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Opferlämmer

Opferlämmer

Titel: Opferlämmer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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bringen, wer die Dampfrohre in der Nähe von MH-Zehn zuletzt inspiziert hat?«, bat Jessen.
    »In welchem Zeitraum?«
    »Während der letzten zwei, drei Monate«, sagte Sachs.
    »Ich weiß nicht, ob wir die Einteilungspläne aufbewahrt haben, aber wir werden sehen.« Er wählte auf seinem Mobiltelefon eine Nummer und forderte die entsprechenden Informationen an. Dann wandte er sich wieder den beiden Frauen zu.
    »So, und nun lassen Sie uns ein wenig über den eventuellen terroristischen Hintergrund reden«, sagte Sachs.
    »Ich dachte, Sie beschuldigen einen unserer Angestellten.«

    »Es wäre nicht unüblich, dass eine Terrorzelle einen Insider rekrutiert.«
    »Sollen wir uns auf die moslemischen Mitarbeiter konzentrieren? «, fragte Cavanaugh.
    »Ich dachte eher an die Demonstranten draußen«, sagte Sachs. »Was ist mit Ökoterror?«
    Cavanaugh zuckte die Achseln. »Die Medien werfen uns vor, wir seien nicht grün genug.« Er sagte dies zögernd und sah dabei Jessen nicht an. Es handelte sich offenbar um ein vertrautes und ausgiebig erörtertes Thema.
    »Wir haben ein Programm für erneuerbare Energien«, wandte Jessen sich an Sachs. »Und wir bauen es weiter aus. Aber wir bleiben dabei realistisch und verschwenden nicht unsere Zeit. Es gilt als politisch korrekt, das grüne Banner zu schwenken. Doch die meisten Leute haben nicht die geringste Ahnung von der Materie.« Sie winkte verächtlich ab.
    Angesichts einiger ernster Fälle von Ökoterrorismus in jüngerer Zeit bat Sachs sie um nähere Erläuterungen.
    Es war, als hätte sie einen Schalter umgelegt.
    »Wasserstoffzellen, Biotreibstoffe, Windparks, Solaranlagen, Geothermik, Methanverwertung, Gezeitenkraftwerke … Wissen Sie, wie viel Energie in den Vereinigten Staaten mit diesen Methoden erzeugt wird? Weniger als drei Prozent der benötigten Menge. Die Hälfte des verbrauchten Stroms wird aus Kohle gewonnen. Die Algonquin nutzt Erdgas; das macht landesweit zwanzig Prozent aus. Dazu kommen etwa neunzehn Prozent Atomstrom und sieben Prozent aus Wasserkraftwerken. Sicher, der Anteil der erneuerbaren Energien wird steigen, aber nur sehr, sehr langsam. Für die nächsten hundert Jahre spielen sie jedenfalls kaum eine Rolle.«
    Die Frau redete sich in Rage.
    »Die Entwicklungskosten sind obszön, die Technik ist aberwitzig teuer und unzuverlässig, und da die Generatoren meistens
weitab der großen Einspeisungsknoten stehen, verursacht auch der Transport gewaltige Kosten. Nehmen wir zum Beispiel die Solarparks. Die Energiequelle der Zukunft, wird überall behauptet. Wissen Sie eigentlich, dass diese Anlagen so viel Wasser verbrauchen wie kaum eine Technik zur Stromerzeugung? Und wo befinden sich die Dinger? Wo es am meisten Sonne und daher am wenigsten Wasser gibt. Aber sagen Sie das laut, und die Medien fallen über Sie her. Dicht gefolgt von Washington und Albany. Haben Sie von den Senatoren gehört, die anlässlich des Earth Day in die Stadt kommen?«
    »Nein.«
    »Die gehören dem Energie-Unterausschuss an und arbeiten mit dem Präsidenten an Umweltfragen. Donnerstagabend wollen sie an der großen Kundgebung im Central Park teilnehmen. Und was werden sie da tun? Auf uns einprügeln. Oh, sie werden die Algonquin nicht namentlich erwähnen, aber ich garantiere Ihnen, dass einer von denen in unsere Richtung zeigen wird. Man kann die Schornsteine vom Park aus sehen. Ich bin überzeugt, dass die Organisatoren den Standort der Bühne absichtlich so gewählt haben … Wie dem auch sei, das ist jedenfalls meine Meinung. Aber reicht das aus, um aus der Algonquin ein Anschlagsziel zu machen? Das erscheint mir einfach nicht schlüssig. Politische oder religiöse Fundamentalisten, die es auf die amerikanische Infrastruktur abgesehen haben, okay. Aber nicht die Ökos.«
    Cavanaugh war der gleichen Ansicht. »Ökoterror? Da hatten wir nie irgendwelche Probleme, wenn ich mich recht entsinne. Und ich bin schon seit dreißig Jahren hier – ich habe mit Andis Vater zusammengearbeitet, als der den Laden geführt hat. Damals haben wir noch Kohle verbrannt. Wir haben immer damit gerechnet, dass Greenpeace oder irgendwelche Liberalen uns sabotieren würden. Aber dazu ist es nie gekommen.«
    »Nein, wir kriegen bloß Boykottaufrufe und Demonstranten«, bestätigte Jessen.

    Cavanaugh lächelte säuerlich. »Und die sehen gar nicht, welche Ironie darin liegt, dass die Hälfte von ihnen mit der U-Bahn hergekommen ist, die mit unserem Strom fährt. Oder dass sie am Vorabend ihre

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