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Opferlämmer

Opferlämmer

Titel: Opferlämmer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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Sachs schilderte ihm den Anschlag auf das Hotel.
    »Ich wusste nicht, dass es so schlimm war«, sagte er leise.
    »Noch mal danke für Ihren Hinweis, dass er den Strom auf diese Weise einsetzen könnte, anstatt einen Lichtbogen auszulösen«, sagte Rhyme.
    »Leider hat es nicht viel geholfen«, murmelte der Mann.
    »Würden Sie mal einen Blick auf die Box werfen, die wir gefunden
haben?«, fragte Sachs. »Sie war zwischen der Algonquin-Leitung und dem Kabel angebracht, mit dem er das Hotel unter Strom gesetzt hat.«
    »Natürlich.«
    Cooper nannte Sommers die Internetadresse für ein verschlüsseltes Live-Video und richtete die hochauflösende Kamera auf das Innenleben des Kastens.
    »Ich hab’s auf dem Bildschirm. Mal schauen … Noch mal zur anderen Seite … Interessant. Dieses Ding gibt’s nicht im Fachhandel. Er hat es selbst konstruiert.«
    »Das haben wir uns schon gedacht«, sagte Rhyme.
    »Ich hab so was noch nie gesehen. Nicht so kompakt. Es ist eine Schaltanlage. Wie in unseren Umspannwerken und Leitungssystemen. «
    »Um einen Stromkreis zu schließen und wieder zu trennen?«
    »Ja. Im Prinzip wie ein gewöhnlicher Lichtschalter. Allerdings dürfte dieses Exemplar mühelos mit hunderttausend Volt klarkommen. Eingebauter Lüfter, Zylinderspule, Empfänger. Ferngesteuert. «
    »Er hat also die Kabel verbunden, ohne dass zunächst Strom geflossen ist. Und dann hat er aus sicherer Entfernung den Schalter betätigt. Andi Jessen hatte bereits so eine Vermutung geäußert.«
    »Wirklich? Hm. Interessant.« Sommers überlegte. »Aber ich glaube nicht, dass es ihm hierbei um die eigene Sicherheit gegangen ist. Als Störungssucher weiß er genau, wie man Leitungen sicher koppelt. Es muss einen anderen Grund gegeben haben. «
    Rhyme verstand. »Er wollte den geeigneten Zeitpunkt abpassen – um möglichst viele Opfer zu erwischen.«
    »Ja, das nehme ich auch an.«
    »Ein Arbeiter hat ihn gesehen«, fügte Sachs hinzu. »Galt hat den Schauplatz auf seinem Laptop beobachtet – wahrscheinlich
indem er sich in eine Überwachungskamera eingeklinkt hat. Die entsprechende Stelle konnte ich leider nicht finden.«
    »Womöglich hat er deshalb schon kurz vor Ablauf der Frist zugeschlagen«, sagte Rhyme. »Es waren gerade zahlreiche Opfer zugegen, und er wusste zu diesem Zeitpunkt längst, dass die Algonquin nicht auf seine Forderung eingehen würde.«
    »Er hat Talent.« Sommers klang beeindruckt. »Das ist ein beachtliches Stück Arbeit. Dieser Schalter sieht simpel aus, aber er war bestimmt wesentlich schwieriger herzustellen, als man meinen möchte. Eine Hochspannungsleitung ist von einem starken elektromagnetischen Feld umgeben. Galt musste die Elektronik davor abschirmen. Er ist schlau. Und das ist keine gute Neuigkeit, fürchte ich.«
    »Wo könnte man die Bauteile bekommen – die Zylinderspule, den Empfänger, den Lüfter?«
    »In jedem der hundert oder zweihundert Elektrofachgeschäfte hier in der Gegend … Hat eines der Teile eine Seriennummer? «
    Cooper schaute sorgfältig nach. »Nein, bloß Artikelnummern. «
    »Dann haben Sie Pech.«
    Rhyme und Sachs dankten Sommers und beendeten das Gespräch.
    Dann nahmen Sachs und Cooper sich Galts Werkzeugtasche, Overall und Helm vor. Es fanden sich darin weder Notizen noch Skizzen; nichts ließ erkennen, wo der Täter sich versteckte oder demnächst zuschlagen würde. Das war wenig überraschend. Immerhin hatte Galt die Sachen absichtlich zurückgelassen und gewusst, dass man sie entdecken würde.
    Detective Gretchen Sahloff aus der Zentrale der Spurensicherung hatte in Galts Büro Fingerabdrücke genommen. Außerdem war in seiner Personalakte ein Daumenabdruck gespeichert. Cooper glich nun alle Beweisstücke mit diesen Vorlagen ab. Auf
den Gegenständen fanden sich ausschließlich Galts Abdrücke. Rhyme war enttäuscht. Die Spuren einer anderen Person hätten sie zu einem Freund oder Komplizen führen können – oder auch zu einem Mitglied der »Gerechtigkeit-für«-Zelle, sofern diese mit den Anschlägen zu tun hatte.
    Rhyme fiel auf, dass zu den gefundenen Werkzeugen weder eine Bügelsäge noch ein Bolzenschneider zählten. Die Tasche wäre dafür auch zu klein gewesen.
    Aber der Schraubenschlüssel war dabei, und die Kratzspuren, die er hinterließ, waren identisch mit denen der Schrauben aus dem Umspannwerk an der Siebenundfünfzigsten Straße.
    Das Team, das die Brandstiftung bei dem Umspannwerk in Harlem untersucht hatte, traf ein. Die Techniker konnten nur

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