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Opferlämmer

Opferlämmer

Titel: Opferlämmer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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BlackBerry einige Textnachrichten, aber je tiefer sie gelangten, desto mehr musste Amelia sich auf den Weg konzentrieren, denn die Flure wurden zunehmend besucherfeindlich. Dann gab es keinen Netzempfang mehr, und sie steckte ihr Telefon ein.
    Die Temperatur stieg weiter.
    Sommers blieb vor einer dicken Tür stehen, neben der mehrere Schutzhelme hingen.
    »Sind Sie empfindlich wegen Ihrer Frisur?«, fragte er und musste sich anstrengen, das donnernde Maschinengeräusch von jenseits der Tür zu übertönen.
    »Solange ich meine Haare behalte, ist alles in Ordnung«, rief sie zurück.
    »Die werden bloß ein wenig durcheinandergeraten. Aber das ist der kürzeste Weg zu meinem Büro.«
    »Je kürzer, desto besser. Ich hab’s eilig.« Sie nahm einen der Helme und setzte ihn auf.
    »Fertig?«

    »Schätze schon. Was liegt denn hinter der Tür?«
    Sommers überlegte kurz. »Die Hölle«, sagte er dann und nickte ihr auffordernd zu.
    Sie musste an den durchlöcherten Leib von Luis Martin denken. Ihr Atem beschleunigte sich, und sie ertappte sich dabei, dass ihre ausgestreckte Hand vor dem Türgriff verharrte. Dann packte sie zu und zog die schwere Stahltür auf.
    Ja, die Hölle. Feuer, Schwefel, das volle Programm.
    Die Temperatur in dem Saal war überwältigend. Sie musste bei mehr als vierzig Grad Celsius liegen, und Sachs verspürte nicht nur ein brennendes Kribbeln auf der Haut, sondern auch eine merkwürdige Schmerzlinderung in den Gelenken – die Hitze schwächte ihre Arthritis ab.
    Es war schon spät – kurz vor zwanzig Uhr –, doch hier herrschte Hochbetrieb. Der Strombedarf mochte im Laufe eines Tages gewissen Schwankungen unterworfen sein, doch er versiegte nie vollständig.
    Die schwach erleuchtete Halle war mindestens sechzig Meter hoch und voller Gerüste und Hunderter von Gerätschaften. Im Zentrum stand eine Reihe riesiger hellgrüner Maschinen. Die größte von ihnen war lang und gewölbt wie eine überdimensionale Nissenhütte, aus der zahlreiche Rohre, Leitungen und Kabel entsprangen.
    »Das ist MOM«, rief Sommers und zeigte darauf. » M-O-M . Midwest Operating Machinery, Gary, Indiana. Sie wurde in den Sechzigerjahren gebaut.« In seinem Tonfall lag eine gewisse Ehrfurcht. Sommers fügte hinzu, MOM sei der größte der fünf elektrischen Energieerzeuger hier in Queens und zum Zeitpunkt ihrer Errichtung sogar der größte Generator des ganzen Landes gewesen. Außer MOM und den anderen Generatoren – die keine Namen hatten, sondern lediglich durchnummeriert waren – gab es hier vier Aggregate, die das Fernwärmenetz des Großraums New York mit hoch erhitztem Dampf versorgten.

    Amelia Sachs war vom Anblick der gewaltigen Maschinen aufrichtig beeindruckt. Sie ging unwillkürlich langsamer, bestaunte die mächtigen Bauteile und versuchte ihre Funktion zu ergründen. Faszinierend, was der Mensch mit seinem Verstand zu ersinnen und mit seinen Händen zu bauen vermochte.
    »Das da sind unsere Kessel.« Er deutete auf etwas, das für Sachs wie ein Gebäude im Gebäude aussah. Es musste zehn oder zwölf Stockwerke hoch sein. »In ihnen wird Dampf mit einem Druck von mehr als zweihundert Bar erzeugt.« Sommers holte Luft. »Der wird in zwei Turbinen geleitet, eine für Hochdruck, eine für Niederdruck.« Er wies auf einen Teil von MOM. »Dann in den Generator. Die Ausgangsleistung liegt bei konstant vierunddreißigtausend Ampere und achtzehntausend Volt, wird aber für den Transport auf mehr als dreihunderttausend Volt hochtransformiert.«
    Als Sachs diese Zahlen hörte, erschauderte sie trotz der drückenden Hitze, denn sie sah schlagartig wieder Luis Martin vor sich, dessen Haut von heißen Metalltropfen durchbohrt worden war.
    Sommers fügte hinzu – mit einigem Stolz, wie Sachs schien –, dass die Leistung der gesamten Anlage in Queens, also MOM einschließlich der anderen Turbinen, fast 2500 Megawatt betrage. Was etwa einem Viertel des Verbrauchs der ganzen Stadt entspreche.
    Er zeigte auf einige andere Tanks. »Dort wird der Dampf zu Wasser kondensiert und zurück in die Kessel gepumpt, wo alles von vorn anfängt.« Sommers lächelte. »Hier sind knapp sechshundert Kilometer Röhren und Leitungen verlegt, dazu dreihundert Kilometer Kabel.«
    Doch dann wurde Sachs trotz aller Faszination und der riesigen Ausmaße der Halle plötzlich von Klaustrophobie gepackt. Der Lärm und die Hitze waren unerträglich.
    Sommers schien es zu merken. »Kommen Sie.« Er bedeutete
ihr, ihm zu folgen. Fünf Minuten

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