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Opfermal

Opfermal

Titel: Opfermal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G Funaro
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wieder in Bewegung, rückwärts, in Richtung Tür.
    »Ereshkigal«, sagte Edmund, trat einen Schritt vor und fletschte die Zähne.
    Cindys Augen flitzten von der Pistole zu der Blutspur auf der Treppe und zurück zu Edmunds Gesicht. Seine Augen, dachte sie, jene Augen, die sie einst so verzaubert hatten. – Nein, erkannte sie entsetzt, das sind nicht dieselben Augen!
    Edmund lachte wieder – es war ein Lachen, das sich für Cindy mehr wie ein Knurren anhörte.
    »Ereshkigal wird uns helfen«, sagte er und steckte die Pistole hinten in den Hosenbund. Er kam jetzt auf sie zu, und Cindy konnte ihr Herz in der Brust schlagen fühlen, spürte die Angst in sich aufsteigen.
    »Aber wo ist die Mama des Jungen jetzt?«, fragte er und zog sein Hemd aus, um einen blutigen weißen Verband auf seiner Brust zu entblößen. »Wo ist sie?«
    Edmund riss sich den Verband ab und warf ihn auf den Boden. Cindy erstarrte, als sie die Tätowierung und das frische Blut sah, das von seinen Wunden auf den Bauch lief.
    »O mein Gott«, flüsterte sie.
    »Ganz recht«, sagte Edmund. »Dein Gott ist zurückgekehrt.«
    Und dann stürzte er sich auf sie.
    Cindy schrie und rannte zur Tür, ihre Beine waren schwach und schwer wie Zement, als sich ihre Finger um den Türknauf schlossen. Sie machte die innere Tür einen Spalt weit auf, dann war Edmund bei ihr und schlug sie wieder zu. Er packte sie und warf sie zu Boden, und sie rutschte rückwärts, bis sie in einer klebrigen Blutspur zum Stillstand kam.
    Cindy schrie wieder und rappelte sich hoch, versuchte zur Rückseite des Hauses zu laufen, aber Edmund Lambert erwischte sie am Kragen ihrer Jeansjacke.
    »Bitte nicht!«, schrie Cindy, und ihre Tränen flossen, während sie sich aus seinem Griff zu lösen versuchte. Aber Edmund Lambert brüllte nur und entblößte die Zähne, dann schlang er die Arme um sie und schleppte sie die Treppe hinauf.
    86
    Markham taumelte aus dem Werkraum in den dunklen Flur, er stieß an die gegenüberliegende Wand und wäre beinahe gestürzt. Er stolperte rückwärts und stützte sich am Türstock ab. Seine Knöchel und Handgelenke pochten schmerzhaft.
    Er konnte feststellen, dass er in einem schmalen Durchgang war, sah aber nur die Ziegelwand vor sich. Das Licht aus der Werkstatt verfälschte sein Sehvermögen – er brauchte Zeit, sich an die Dunkelheit zu gewöhnen …
    Plötzlich hörte er einen Schrei – den Schrei einer Frau! –, und schwere Schritte donnerten über seinem Kopf. Er fuhr orientierungslos herum, fühlte den Hammer in seiner linken Hand nicht und konnte ihn kaum festhalten, während er versuchte, das Blut in der anderen Hand durch Schütteln wieder zur Zirkulation zu bringen.
    Ein weiterer Schrei, und Markham stützte sich an der Ziegelwand ab. Er machte einen Schritt vorwärts in die Dunkelheit und erspähte ein schwaches Licht, das von einer anderen Tür weiter hinten im Gang kam. Er tastete sich an der Wand entlang darauf zu. Jetzt spürte er auch die Struktur der Ziegel. Das war gut, das Blut zirkulierte wieder. Sein Mut kam ebenfalls zurück, und er spürte, wie sein Verstand klarer und seine Sinne schärfer wurden. Dann hatte er die erleuchtete Tür erreicht.
    Markham hielt erschrocken die Luft an und hob instinktiv den Hammer. Eine Gestalt saß auf der anderen Seite des Raums in einem Lichtkegel – ein Mann mit einem Löwenkopf!
    Der Artikel, den mir Schaap geschickt hat, dachte er, und wie aufs Stichwort erblickte er den breiten Platinring an der rechten Hand der Gestalt – und sah vor sich, wie ihn sein Partner auf dem Konferenztisch im Außenbüro auf dem Tisch hüpfen ließ.
    »Schaap!«, rief Markham und rannte quer durch den Raum. Er packte den Löwenkopf an der Mähne, riss ihn nach oben und erwartete, das Gesicht seines Partner darunter zu sehen – aber da war nichts außer dem goldenen Brett, auf dem der Kopf ruhte; das Brett trug ein geschnitztes Feld, das identisch mit der Tätowierung war, die er auf der Brust des Pfählers gesehen hatte.
    Sein Körper ist der Eingang , hörte Markham den Pfähler sagen, der Löwenkopf fiel ihm aus der Hand, und er trat in lähmendem Entsetzen einen Schritt zurück, ohne den Blick von dem Tempeltor in Kutha nehmen zu können. Sein Partner saß enthauptet darunter.
    Dazu braucht er die Ketten, dachte er. Der Hurensohn hat ihn ausgeweidet und enthauptet – andere wohl auch. Ihre Körper sind der Eingang, durch den er mit dem Löwengott in der Hölle spricht!
    Markham wurde das Herz

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