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Opferlämmer

Opferlämmer

Titel: Opferlämmer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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Übersetzung?«
    »Nein. Er wurde so abgefangen. ›Gerechtigkeit‹ und ›für‹. Auf Englisch. Da gab es noch weitere Worte, aber die haben sie nicht erwischt.«
    »›Sie‹.« Brent lächelte matt, und Dellray fragte sich, ob der Mann wohl durchschaute, in welcher Lage er steckte; dass die schöne neue Welt der Elektronik ihn verdrängt hatte. SIGINT.
»Hat jemand sich dazu bekannt?«, fragte Brent mit seiner sanften Stimme.
    »Noch nicht.«
    Brent dachte angestrengt nach. »Eine solche Aktion müsste gründlich geplant werden, damit alle Rädchen präzise ineinandergreifen. «
    »Ja, keine Frage.«
    Brents Mienenspiel verriet Dellray, dass dem Mann irgendwas klar wurde. Gespannt wartete er ab, ohne sich etwas anmerken zu lassen.
    »Ich hab was gehört, ja«, bestätigte Brent leise. »Dass jemand was ausheckt.«
    »Was denn?« Er bemühte sich, nicht zu begierig zu klingen.
    »Es ist nichts Konkretes. Bloß ein Gerücht.« Er hielt kurz inne. »Und zu den Leuten, die mir Näheres verraten könnten, kann ich Ihnen keinen direkten Kontakt herstellen.«
    »Könnte es einen terroristischen Hintergrund geben?«
    »Das weiß ich nicht.«
    »Es wäre also möglich.«
    »Ja.«
    Dellray hatte kein gutes Gefühl bei der Sache. Er arbeitete schon seit vielen Jahren mit Informanten zusammen und wusste nun, dass er irgendwas Wichtigem auf die Spur gekommen war. »Falls diese Gruppe oder wer auch immer weitermacht … könnten eine Menge Leute zu Schaden kommen. Auf wirklich üble Weise.«
    William Brent zuckte lediglich die Achseln. Es war ihm völlig egal. An seinen Patriotismus oder seine Rechtschaffenheit zu appellieren war reine Zeitverschwendung.
    Die Wall Street sollte sich ein Beispiel nehmen …
    Dellray nickte. Was bedeutete, dass die Verhandlungen eröffnet waren.
    »Ich besorge Ihnen Namen und Orte«, sagte Brent. »Was
auch immer ich finden kann, Sie kriegen es. Aber ich erledige das auf meine Art.«
    Im Gegensatz zu Jeep hatte Brent bereits während der früheren Zusammenarbeit mit Dellray einige Eigenschaften der dharmischen Erleuchtung an den Tag gelegt: Selbstbeherrschung. Reinheit des Geistes – nun ja, zumindest des Körpers.
    Und vor allem Aufrichtigkeit.
    Dellray glaubte ihm trauen zu können. Er sah ihn durchdringend an. »Folgendes: Ich kann damit leben, dass Sie Ihr Ding durchziehen. Ich kann damit leben, mich zurückzuhalten. Aber ich kann nicht damit leben, lange warten zu müssen.«
    »Schnelle Antworten sind im Preis inbegriffen«, sagte Brent.
    »Womit wir beim nächsten Thema wären…« Dellray hatte kein Problem damit, seine Spitzel zu entlohnen. Am liebsten zahlte er mit Gefälligkeiten – reduzierten Haftstrafen, Absprachen mit Bewährungshelfern, fallen gelassenen Anklagepunkten. Aber Geld ging auch.
    Man durfte nicht am falschen Ende sparen.
    »Die Welt verändert sich, Fred«, sagte William Brent.
    Ach, kommt jetzt die alte Leier?, dachte Dellray.
    »Und es bieten sich mir einige neue Möglichkeiten, die ich wahrnehmen möchte. Aber was steht dem im Wege? Woran mangelt es immer?«
    Am Geld natürlich.
    »Wie viel?«, fragte Dellray.
    »Hunderttausend. Im Voraus. Und ich garantiere, ich werde Ergebnisse liefern.«
    Dellray lachte unwillkürlich auf. Er hatte einem Informanten noch nie mehr als fünftausend gezahlt. Und für diesen fürstlichen Betrag hatte es damals im Gegenzug mehrere Anklagen in einem großen Korruptionsfall am Hafen gegeben.
    Einhunderttausend Dollar?
    »So viel ist einfach nicht da, William«, sagte er und dachte
nicht an den Namen, den Brent vermutlich schon seit Jahren nicht mehr benutzte. »Das ist mehr als unser gesamter Spitzel-Etat. Das ist mehr als alle Spitzel-Etats zusammen.«
    »Hm.« Brent sagte nichts. Was Fred Dellray an seiner Stelle ebenfalls nicht getan hätte.
    Der Agent beugte sich vor und verschränkte die knochigen Hände. »Lassen Sie mich was versuchen.« Genau wie Jeep zuvor in dem armseligen Café stand nun Dellray auf und ging vorbei an einem Skateboarder, zwei kichernden Asiatinnen und einem Mann, der Flugblätter verteilte und erstaunlich vernünftig und fröhlich wirkte, wenn man bedachte, dass er für 2012 das Ende der Welt prognostizierte. Bei dem Dharma-Baum zog Dellray sein Mobiltelefon aus der Tasche und wählte eine Nummer.
    »Tucker McDaniel«, meldete sich eine Stimme.
    »Fred hier.«
    »Gibt’s was Neues?« Der ASAC klang überrascht.
    »Eventuell. Von einem meiner früheren Informanten. Nichts Konkretes, aber er war immer

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