Opfergrube: Kriminalroman (Darmstadt-Krimis) (German Edition)
Eindruck, einige Kunden entgehen dem Darmstädter Parkplatzchaos dadurch, dass sie ihre Wagen einfach bei mir zwischenlagern. Als ob die ihre Autos nicht zurückhaben wollen.«
Was sollte Horndeich dazu sagen. Er war froh, dass er seinen Benz schnell wiederbekam.
»Kommen Sie mit«, sagte Bodo Schurgbaum.
Horndeich folgte ihm quer über den Hof.
»Ihr Wagen steht hinten. Vorn, da stehen die Wagen, die da eigentlich nicht mehr stehen sollten. Ich sag Ihnen, immer schnell, schnell, schnell, am besten vorgestern soll die Karre fertig sein. Und dann – dann kommen die einfach nicht bei, um ihr Blech abzuholen.«
Bodo Schurgbaum zeigte auf einen schwarzen Chrysler Crossfire. »Die hat um Stunden gefeilscht. Am Donnerstag. Seit Freitag steht der Wagen hier. Und dann ruft sie vor einer halben Stunde an, sie hätte einen wichtigen Termin. In München. Also manchmal, manchmal …«
Sie kamen zu Horndeichs Benz. Als ob der Anblick des Wagens einen Schalter betätigt hätte, erhellte ein Lächeln Schurgbaums Gesicht. »Das ist ein schönes Stück. Wirklich. Da werden Sie noch viele Jahre Freude dran haben. TÜV ist da echt kein Problem für die nächsten Jahre. Und die Pumpe – ich hätt auch in Heidelberg eine bekommen können. Wiederaufgearbeitet. Aber genauso teuer wie die, die ich jetzt eingebaut habe. Hamburg. Der Kollege hat eine Werkstatt vom Großvater übernommen. Und einige Schätze in den Regalen gefunden. Hab gleich dazu günstig zwei Scheinwerfer geschossen – man weiß ja nie.«
Horndeichs Blick fiel auf die beiden Wagen, die hinter seinem Benz standen. Ein roter Golf III mit glänzendem Lack. Und ein Rover 75 Tourer. Metallicrot.
»Sagen Sie, der Rover …«
»Lichtmaschine. Auch so ein Vogel, der Besitzer. Kam am Freitagmorgen zu mir, weil auf der Fahrt zur Schule das Batterielämpchen aufgeleuchtet hat. Lichtmaschine kaputt. Mann, ich habe es tatsächlich geschafft, am selben Tag eine Lichtmaschine für diesen Exoten aufzutreiben. Ja, wie immer schnell, schnell, ganz schnell. Und jetzt – jetzt telefoniere ich dem Typen seit Freitagmittag hinterher. Samstag dreimal, gestern noch mal. Und heute früh auch schon einmal. Immer die Handy-Mailbox. Glauben Sie, der Typ würde auch nur einmal zurückrufen? Also manchmal, manchmal … !«
Horndeich erinnerte sich nicht an das Kennzeichen des Wagens. Dennoch meinte er, den Halter zu kennen. »Der Besitzer des Wagens – ist das ein gewisser Philipp Kaufmann?«
»Herr Horndeich, ich weiß ja, dass Sie bei der Polizei sind. Aber das erstaunt mich jetzt schon. Woher wissen Sie denn das? Haben Sie alle Kennzeichen Darmstadts im Kopf? Ja, das ist Philipps Wagen. Er kommt schon seit Jahren zu mir. Erst mit dem BMW, danach mit dem Lancia. Und jetzt mit dem Rover.«
Horndeich hörte schon nicht mehr richtig zu. Er telefonierte: »Baader? Ich habe den Wagen von Philipp Kaufmann gefunden. Ohne Kaufmann drin. Ja, die ganze Truppe hierher.«
Eine Stunde später saßen Margot und auch Horndeich wieder gemeinsam in ihrem Büro.
»Schon was Verwertbares aus Kaufmanns Wagen?«, fragte Margot.
»Nein, nichts. Keine Blutspuren, keine Hinweise auf einen Kampf. Ist auch eher unwahrscheinlich: Als Kaufmann den Wagen in der Werkstatt abgegeben hat, da hat er ja noch mit Schurgbaum gesprochen, und die beiden haben sich die Sache gleich angeschaut.«
»Kann aber auch sein, dass das nur ein Täuschungsmanöver war«, gab Margot zu bedenken.
»Täuschungsmanöver?«
»Ja. Er gibt den defekten Wagen ab und weiß, dass der erst mal nicht mehr auftaucht. Bis Schurgbaum die Polizei von sich aus eingeschaltet hätte, wäre sicherlich noch eine Woche vergangen. Kaufmann hätte also genug Zeit gehabt unterzutauchen.«
»Halte ich für abwegig. Denn dafür hätte er eine funktionierende Lichtmaschine gegen eine defekte austauschen müssen. Oder die eigene Lichtmaschine ausbauen, kaputtmachen und wieder einbauen müssen. Die war durchgeschmort – nichts, was Kaufmann mit vertretbarem Aufwand hätte basteln können. Ich war vorhin noch bei Frau Kaufmann und habe ihr erzählt, dass wir den Wagen gefunden haben. Und sie meinte, sie sei am Tag vor dem Verschwinden noch mit dem Wagen gefahren. Kaufmann hätte das alles also in der Nacht erledigen müssen – kaum realistisch.«
»Das bedeutet im Umkehrschluss: Mit einer kaputten Lichtmaschine wäre er auch noch bis zu seiner Schule gekommen, falls er vorgehabt hätte, von dort aus abzuhauen. Und wenn er den Wagen auf dem Weg zur
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