Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Opferlämmer

Opferlämmer

Titel: Opferlämmer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
Vom Netzwerk:
kleinen Plakate im Schein der von uns gespeisten Lampen angefertigt haben. Streichen Sie ›Ironie‹. Wie wäre es stattdessen mit ›Scheinheiligkeit‹?«
    »Trotzdem möchte ich die Ökoterroristen nicht gänzlich ausschließen, solange uns noch keine näheren Erkenntnisse vorliegen«, sagte Sachs. »Haben Sie schon mal von einer Gruppe gehört, deren Name mit den Worten ›Gerechtigkeit für‹ anfängt?«
    »Für was?«, fragte Cavanaugh.
    »Das wissen wir nicht.«
    »Tja, ich kann mich an nichts dergleichen erinnern«, sagte Jessen. Cavanaugh ebenfalls nicht. Aber er sagte, er werde sich bei den regionalen Zweigstellen der Algonquin erkundigen, ob dort jemand etwas zu diesem Punkt wisse.
    Er erhielt einen Anruf. Sein Blick richtete sich auf Andi Jessen. Cavanaugh hörte eine Weile zu und trennte dann die Verbindung. »Die Dampfrohre an der fraglichen Stelle wurden seit mehr als einem Jahr nicht mehr gewartet«, teilte er Sachs mit. »Die Leitung ist stillgelegt.«
    »Okay.« Sachs war enttäuscht.
    »Falls Sie mich nicht mehr brauchen, frage ich jetzt gleich mal bei unseren Zweigstellen nach«, sagte Cavanaugh.
    Nachdem er gegangen war, kam ein hochgewachsener Afroamerikaner zur Tür herein – der zweite der Männer, die Jessen herzitiert hatte. Sie bat ihn, sich zu setzen, und stellte ihn und Sachs einander vor. Er war Bernard Wahl, der Sicherheitschef, und Amelia wurde klar, dass ihr vor ihm noch kein Nichtweißer in Diensten der Algonquin begegnet war, der etwas anderes als einen Arbeiteroverall getragen hätte. Der kräftig gebaute Wahl hingegen war in einen dunklen Anzug mit weißem gestärktem Hemd und roter Krawatte gekleidet. Sein kahl geschorener Kopf
glänzte im Schein der Deckenleuchten. Sachs warf einen Blick nach oben und sah, dass dort jede zweite Glühbirne fehlte. Um Strom zu sparen? Oder ging es Jessen, die wenig von den grünen Standpunkten hielt, nur darum, nach außen besser dazustehen?
    Wahl gab Sachs die Hand und musterte verstohlen die Wölbung an ihrer Hüfte, wo die Glock hing. Ein ehemaliger Polizist hätte sich nicht dafür interessiert, denn eine Pistole gehörte so selbstverständlich zu ihrem Job wie ein Mobiltelefon oder ein Kugelschreiber. Nur Amateure waren von Schusswaffen fasziniert.
    Andi Jessen brachte ihn auf den neuesten Stand und erkundigte sich, wer Zugang zu den Computercodes hatte.
    »Zu den Codes? Nur eine Handvoll Leute. Allesamt langjährige, hochrangige Mitarbeiter. Das wäre zu simpel, wenn Sie mich fragen. Sind Sie sicher, dass wir nicht gehackt wurden? Diese Kids haben heutzutage mächtig viel drauf.«
    »Wir sind uns zu neunundneunzig Prozent sicher«, sagte Sachs.
    »Bernie, lassen Sie bitte überprüfen, ob jemand den gesicherten Raum neben dem Kontrollzentrum betreten hat.«
    Wahl nahm sein Mobiltelefon aus der Tasche, wählte eine Nummer und wies einen Mitarbeiter an, die gewünschte Information zu beschaffen. Dann trennte er die Verbindung. »Ich habe die ganze Zeit mit einem terroristischen Bekennerschreiben gerechnet«, fügte er dann hinzu. »Glauben Sie wirklich, es war jemand von innen?«
    »Entweder das oder der Täter hatte die Unterstützung eines Insiders. Hat es Ökoterror-Drohungen gegeben?«
    »Nicht in meinen vier Jahren hier. Bloß Demonstranten.« Er wies zum Fenster hinaus.
    »Haben Sie je von einer Gruppe namens ›Gerechtigkeit für … irgendwas‹ gehört? Vielleicht im Zusammenhang mit Umweltfragen? «

    »Nein, Ma’am.« Wahl blieb gelassen. Ihm war keinerlei Gefühlsregung anzumerken.
    »Gab es Probleme mit Angestellten, die in letzter Zeit entlassen wurden oder irgendwelche Beschwerden über das Unternehmen geäußert haben?«, fragte Sachs.
    »Über das Unternehmen ?«, vergewisserte Wahl sich. »Der Anschlag hat einem Linienbus gegolten, nicht unserer Firma.«
    »Unsere Aktien sind um acht Prozent gefallen, Bernie«, mahnte Jessen.
    »Oh, natürlich. Daran habe ich gar nicht gedacht. Es kommen einige Leute in Betracht. Ich besorge Ihnen die Namen.«
    »Außerdem würde ich gern wissen, welche Ihrer Angestellten psychisch auffällig geworden sind, zu Jähzorn neigen oder auf andere Weise labil wirken.«
    »Wir von der Sicherheit erfahren normalerweise nichts davon, solange es sich nicht um etwas Ernstes handelt, beispielsweise die Androhung von Gewalt gegen sich selbst oder gegen andere. Auf Anhieb fällt mir jedenfalls niemand ein. Doch ich frage bei unserer Personalabteilung und der Krankenstation nach. Die Einzelheiten

Weitere Kostenlose Bücher