicken öffnete sich die Beifahrertür. Gina fuhr herum und sah einen großen, dünnen Mann mit sandfarbenen Haaren, spitzem Gesicht, Schnurrbart, Goldkettchen und einem pastellfarbenen Argyle-Pullover.
    »Sie gehört dir, Eric«, sagte Rivett und startete den Motor.
    »Herzlichen Dank, Len«, erwiderte der andere und riss Gina aus dem Sitz.
    »Viel Spaß«, lachte Rivett, als die Tür zuschlug. »Tu nichts, was ich nicht auch tun würde.«
    *
    Wayne bog in die Marine Parade ein und steuerte auf Ednas Haus zu. Er suchte schon fast vier Stunden nach Samantha. Er hatte alle Pubs der Stadt abgeklappert und dann die ganze Promenade, die Spielhallen und die Rollschuhbahn, aber so langsam gingen ihm die Ideen aus.
    Kurz bevor er bei den Hoyles ankam, hielt er. Er hatte sich hauptsächlich deshalb dazu bereiterklärt, nach Sam zu suchen,weil er nicht wollte, dass Amanda ihre Eltern einschaltete. Als er nach Hause gekommen war, war sie so durch den Wind gewesen, dass sie es fast getan hätte. Sie meinte, einer der Freunde ihres Vaters bei der Polizei würde sie bestimmt finden und nach Hause bringen.
    Wayne hatte sie davon überzeugen können, dass das keine gute Idee war. Er hatte auf seine Funkerfreunde gezählt, die ihm bestimmt dabei helfen würden, die kleine Missetäterin aufzuspüren. Normalerweise gaben sie zu allem ihren Senf dazu, aber heute waren sie seltsam still.
    Er versuchte es noch einmal. Noch ein kleiner Aufschub,

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