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Opferlämmer

Opferlämmer

Titel: Opferlämmer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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zuverlässig. Allerdings will er Geld.«
    »Wie viel?«
    »Wie viel haben wir?«
    McDaniel hielt inne. »Nicht viel. Was hat er denn so Wertvolles anzubieten?«
    »Noch gar nichts.«
    »Namen, Orte, Pläne, Details? Gesprächsfetzen? … Irgendwas? «
    Wie ein Computer, der eine Liste abarbeitete.
    »Nein, Tucker. Noch nichts. Es ist eine Investition.«
    »Ich könnte sechs-, vielleicht achttausend aufbringen«, sagte der ASAC schließlich.
    »Das ist alles?«
    »Zum Teufel, wie viel will er denn?«
    »Wir verhandeln noch.«

    »Ehrlich gesagt, wir haben unsere Prioritäten etwas verlagern müssen, Fred. Die Sache hat uns kalt erwischt. Aber das wissen Sie ja.«
    Nun war klar, weshalb McDaniel nichts rausrücken wollte. Er hatte die gesamten Mittel der Abteilung auf die SIGINT- und T-und-K-Teams verlagert. Und natürlich hatte er sich dabei zuerst beim Spitzel-Etat bedient.
    »Bieten Sie ihm sechs. Begutachten Sie die Ware. Falls sie vielversprechend aussieht, sind womöglich neun oder zehn drin. Aber auch das können wir uns eigentlich nicht leisten.«
    »Ich glaube wirklich, er ist da auf was gestoßen, Tucker.«
    »Nun, dann soll er uns eine Kostprobe geben … Moment … Okay, Fred, ich habe T und K auf der anderen Leitung. Ich muss Schluss machen.«
    Klick .
    Dellray klappte das Telefon zu, stand einen Moment lang da und starrte den Baum an. Stimmengewirr drang an sein Ohr: »Sie war echt heiß, Mann, aber irgendwas hat mich gestört … nein, nach dem Maya-Kalender, ich meine, vielleicht hat Nostradamus … das ist doch totale Scheiße … yo, wo bist du gewesen, Kumpel?«
    Doch was er wirklich hörte, war die Stimme seines Partners beim FBI vor einigen Jahren, der sagte: Kein Problem, Fred. Ich übernehme das . Und der dann aufbrach, obwohl eigentlich Dellray dafür eingeteilt war.
    Dann hörte er seinen Vorgesetzten zwei Tage später, wie er Fred mit erstickter Stimme mitteilte, dass sein Partner zu den Todesopfern des Terroranschlags auf das Regierungsgebäude in Oklahoma City zählte. Der Mann hatte in dem Konferenzraum gesessen, in dem Dellray hätte sitzen sollen.
    In dem Moment hatte Fred Dellray in jenem anderen bequemen und klimatisierten Besprechungszimmer viele Meilen entfernt von dem rauchenden Krater beschlossen, dass er sich
von da an in erster Linie auf die Jagd nach Terroristen machen würde – und nach allen anderen, die Unschuldige im Namen irgendeiner Idee ermordeten, mochte diese nun politisch, religiös oder gesellschaftlich begründet sein.
    Ja, der ASAC drängte ihn an den Rand. Fred wurde nicht mal mehr ernst genommen. Doch was er nun vorhatte, war weder als Gegenwehr noch als Rechtfertigung der alten Methoden gedacht.
    Es ging einzig und allein darum, das für ihn schlimmste aller Unglücke zu verhindern: den Tod von unschuldigen Opfern.
    Er kehrte zu William Brent zurück und setzte sich. »Okay«, sagte er. »Einhunderttausend.« Sie tauschten Nummern aus – von Prepaid-Mobiltelefonen, die nach ein oder zwei Tagen im Müll landen würden. Dellray sah auf die Uhr. »Heute Abend«, sagte er. »Washington Square. In der Nähe der juristischen Fakultät, bei den Schachbrettern.«
    »Um neun?«, fragte Brent.
    »Sagen wir halb zehn.« Dellray stand auf und verließ den Park allein, wie es im Spitzelgeschäft allgemein üblich war. William Brent blieb noch eine Weile sitzen, um vermeintlich die Zeitung zu lesen oder nachdenklich die Krishna-Ulme zu betrachten.
    Oder sich zu überlegen, wofür er das Geld ausgeben würde.
    Doch Fred Dellray dachte nicht mehr an den Informanten, sondern grübelte über einem Plan. In welche Rolle würde das Chamäleon schlüpfen? Wie sollte es auftreten, überzeugen, beschwatzen und Gefälligkeiten einfordern? Er würde Erfolg haben, da war er recht zuversichtlich; immerhin hatte er all diese Fähigkeiten jahrelang geschärft.
    Er hatte nur nie gedacht, dass er sein Können eines Tages einsetzen würde, um seinen Arbeitgeber – die amerikanische Regierung und das amerikanische Volk – um 100 000 Dollar zu erleichtern.

… Neunzehn
    Amelia Sachs folgte Charlie Sommers auf verschlungenen Pfaden zu seinem Büro auf der anderen Seite der »Backstube« der Algonquin Consolidated. Sie merkte, wie es immer wärmer wurde. Und das Rumpeln der Maschinen hallte mit jedem Schritt lauter durch die Korridore.
    Sie hatte völlig die Orientierung verloren. Ständig ging es irgendwelche Treppen hinauf oder hinunter. Unterwegs verschickte und erhielt sie auf ihrem

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