Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Opfermal

Opfermal

Titel: Opfermal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G Funaro
Vom Netzwerk:
Verdacht zu hegen, dass ihn Claude Lambert hereingelegt haben könnte.
    Das erste Mal war zu Hause auf der Farm, in einem supersüßen Milchshake, den Claude Lambert im Mixer machte. Er bereitete ihn »speziell« zu, wie er sagte, als Begleitung zu zwei riesigen Peperoni-Pizzas, die er bei der Rückkehr von einem Spiel der Little League All Stars in Cary geholt hatte. Edmund hatte in diesem Jahr nicht an dem Spiel teilgenommen, weil er noch zu jung war, aber der Trainer seines Sonntagsliga-Teams in Wilson wollte, dass er dort einen anderen Trainer traf, damit sie Edmunds Würfe mit einer Radarpistole messen konnten, die sie bei dem Spiel einsetzten.
    Edmund und sein Großvater hatten eine ziemlich weite Anreise, trafen aber zu früh auf dem Baseballplatz in Cary ein. Und als sich die älteren Kinder gerade aufzuwärmen begannen, nahm sich einer der Trainer die Zeit, Edmunds Würfe zu messen – er sagte, er sei wirklich beeindruckt von seinem Arm und dass er genauso schnell, wenn nicht schneller, werfe wie die älteren Jungs. Der Trainer gab Edmunds Großvater seine Karte und lud die beiden ein, sich das Spiel anzusehen. Das taten sie, aber Edmund wurde schnell langweilig. Er sah sich Baseball nicht gerne an, und wenn er darüber nachdachte, spielte er es nicht einmal sehr gern.
    Edmund wusste nicht recht, wozu der ganze Ausflug nach Cary überhaupt gut gewesen war, bis sie nach Hause kamen und sein Großvater ihm den Milchshake gab.
    »Das ganze Ballwerfen hinten im Garten wird sich eines Tages für dich auszahlen, Eddie«, sagte Claude Lambert und setzte sich. »Nächstes Jahr steigst du in die höhere Liga auf. Und du wirst immer weiter aufsteigen, wenn du deine Karten richtig spielst.«
    »Du meinst an der Little League vorbei?«
    »Richtig«, sagte sein Großvater. »Little League, Highschool, College und schnurstracks bis zu den Profiklubs, würde ich sagen.«
    »Ich dachte, du willst nicht, dass ich aufs College gehe.«
    »Wenn du wegen Baseball hingehen kannst, ist das eine andere Geschichte.«
    »Aber was, wenn ich nicht aufs College will? Wenn ich nicht mehr Baseball spielen will, sondern einfach bei dir auf der Farm arbeiten möchte?«
    »Jetzt sei nicht dumm, Eddie. Baseball ist ein von Gott geschenktes Talent, das man nicht zurückweisen darf.«
    So hatte es Edmund noch nie betrachtet. Dennoch behagte ihm die Vorstellung nicht, für den Rest seines Lebens Baseball zu spielen.
    »Hast du Young Guns 2 geholt, wie versprochen?«
    »Ja, ich hab’s geholt«, sagte der Alte. »Aber es wird schon spät, und du solltest lieber nicht darüber einschlafen. Du weißt, ich mag diese Cowboyfilme nicht.«
    »Ich schlaf nicht ein, versprochen.«
    »Also gut dann«, sagte sein Großvater. »Trink deinen Milchshake, bevor er schmilzt.«
    Aber Edmund schlief doch vor dem Ende des Films ein. Er wachte kurz vor Sonnenaufgang auf der Couch auf, mit dem schweren und klebrigen Gefühl hinter den Augen. Er suchte nach dem General, fand ihn aber nirgendwo. Gleichzeitig verrieten ihm die schwarzen Löcher jedoch, dass da jemand gewesen war in seinen Träumen – jemand, der auf einem Baseballfeld mit ihm gekämpft hatte, jemand mit einer kratzigen Stimme, der seinen Arm zwang, Bälle zu werfen. Ja, Kämpfen und Baseball, darum war es in dem Traum gegangen – aber zugleich wusste Edmund nicht, ob er es wirklich geträumt oder wegen der Unterhaltung mit seinem Großvater hinterher einfach erfunden hatte.
    Er erzählte dem Alten beim Frühstück von seinem Traum und fragte ihn rundheraus, ob er ihm die Medizin so gegeben hatte wie früher – ohne es ihm zu sagen.
    »Warum sollte ich das tun?«, erwiderte sein Großvater. »Du warst müde und hast zu viel Pizza gegessen, das ist alles. Aber vielleicht hat dein Gewissen versucht, dir etwas zu sagen, Eddie. Vielleicht wollte dir sogar Gott etwas sagen. Immerhin ist Baseball ein gottgegebenes Talent. Dieser ganze Unsinn, nicht mehr spielen zu wollen – das ist die reinste Gotteslästerung.«
    Edmund glaubte nicht, dass es Gott war, der in seinen Träumen zu ihm sprach, und er glaubte auch nicht, dass es Gotteslästerung war, nicht Baseball spielen zu wollen, aber er widersprach nicht. All das schien im Augenblick keine Rolle zu spielen. Das College war noch weit entfernt, und aus irgendeinem Grund hatte er ein so gutes Gefühl beim Gedanken an Baseball wie schon lange nicht mehr.
    Außerdem wollte ihn sein Großvater Young Guns 2 noch einen Tag länger behalten lassen.
    Das

Weitere Kostenlose Bücher