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Opfermal

Opfermal

Titel: Opfermal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G Funaro
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dreckigen Drogenhändlern, einem dreckigen Anwalt sprechen – das Ajax, das Säubern. Sie wären nicht hier, wenn Sie glaubten, dass es so einfach zu deuten ist, hab ich recht?«
    »Ja. Der Täter hat sich bei Rodriguez und Guerrera nicht die Mühe gemacht, Ajax zu verwenden. War vielleicht nicht wichtig bis Donovan; vielleicht hat er bei ihm etwas anderes gemacht, um das er sich kümmern musste.«
    »Sie glauben, er hat seine Vorgehensweise erst entwickelt?«
    »Ja, das glaube ich.«
    »Die Leichen – haben sie in dieselbe Richtung geblickt?«
    »Gute Frage, aber es war nicht der Fall. Rodriguez und Guerrera haben genau nach Osten geblickt. Bei Donovan wies der Körper nach Westen, und der Kopf war fast im Neunziggradwinkel nach hinten geneigt. Der Täter bringt einen Querbalken in der Leiste an, damit die Leichen nicht abrutschen.«
    »Dann ist er einer, der genau plant. Es geht um mehr als die Gewalttätigkeit des Pfählens. Die Ästhetik ist ebenfalls wichtig. Das Ausstellen.«
    »Und der nach hinten geneigte Kopf?«, fragte Gates. »Die Brille, die offenen Augen?«
    »Wie aus dem Lehrbuch. Das Opfer soll etwas sehen und verstehen. Die Sichtachsen, die Richtungen der Opfer sind jedoch verschieden. Bei Rodriguez und Guerrera, die die Schnur quer übers Gesicht hatten, schauen die Augen fast genau nach Osten. Donovans Körper weist nach Westen, er hat die Schnur um den Hals, sein Kopf ist nach hinten geneigt, er sieht zum Himmel hinauf.«
    »Richtig.«
    »Unser Mann setzt sie nachts ab. Er muss einen Van oder einen großen Pick-up haben. Könnte ein Mondfreak sein. Stimmen die Daten des Verschwindens mit dem Neumond überein?«
    »Nein. An den Abenden, an denen die Opfer zuletzt gesehen wurden, sah es jeweils anders aus. In den Nächten, in denen sie gefunden wurden, war jedoch immer Halbmond – ungenau ausgedrückt; es stand eine Mondsichel am Himmel.«
    »Die Mondsichel«, entfuhr es Markham. »Ist das nicht ein Symbol für den Islam? Ein Stern in einer Mondsichel?«
    »Richtig.«
    »Könnte es sein, dass er Vlad den Pfähler imitiert? Der rumänische Prinz, der Bram Stoker zu seinem Dracula angeregt hat?«
    »Freut mich, dass Sie Ihre Geschichtskenntnisse noch nicht vergessen haben«, sagte Gates und lächelte. »Das war mein erster Gedanke, noch ehe ich die Verbindung zur Mondsichel hergestellt habe. Bevor Stoker ihn als Dracula unsterblich machte, war der historische Vlad immerhin als einer der großen Verteidiger gegen die Ausbreitung des Islams im Mittelalter bekannt. Sicherlich der grausamste, wie sein Spitzname nahelegt.«
    »Und die Opfer?«, fragte Markham. »Irgendwelche Verbindungen zum Islam.«
    »Keine, die wir bis jetzt sehen würden, aber wir überprüfen es noch.«
    Markham dachte nach.
    »Andererseits«, sagte Gates, »könnten wir völlig auf dem Holzweg sein. Dass alles gegen Ende des Monats passiert, könnte auf einen kalendarischen Zusammenhang hinweisen, aber warum wurden Opfer im Februar und April ausgestellt und keines im März? Vielleicht ist alles nur Zufall.«
    »Sie wären nicht hier, wenn Sie das glauben würden.«
    Gates zuckte mit den Achseln und lächelte, seine Augenbrauen wölbten sich wie ein Paar dicke weiße Raupen. Markham blätterte wieder die Akte Donovans und den forensischen Bericht durch.
    »Dieser leichte Kratzer, den der Gerichtsmediziner feststellt«, sagte Markham. »Den er in der Nähe von Donovans rechter Achselhöhe entdeckt hat und der wie eine Pfeilspitze aussieht – ist es das?«
    »Ist das was?«
    »Der Grund, warum Sie hier sind. Der Grund, warum Sie überzeugt sind, dass dieser Kerl ein Möchtegern-Vlad ist und nicht nur irgendein Auftragskiller des Kartells mit einer Vorliebe für Dramatik.«
    »Warum Sie, meinen Sie?«
    »Ja. Warum ich? Warum wollen Sie mich von meiner neuen Aufgabe in Quantico abziehen und nach Raleigh fliegen lassen, wenn Sie gute Leute in Charlotte haben? Denn darauf läuft das Ganze doch wohl hinaus, oder?«
    Gates stand auf und goss den Rest seines Kaffees in die Spüle, er spülte die Tasse aus und stellte sie umgedreht auf ein Küchentuch auf der Anrichte. Das Schweigen, der beabsichtigte dramatische Effekt ist unter seiner Würde, dachte Markham, und plötzlich empfand er Verärgerung.
    Gates ging ans Fenster zurück und schaute auf den Teich hinaus, aber zu Markhams Überraschung rückte er die Brille nicht zurecht.
    »Sie sind jetzt zehn Jahre dabei, Sam«, sagte er schließlich. »Ich habe Sie nur deshalb nicht nach

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