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Opferlämmer

Opferlämmer

Titel: Opferlämmer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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    Pulaski klappte vorsichtig die Abdeckung hoch und schaute in die Eingeweide des Druckers. Er sah das festklemmende Papier.
    Er sah außerdem ein Warnschild, auf dem stand: Vorsicht! Gerät steht unter Spannung! Vor Wartungs- und Reinigungsarbeiten unbedingt vom Stromnetz trennen!
    Womöglich befanden sich weitere Seiten im Puffer des Druckers, die hilfreiche oder gar wesentliche Informationen enthielten. Wenn Pulaski den Stecker zog, würden sie verloren gehen.
    Er wollte behutsam hineingreifen – und musste wieder an die geschmolzenen Metallstückchen denken.

    Zweieinhalbtausend Grad …
    Ein Blick auf die Armbanduhr.
    Scheiße. Amelia hatte ihn gewarnt, er dürfe in der Nähe von Strom nichts Metallisches am Leib tragen. Das hatte er ganz vergessen. Verfluchte Kopfverletzung! Wieso konnte er nicht klarer denken? Er nahm die Uhr ab und steckte sie ein. O Herr im Himmel, was soll das denn nützen? Er legte die Uhr auf einen Tisch, weit weg von dem Drucker.
    Ein weiterer Versuch, aber die Angst war abermals stärker und ließ ihn innehalten. Pulaski war wütend auf sich selbst.
    »Scheiße«, murmelte er und ging in die Küche, wo ihm zwei dicke rosafarbene Haushaltshandschuhe aufgefallen waren. Er streifte sie über und vergewisserte sich, dass keiner der FBI-Agenten oder ESU-Cops zum Zeugen dieser lächerlichen Aufmachung wurde. Dann kehrte er zu dem Drucker zurück.
    Er öffnete seine Werkzeugtasche und wählte das beste Hilfsmittel, um den Papierstau zu beseitigen und den Drucker wieder funktionsbereit zu machen: eine Pinzette. Sie war natürlich aus Metall und prächtig dafür geeignet, eine hübsche, beständige Verbindung zu allen freigelegten Stromdrähten herzustellen, mit denen Galt den Drucker eventuell präpariert hatte.
    Pulaski schaute zu seiner Uhr in knapp zwei Metern Entfernung. Weniger als anderthalb Stunden bis zum nächsten Anschlag.
    Er beugte sich vor und schob die Pinzette zwischen zwei überaus dicke Kabel.

… Dreißig
    Die Fernsehnachrichten brachten Galts Foto, und die Polizei befragte seine Exfreundinnen, seine Bowlingmannschaft und seinen Onkologen. Aber es ergaben sich keine Anhaltspunkte. Er war untergetaucht.
    Mel Coopers Geologin aus der Zentrale der Spurensicherung hatte im Stadtgebiet von New York insgesamt einundzwanzig mögliche Ursprungsorte für die Vulkanasche gefunden, darunter ein Bildhauer, der Skulpturen aus Lavagestein anfertigte.
    »Zwanzigtausend Dollar für so ein Ding von der Größe einer Wassermelone«, murmelte Cooper. »Und dann sieht es auch noch genauso aus.«
    Rhyme nickte geistesabwesend und hörte McDaniel zu, der zur Federal Plaza zurückgekehrt war und ihm soeben telefonisch mitteilte, dass Galts Mutter seit einigen Tagen nichts mehr von ihrem Sohn gehört habe. Doch das sei nicht ungewöhnlich, und er sei wegen seiner Krankheit in letzter Zeit sehr niedergeschlagen gewesen. »Was ist mit der Abhörgenehmigung für die Familie?«, fragte Rhyme.
    Der ASAC erklärte gereizt, sie hätten den Richter nicht davon überzeugen können.
    »Aber wir dürfen die Nummern registrieren.« Eine solche Schaltung würde es den Beamten zwar nicht gestatten, den Inhalt der Telefonate zu belauschen, aber sie würde die Nummern jedes Anrufers und jedes Angerufenen festhalten, anhand derer die jeweiligen Personen ermittelt werden konnten.

    Rhyme hatte derweil ungeduldig ein weiteres Mal Pulaski angerufen, der sich zwar sofort gemeldet, aber mit zitternder Stimme geklagt hatte, das Klingeln habe ihm »einen mordsmäßigen Schreck eingejagt«.
    Dann hatte der junge Beamte gesagt, er versuche gerade, Informationen aus Raymond Galts Computerdrucker zu sichern.
    »Mein Gott, Grünschnabel, lassen Sie die Finger davon.«
    »Schon in Ordnung, ich stehe auf einer Gummimatte.«
    »Das meine ich nicht. Ein Computer sollte nur von Experten untersucht werden. Es könnte automatische Löschprogramme geben …«
    »Nein, nein, hier ist kein Computer. Bloß der Drucker. Es gibt einen Papierstau, und ich …«
    »Keine Adressen oder mögliche Anschlagsorte?«
    »Nein.«
    »Rufen Sie mich an, sobald Sie etwas finden. Noch in derselben Sekunde .«
    »Ich …«
    Klick .
    Die Befragung der Leute an der Siebenundfünfzigsten Straße und in Ray Galts Nachbarschaft hatte nichts erbracht. Der Täter war abgetaucht, sein Mobiltelefon tot: Galt habe den Akku entnommen, sodass das Gerät sich nicht aufspüren ließe, berichtete sein Mobilfunkanbieter.
    Sachs telefonierte gerade

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